Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
Vom Netzwerk:
rekrutiert und denen er seinen Ruf in Delhi, Moskau,
Washington und Paris zu verdanken hatte, hatten ihn mit tiefem Abscheu vor der Menschheit und ihrer Bereitwilligkeit zum Verrat erfüllt.
    »Haben Munroes Babysitter keine Funkverbindung?«, fragte Marchant. Nach dieser Geschichte würde für ihn und Leila vielleicht alles leichter werden. Die Familienehre wäre wiederhergestellt, und er würde seinen alten Job zurückbekommen.
    »Untereinander schon«, antwortete Leila, »aber nicht nach draußen.«
    »Das wundert mich nicht. Gibt es einen Code? Irgendetwas, damit ich dem Botschafter klarmachen kann, dass ich nicht aus Albanien komme und ihn lediglich um seine Armbanduhr erleichtern will?«
    »Sag ihm, es handele sich um ein DefCon 5. Versuch es mit ›Operation Kratos‹, wenn das nicht genügt. Sobald du das GPS hast, überrede Munroe, sofort die Strecke zu verlassen. Er muss vor der Tower Bridge raus sein.«
    »Was hat es mit der Brücke auf sich?«, fragte Marchant, auch Pradeep hatte sie erwähnt.
    »Dort bildet sich das größte Gedränge, abgesehen vom Zieleinlauf. Wir sind dabei, den Bereich zu räumen. Das Bombeneinsatzkommando ist unterwegs. Streifenpolizisten sammeln sich in den Nebenstraßen zwischen euch und der Tower Bridge.«
    Plötzlich herrschte Stille in der Leitung. Es gab nichts mehr zu sagen. Marchant lief wieder zu Pradeep.
    Er hatte für die letzten Kilometer ein paar Geleebohnen eingesteckt, entschied jedoch, sie jetzt hervorzuholen und sie Pradeep anzubieten, der schon beim Anblick allein ein bisschen munterer wirkte.

    »Besser als das Gel«, sagte Marchant und nahm selbst einige, nachdem sich Pradeep gierig eine Handvoll gegriffen hatte. »Ich rede mit dem Botschafter, dann komme ich zurück«, sagte Marchant. »Es wird schon gut gehen, versprochen. Sab theek ho jayega, Pradeep . Alles wird gut.«
    Marchant hoffte, sein eingerostetes Hindi habe Pradeep ein wenig Mut gemacht, während er zum Botschafter aufschloss. Er wusste einiges über Turner Munroe, der vor sechs Monaten in London angefangen hatte. Munroe war ein Kriegstreiber und vor allem dafür bekannt, dass er mit seiner Meinung über den Iran nicht hinter dem Berg hielt. Wenn es nach ihm ginge, sollte man dort durch militärische Intervention einen Regimewechsel herbeiführen. Er hatte im ersten Golfkrieg gekämpft und war ausgezeichnet worden. Marchant wusste zudem, dass er ein Fitnessfreak war, der gern mit iPod lief.
    Die Erfahrung hatte Marchant gelehrt, sich ans Protokoll zu halten, wenn er es mit Amerikanern zu tun hatte (das verringerte die Gefahr, erschossen zu werden), also näherte er sich zuerst den Vorposten des Botschafters. Als er erklärte, dass sie sich mitten in einem gefährlichen DefCon-5-Vorfall befanden, fragten sie ihn nach einem Ausweis, wie Marchant es erwartet hatte. Schließlich, als er einen seiner alten CIA-Kontakte nannte, der noch immer in London arbeitete, ließen sie ihn zum Botschafter vor, jedoch erst, nachdem sie ihrem Boss kurz Bericht erstattet hatten.
    »Und, alles klar?«, fragte Munroe und nahm einen Ohrhörer aus dem rechten Ohr. Marchant hätte schwören
mögen, er höre Bruce Springsteen. »Das ist doch nur ein Scherz mit dem DefCon 5, oder?«
    »Nein, Sir, ich fürchte, das ist sehr ernst«, antwortete Marchant, der wusste, Munroe würde das »Sir« gefallen.
    »Wissen Sie, dass ich noch nie unter 3:30 gelaufen bin? Boston: 3:35:10, Chicago: 3:32:20. So wie ich jetzt im Rennen liege, würde ich 3:29:30 schaffen, und Sie sagen mir, ich soll aufhören.«
    »Wenn Sie weitermachen, könnte es Ihr letzter Lauf gewesen sein«, sagte Marchant.
    »Ach, tatsächlich?«, erwiderte Munroe sarkastisch. Marchant sah einen der schwitzenden Sicherheitsleute an, der mit dem Kopf zum Straßenrand deutete.
    »Sir, wir müssen den Lauf beenden«, sagte der Mann und bewegte sich neben den Botschafter. Gleichzeitig rückte sein Kollege auf der anderen Seite näher.
    »Zuerst brauche ich allerdings Ihren Sat-Runner«, sagte Marchant.
    »Was soll das werden? Ein Raubüberfall?«, fragte Munroe. »So erscheint es mir jedenfalls. Ausgeraubt beim London Marathon. Wer wird mir das glauben?«
    »Ich brauche unbedingt das GPS«, beharrte Marchant, während die Babysitter Munroe zum Straßenrand navigierten. »Und bitte nicht langsamer werden.«
    Munroe sah ihn an, während er das Armband öffnete und Marchant den Empfänger reichte. »3:29:30. Persönliche Bestleistung wäre das gewesen, und das trotz der Hitze.

Weitere Kostenlose Bücher