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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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glauben?«
    »Stephen Marchant hat seiner Familie seit 1980, als er in Delhi stationiert war, Geld überwiesen.«
    »Mein Gott, und damit rücken Sie erst jetzt raus?«

    Fielding ging über diese Frage einfach hinweg. »Monatliche Zahlungen an den Vater, und zwar nach dessen Entlassung aus britischen Diensten.«
    »Hat der nicht mal in unserer Botschaft gearbeitet?«
    »Einige Jahre lang, ja.«
    »Und warum hat Marchant ihn bezahlt? Dhar war doch noch ein Kind.«
    »Ich weiß.« Das war die einzige Frage, auf die Fielding keine Antwort hatte.
    »Aber Sie glauben, das macht Dhar zu einem guten Jungen und bestätigt nicht etwa unsere schlimmsten Befürchtungen bezüglich Stephen Marchant? Sie müssen die Klugscheißerei entschuldigen, aber aus unserer Sicht scheint das Geld für Informanten nicht besonders schlau investiert worden zu sein: zwei Anschläge auf US-Botschaften, dazu der auf den Marathon.«
    »Niemand sagt, er gehöre zu uns, Sir«, sagte Carter. »Dennoch glauben wir, er könnte überredet werden, für die Briten zu arbeiten.«
    »Und Daniel Marchant ist der Einzige, der das bewerkstelligen könnte«, fügte Fielding hinzu. »Dhar wäre das höchstrangige Al-Kaida-Mitglied, das je mit dem Westen kooperiert hat. Wir könnten den Jackpot knacken.«
    Es folgte eine Pause, und einen Moment dachte Fielding, die Verbindung nach Langley sei abgebrochen. Aber er wusste, der Plan klang überaus verlockend für einen alten Spion wie den Direktor der CIA.
    »Ich kann Marchant und Dhar nicht frei in Indien herumlaufen lassen, wenn der Präsident eintrifft. Der DNI würde das niemals zulassen. Und ich könnte ihm daraus keinen Vorwurf machen.« Wieder verstummte er. »Sie
haben vierundzwanzig Stunden, um herauszufinden, auf welcher Seite Dhar steht, und dann holen wir uns die beiden.«
     
    Die beiden Frauen, Kirsty und Holly, hatten ein Schlafwagenabteil mit drei Betten und Klimaanlage im Mangala Express gebucht, was deutlich bequemer war als Marchants Platz in der Holzklasse. Das Abteil war nicht durch Wände, sondern durch Vorhänge vom Gang des Waggons getrennt. Das Licht war bereits gedämpft, und obwohl Delhi erst eine Stunde hinter ihnen lag, herrschte eine Atmosphäre wie in einem Internatsschlafsaal. Leises Schnarchen mischte sich unter das Rattern der Räder. In Marchants Dritte-Klasse-Abteil dagegen drängten sich die Menschen und schienen die Absicht zu haben, den ganzen Weg bis Kerala, das zweitausend Kilometer weiter im Süden lag, zu essen, zu rülpsen und zu streiten. Betten gab es nicht, nur die harten Bänke.
    Die beiden Frauen hatten ihre Plätze in zwei Dreibettgestellen, die einander gegenüberlagen. Sie schliefen auf den beiden oberen Liegen, während eine Familie aus Kerala mit einem Kind die unteren belegt hatte. Die Schlafkoje unter Holly war frei gewesen, und dort lag Marchant jetzt und unterhielt sich mit Kirsty.
    »Du kannst die ganze Nacht hierbleiben, wenn du möchtest«, sagte sie und blickte hinüber zu Holly. »Sie schläft schon. Wir waren zu dritt, aber Holly und Anya haben sich ein bisschen gestritten, und deshalb ist Anya in Delhi geblieben. Das ist ihr Bett.«
    »Ich werde mal sehen, ob der Schaffner mir den Platz überlässt«, meinte Marchant. Er konnte den Kontrolleur
hören, der durch den Waggon ging. Vor einiger Zeit hatte jemand vom Personal, der Laken und Decken vorbeigebracht hatte, ihn misstrauisch beäugt.
    Holly und Kirsty waren Engländerinnen, Anfang zwanzig und unterwegs nach Goa. Sie wollten eine sechsmonatige Weltreise unternehmen und waren inzwischen zwei Wochen in Indien. Holly, die Jüngere, befand sich bereits im Kriegszustand mit dem Subkontinent und hatte über das Essen, die Männer, das Rumoren in ihrem Bauch und den Zustand der öffentlichen Toiletten gemeckert, ehe sie eingeschlafen war. Der Streit im Bahnhof hatte ihr arg zugesetzt. Kirsty war lockerer und hatte weder Probleme mit dem Wetter noch mit dem Darm. Ihre entspannte Art hatte Marchant an Monika erinnert, und sie hatten sich sofort gut verstanden.
    »Hast du das gehört?«, fragte Kirsty und deutete mit dem Kopf zum Gang. Marchant lauschte. Jemand protestierte, weil man ihm nicht gestattete, auf einem freien Platz zu sitzen. Der Schaffner sagte etwas von Wartelisten, Buchungen drei Monate im Voraus und der Polizei. Marchant und Kirsty blickten sich an.
    »Komm hier rauf. Du kannst dich unter meiner Decke verstecken.«
    Marchant sah nach unten. Der Mann aus Kerala, ein Ingenieur, der ihm vorhin

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