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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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unterwegs, wo es einen Weg zu der kleinen Straße nach Gokarna gab. Marchant schätzte, falls er sich jetzt auf den Rückweg machte, wären sie schon am Namaste Café vorbei, wenn er am Ufer ankäme.
    Nachdem er zwei Minuten geschwommen war, fiel ihm auf, dass er nicht vorankam. Während er Wasser trat und die Polizei beobachtete, hatte er die kleine Felsspitze stets im Auge behalten und seine Position ständig überprüft, für den Fall, dass es Strömungen gab. Er war nur wenig zur Seite abgetrieben worden, doch nun stellte er fest, dass er langsam aufs Meer hinausgezogen wurde. Er hätte es mit dem Chillum nicht übertreiben sollen.
    Er schwamm kräftiger und mit schnelleren Zügen. Aber als er anhielt und sich umsah, erkannte er, dass er noch weiter aufs Meer hinausgetrieben worden war. Er schaute hinüber zu der Fregatte, die hinter ihm am Horizont lag. Zum ersten Mal verspürte er leichte Panik. Seine Arme wurden schwerer, das Meer kälter und tiefer. Alles würde gut sein, wenn er nur den Kopf über Wasser behielt.
    Das Meer war ruhig, aber beim nächsten Zug schluckte er versehentlich einen Mundvoll Wasser. Als er hustete,
erinnerte er sich an das Tuch in seinem Hals, das gedreht wurde und sich tiefer hineinbohrte. Er würgte, und Meerwasser strömte ihm in die Nase. Mit jedem Zug schien sich das Land weiter zu entfernen und weiter hinter der Dünung zu verschwinden. Als Nächstes kam die Folie, ein Schlauch in seinem Mund bis tief in den Magen.
    Stufe drei hatte er nie erreicht. Stattdessen holte er tief Luft und tauchte unter die Wellen zu einem Ort, wo er seine Arme ausstrecken und Richtung Strand strampeln konnte. Hier in der Stille erlangte er die Beherrschung zurück und stellte sich der Angst. Jetzt war Sebastian bei ihm, und er lag nicht mehr am Boden des Swimmingpools, sondern schwamm hinauf zur Oberfläche und lächelte. Er schob sich durch die Dunkelheit voran, wurde mit jedem Zug stärker, bis seine Lungen zu platzen drohten.

40

    Paul Myers hatte seit der Schulzeit keine so heftigen Prügel mehr kassiert. Den Schmerz, den die gebrochene Nase verursachte, hätte er noch ertragen können, aber nicht den Verlust der Brille, die durch die Wucht des Schlags auf den Boden gefallen war. Man hatte sie ihm abgenommen, als man ihm die Haube über den Kopf zog, und sie ihm dann zur Belustigung seiner Peiniger wieder aufgesetzt.
    Das Knirschen, als sie zertreten wurde, schmerzte schlimmer als der zweite Hieb, bei dem seine Oberlippe aufplatzte wie eine Weintraube. Instinktiv krümmte er sich zusammen, doch das half wenig. Sie waren mindestens zu dritt, und als Nächstes bekam er einen Tritt in den Rücken, genau in die Nieren. Zum Kämpfen hatte man ihn nie gebrauchen können.
    Myers war von einer Bar zur anderen gezogen, nachdem Fielding ihn am Trafalgar Square herausgelassen hatte, und hatte gehofft, seine Erinnerungen an Leila ertränken zu können. Außerdem hatte er keinen Platz zum Schlafen (die Wohnung des Freundes in North London hatte er erfunden). Als er gegen neun Uhr morgens durch den St. James’s Park schlenderte, war der Van mit blinkenden Warnleuchten langsam zu ihm aufgeschlossen. Auf der Seite war die Aufschrift der Parkverwaltung
zu sehen, doch die Männer, die aus den hinteren Türen sprangen, zeigten wenig Interesse am Laubfegen.
    Die Fahrt hatte ungefähr fünfzehn Minuten gedauert. Er hatte keine Ahnung, wohin man ihn brachte, aber das Motorgeräusch des Vans bekam, kurz bevor man anhielt, ein Echo, was auf ein Parkhaus hindeutete. Irgendwie vermutete er Leila hinter dem Überfall, allerdings schob er ihr inzwischen für alles die Schuld zu, seit er ihren Verrat entdeckt hatte.
    Sobald die Türen des Transporters aufgingen, begann die Prügelei. Sie zerrten ihn hinaus auf den kalten Beton. Der Sturz aus dem Wagen hätte eigentlich wehtun sollen, doch er war zu betrunken, um die Tritte zu spüren. Er erkannte nicht einmal die Stimme von Harriet Armstrong, die den Kerlen befahl aufzuhören.
     
    Die drei Fischer entdeckten den Touristen zweihundert Meter backbord vom Bug ihres fünf Meter langen Holzbootes. Der Besitzer sagte seinem Sohn, er solle den Kurs ändern, damit sie den Mann an Bord holen könnten. Es war nicht der erste Tourist, dem sie das Leben retteten, und es würde nicht der letzte sein. Meistens waren sie betrunken, bekifft oder auf LSD. Er hatte einen Cousin in Goa, der meinte, dort sei es noch schlimmer. Aber die Reisenden aus dem Westen hatten auch ihr Gutes. Sie

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