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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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lauschte den Schlafgeräuschen um sich herum. Im Hintergrund nahm er die leisen und drängenden Stimmen von Autoritätspersonen wahr. Er löste sich aus Kirstys schlaffer Umarmung, schwang sich nach unten zum Boden und setzte lautlos auf. Er musste sich beeilen. Die Polizei arbeitete sich von beiden Seiten durch den Zug vor.
    Marchant trat aus dem Schlafbereich in einen kleinen Raum am Ende des Waggons. In einer Kabine mit der Aufschrift »Wäsche« schlief ein junger Mann vom Zugpersonal auf einem Klappbett. Über ihm waren in Regalen ordentlich gefaltet Kissen und Decken gestapelt. Die Tür war angelehnt. Leise zog Marchant sie zu. Dann öffnete er die Tür nach draußen. Die Nacht war warm, das Land in der Umgebung flach: Reisfelder. Marchant schätzte die Geschwindigkeit des Zugs auf fünfzig Stundenkilometer - nicht schnell, aber zu schnell, um abzuspringen.
    Neben sich sah er einen kleinen Metallschrank mit der Aufschrift »Elektrik«. Er zog an der verbeulten Klappe. Das Schloss war schon vor langer Zeit aufgebrochen worden, und das Türchen ließ sich leicht öffnen. Die Stimmen
hinter ihm wurden lauter. Er sah in beide Richtungen und betätigte dann alle Schalter, die nach oben standen. Zwei Lampen über ihm gingen aus, dazu die trüben Nachtlichter im Waggoninneren. Das würde ihm ein paar Sekunden einbringen. Er vergewisserte sich, dass kein Notlicht angesprungen war, reckte sich daraufhin bis zu der Stufe vor der offenen Tür und hielt sich am Handlauf daneben fest. Er setzte den linken Fuß auf die Tür und zog sich nach oben, dabei warf er einen Blick auf den Ausdruck der Passagierliste, die in Delhi außen an den Zug geklebt worden war: Name, Geschlecht, Alter.
    Einen Moment lang hing er horizontal über dem Boden, der sich unter ihm bewegte, und glaubte, er würde fallen, doch mit der linken Hand konnte er den oberen Rand der Tür packen und sich weiter nach oben ziehen. Im nächsten Moment passierte der Zug einen Signalmasten aus Beton, der an seinem aufgeblähten T-Shirt entlangstrich. Der Adrenalinstoß machte seine Beine schwer, und seine Kräfte ließen nach.
    Er sah nach beiden Seiten, griff nach der Kante des Zugdachs, zog sich wieder hoch und setzte einen Fuß auf die kleine Lampe über der Passagierliste. Im nächsten Augenblick lag er flach auf dem Dach. Er dachte an Shah Rukh Khan, der in Dil Se - Von ganzem Herzen auf einem Zug tanzte, doch er fühlte sich überhaupt nicht wie ein Filmstar, während er sich auf das schmutzige Dach drückte und nach Brücken Ausschau hielt.
    Noch war er nicht in Sicherheit. Er beugte sich über die Seite, packte die schwere Tür und schlug sie zu. Die Tür ging zu, schloss sich aber nicht vollständig. Er hatte keine Zeit, sie richtig anzudrücken. Er krabbelte über das Dach
des Zuges in Richtung der Dritte-Klasse-Abteile und hielt seinen Körper so flach wie möglich.
    Unter ihm betrat eine Gruppe Polizisten den Waggon vom anderen Ende her, arbeitete sich durch schlafende Familien vor und suchte nach jemandem. Als sie bei Kirstys und Hollys Abteil ankamen, schickte der befehlshabende Polizist eine Kollegin vor, die zwischen die Bettgestelle trat. Hollys Gesicht war deutlich zu sehen, Kirsty hingegen war unter ihrer Decke verborgen.
    »Bitte aufwachen, Madam, wir müssen Ihre Pässe kontrollieren«, sagte die Polizistin und zupfte an Kirstys Decke. Dann wandte sie sich an Holly, die bereits die Augen aufgeschlagen hatte. »Den Pass, bitte, Madam? Polizeikontrolle.«
    Holly setzte sich auf und suchte verschlafen in ihrem Rucksack, den sie am Fußende des Bettes verstaut hatte. »Kirsty, wach auf«, rief sie ihrer Freundin zu, die noch immer schlief. »Kirsty?«
    Kirsty rührte sich, blinzelte die Polizistin an, deren Kopf sich knapp unter ihrer Matratzenhöhe befand. Instinktiv drehte sie sich um, weil Marchant hinter ihr hätte liegen sollen, und dann blickte sie die Frau an.
    »Vermissen Sie etwas?«, fragte sie Kirsty.
    »Nur meine Tasche.«
    »Ist es diese?«, fragte die Polizistin und tippte an den Rucksack zu ihren Füßen.
    Kirsty nickte, nahm den Pass aus dem Geldgürtel, den sie um den Bauch trug, und strich ihr Haar halb im Schlaf zurück. Wo war David? Sie hatte nicht mitbekommen, dass er verschwunden war. Die Frau schaute sich die beiden Pässe an und reichte sie dann weiter an den Kollegen.
Holly warf Kirsty einen fragenden Blick zu, die daraufhin jedoch nur mit den Schultern zuckte.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Kirsty.
    »Wir suchen nach

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