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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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würden in Zukunft noch durch die Maschen schlüpfen?

    »Wir haben immer ein wenig gegenseitig aufeinander aufgepasst«, fuhr Myers fort.
    »In welcher Hinsicht?«
    »Na ja, so dies und jenes.«
    »Und?«
    »In Cheltenham haben wir am Morgen des Marathons ein Gespräch aufgeschnappt. Ich habe es an sie weitergeleitet und sie gebeten, auf sich aufzupassen.«
    »Haben Sie das irgendwem sonst gesagt?«
    »Nein. Zu dem Zeitpunkt habe ich es für unwesentlich gehalten. Ich wusste, sie würde den Marathon laufen. Sie hat sich bedankt und mir gesagt, sie würde es weiterleiten, doch das hat sie nie getan, wie ich weiß.«
    »Und jetzt halten Sie es nicht mehr für unwesentlich?«
    »Ja, genau.«
    »Warum?«
    »Mein Vorgesetzter hat kürzlich Anweisung vom MI6 erhalten, sich ausschließlich auf die Golfregion zu konzentrieren. Heute haben wir wieder etwas abgefangen. Aus einer Telefonzelle in Delhi. Wieder Leilas Stimme. Ich habe es mit einem Stimmprofil abgecheckt. Sie wollte mit ihrer Mutter sprechen - die sich in Teheran aufhält.«
    Er reichte Fielding das nächste Transkript.
    Leila (Farsi): »Mama. Ich bin es, Leila. Bald wird alles besser werden.«
    Unidentifizierte Männerstimme (Farsi): »Ihre Mutter ist im Krankenhaus.«
    Leila: »Wer spricht da?«
    Unidentifizierte Männerstimme: »Ein Freund der Familie. [Männerstimmen im Hintergrund] Sie ist
wohlauf und wird, inschallah, die beste Behandlung bekommen, die für Dollars zu haben ist.«
    Leila: »Ich will, dass man sich gut um sie kümmert, das war die Abmachung.«
    Unidentifizierte Männerstimme: »Ich werde ihr ausrichten, dass Sie angerufen haben. Und dass ihre Gesundheit in Ihren Händen liegt.«
    [Ende]
    »Wissen wir, zu wem diese männliche Stimme gehört?«, fragte Fielding und reichte das Papier zurück.
    Myers zögerte. »Ali Mussawi, ein hoher Beamter beim VEVAK, dem iranischen Ministerium für Nachrichtenwesen und Sicherheit.«
    »Den kenne ich«, meinte Fielding. »Dem bereitet es Freude, Bahai zu schikanieren.«
    »Hat der auch Spaß daran, Anschläge auf Marathonveranstaltungen zu organisieren?«
    »Wieso?«
    »Ich habe mir noch einmal angehört, was wir in jener Nacht vor dem Lauf aufgefangen hatten. Wir hatten nur die eine Seite eines Gesprächs, und zwar das Londoner Ende. Südindischer Akzent, ein sauberes Handy.« Myers gab Fielding ein drittes Transkript. »Aber der Anruf kam aus dem Iran. Heute Nachmittag ist es mir endlich gelungen, die Nummer aufzuspüren. Sie wurde schon einmal in diesem Jahr von Ali Mussawi benutzt.«
    Fielding blickte Myers an. Wie immer beim Geheimdienst war das kein endgültiger Beweis, aber ihm genügte es. Er las:
    Unidentifizierte Männerstimme (Englisch, südindischer Akzent): »Fünfunddreißigtausend Läufer.«
    Anrufer: [keine Daten, verschlüsselt, aus Iran]
    Unidentifizierte Männerstimme: »Acha. Acht Minuten dreißig.«
    [Ende]
    Fielding bat um die beiden anderen Transkripte und las sie erneut.
    »Danke, dass Sie mir das gezeigt haben«, sagte er und überflog die Seiten. »Sie sind ein ganz schönes Risiko eingegangen.«
    »Wir haben gehört, die Amerikaner würden für die Pflege von Leilas Mutter im Austausch für ihre Arbeit zahlen. Ihre Mutter ist eine Bahai, deshalb haben sie die alte Frau gern unterstützt.«
    »Das haben wir auch gehört.«
    »Der VEVAK betrachtet alle Bahai als zionistische Agenten. Die haben Wind von der Sache bekommen, sind bei Leilas Mutter aufgetaucht und haben Leilas Anrufe angenommen.«
    »Das wäre eine logische Erklärung. Aber falls diese Vereinbarung zwischen Leila und den Amerikanern geheim war, wovon wir ausgehen müssen, warum sollte sie dann einem unbekannten Iraner, der am Telefon ihrer Mutter ist, sagen: ›Ich will, dass man sich gut um sie kümmert, das war die Abmachung‹?«
    Myers saß still da und starrte in den Fußraum des Wagens. Einen Augenblick lang fürchtete Fielding, ihm sei übel geworden. Dann sah Myers wieder auf und wandte sich dem Chef des MI6 zu.

    »Leila hat überhaupt nicht für die Amerikaner gearbeitet, oder?«
    »Nein, das hat sie nicht.«
    »Und es gab keinen amerikanischen Maulwurf im MI6.«
    »Nein. Keinen amerikanischen. Der Maulwurf stammte aus dem Iran und arbeitet jetzt für die CIA in Delhi, zweiundsiebzig Stunden ehe dort der neue Präsident der Vereinigten Staaten landet. Ich fürchte, ich muss Sie irgendwo absetzen.«

35

    Marchant hörte die Polizei, ehe sie seinen Waggon erreichte. Er lag mit offenen Augen neben Kirsty und

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