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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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aus dem normalen Leben in die Schatten der Täuschung tritt, wo plötzlich alles möglich erscheint. Für einen Augenblick war er von dem Nervenkitzel berauscht.
    »Warum?« Sie wirkte überrascht, stützte das Kinn auf beide Hände und hörte zu.
    »Ich brauchte Dollars für Indien, und die neue Bank an der US-Botschaft hat den besten Kurs angeboten, deshalb bin ich dorthin gegangen. Aber die wollten mich nicht reinlassen, ohne meinen Rucksack zu durchsuchen.« Er
hielt inne, ging seine Optionen durch und fragte sich, in welche Richtung sich die Geschichte weiterentwickeln würde. »Dann gab es Streit.«
    »Du hättest den Rucksack doch irgendwo einschließen können, zum Beispiel am Bahnhof. Das läuft doch überall so.«
    »Ich weiß. Aber ich war gerade erst in Warschau angekommen. Okay, ich hatte was geraucht. Ich wollte keinen Ärger.«
    »Und du hast dich nur ein bisschen mit denen gestritten?«, fragte Monika, hielt sich eine Hand vor den Mund und unterdrückte ihr Lachen.
    »Was ist daran so lustig?«, fragte er.
    »Nichts. Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie du wütend wirst. Bist du richtig böse geworden? Und ausgeflippt?«
    Sie kokettierte, und wieder fragte er sich, ob sie ein Spiel mit ihm trieb. »Es gab ein kleines Gerangel. Die haben die Polizei gerufen, doch die Bullen hat es nicht gekümmert.«
    »Aber die Amerikaner?«
    »Vielleicht bin ich ja schon paranoid. Ich hatte nur diesen Rucksack bei mir, das ist alles. Ich wollte ihn nicht aufmachen, und da haben die ständig gefragt, was drin ist.«
    »Niemand hat mich gesehen, Mr. Wüterich. Und jetzt bist du bei mir. Ich habe dich ausgecheckt.« Er starrte sie durch den Rauch an. »Aus dem Hostel«, fügte sie hinzu und küsste ihn.

22

    Jago, den wuschelköpfigen Sechsjährigen, hatte Leila schon einmal getroffen, doch im London Eye war sie zum ersten Mal. Fielding hatte ihr zuvor eine E-Mail mit den ungewöhnlichen Daten für Ort und Zeit geschickt und ihr erklärt, dass er ein Patenkind mitbringen würde. Jeder beim MI6 wusste, dass der Vikar eine große Anzahl von Patenkindern hatte (bei der letzten Zählung war man auf vierzehn gekommen). Weniger bekannt war, wie er die Zeit fand, sie alle zu besuchen. Sie hatten wirklich Glück, dachte sie, als Fielding sie an der Schlange vorbei zu einer leeren Gondel des großen Riesenrads führte, das am Südufer der Themse stand. Er scheuchte Leila und Jago vor sich her und nickte dem Angestellten zu, als die Türen sich schlossen. Offensichtlich war Fielding nicht zum ersten Mal hier.
    Während Jago an dem metallenen Handlauf turnte und vollkommen angstfrei auf die Themse hinunterblickte, sah Leila London aus einer ganz neuen Perspektive. Beinahe unmerklich stiegen sie in den Nachthimmel auf, und um sie herum enthüllten die Gebäude Teile, die man von unten nur selten zu sehen bekam. Oberlichter, Fensterputzkräne, geschwungene Kuppeln.
    »Wir versuchen immer, es zum Sonnenuntergang zu
schaffen«, sagte Fielding und blickte nach Westen, wo die hohen Wolken rot leuchteten. »Nicht wahr, Jago?«
    Aber Jago war zu sehr mit einem Passagierschiff beschäftigt, das den Fluss hinauffuhr und Kielwasser wie verstreutes Salz hinter sich herzog.
    »Er ist richtig gewachsen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe«, meinte Leila und bezweifelte, ob es eine gute Idee gewesen war, dass Fielding sein Patenkind zu diesem Gespräch mitgebracht hatte.
    »Ja, ständig werden sie größer«, sagte er und schaute weiterhin nach Westen. »Tut mir leid, dass wir uns hier oben treffen müssen.«
    »Ist doch schön. Ich war noch nie hier.«
    »In Legoland ist es im Augenblick nicht sicher genug.«
    »Nein?«
    Sie nahm an, er meinte den MI5, aber Fielding ging nicht ins Detail. »Halten Sie sich von den Türen fern, dann sind diese Gondeln so gut wie undurchdringlich«, fuhr er fort. »Zumindest oben. Gebogenes Glas, sehen Sie. Manchmal denke ich, im London Eye sind mehr Geheimdienstler unterwegs als Touristen. Es hat sich herumgesprochen.«
    »Onkel Marcus?«, fragte Jago und wartete die Antwort nicht ab. »Sind wir schneller als eine Uhr?«
    »Eine Uhr? Ja, schneller als der lange Zeiger, aber langsamer als der Sekundenzeiger.«
    »Wie spät sind wir dann jetzt?«
    »Wie spät?«, wiederholte Fielding. Deshalb nahm er so gern Patenschaften an: Die Gedankensprünge von Kindern hielten sein Gehirn fit. »Fast zwölf Uhr«, sagte er
und zwinkerte Leila zu. »Wenn wir oben sind, ist es genau Mitternacht.«
    »Und auf dem Weg

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