Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
Vom Netzwerk:
feierten gern Grillfeste am Strand, und dazu kauften sie den Thunfisch direkt von seinem Boot, und zwar zum dreifachen Preis dessen, was er auf dem Markt in Gokarna verlangen konnte.
    Dieser hier war ziemlich weggetreten, als er ihn mithilfe seines Sohns über die Kante hievte. Der Mann war
in Kleidung schwimmen gegangen. Nachdem der Tourist zusammengerollt auf dem Boden des Bootes lag, stieß der Besitzer ihm mit dem Fuß vorsichtig in den Bauch. Der Mann stöhnte und spuckte Meerwasser aus.
    »Wahrscheinlich wohnt er bei Shankar«, sagte der Bootsbesitzer.
    Marchant erwachte, ehe es ganz hell geworden war, und einen Moment lang glaubte er, wieder in seinem Kinderzimmer in Tarlton zu liegen. Die Matratze war dünn und hatte ihn in den Minuten vor dem Aufwachen in die Zeit zurückgebracht, in der er mit Sebastian in dem Spielzelt in ihrem Zimmer auf dem Boden geschlafen hatte. Nachdem sich seine Augen an das orangefarbene Licht der Dämmerung gewöhnt hatten, erkannte er, dass der Baumwollstoff über ihm kein Zeltdach, sondern ein Moskitonetz war.
    Er konnte sich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein. Das Meer hatte jedes Quäntchen Energie aus seinem Körper herausgesaugt und sich dann seinen Kopf vorgenommen. An die Rettung konnte er sich nicht erinnern, doch daran, wie er in seinen kleinen Raum getragen worden war, und an Shankars Stimme. Da hatte er gewusst, dass er nicht an Bord der amerikanischen Fregatte gelandet war.
    Auf wackeligen Beinen ging er nach draußen und schaute sich am Strand um. Abgesehen von den Kühen, die in einer Gruppe zwischen Café und Meer standen, war er verlassen. Nur in der Ferne saß eine einsame Gestalt. Die See war ruhig und schwappte sanft an Land. Und dann sah Marchant die eckigen Umrisse der Fregatte, die drei Kilometer vor dem Ufer lag und sich lediglich
ein kleines Stück die Küste hinunter bewegt hatte. Heute musste er Salim Dhar finden.
    Nachdem er seinen Geldgurt aus dem Sand gegraben hatte, traf er im Café auf Shankar, der mit einem Messer eine Kokosnuss bearbeitete, die Spitze abschlug und einen Strohhalm hineinsteckte. Er stellte sie auf einen Tisch zu einer Reihe anderer Kokosnüsse, aus denen ebenfalls Strohhalme ragten. In der Nacht war ein türkisblaues Fischerboot auf den Strand gezogen worden, mitten zwischen die Stühle, die überall im Sand verstreut lagen. Den Namen, Bharat , hatte man in weißen Buchstaben hinter dem hohen Bug aufgemalt. Irgendwie kam ihm das Boot bekannt vor.
    »Bei wem muss ich mich für die Rettung bedanken?«, fragte Marchant und setzte sich zu Shankar. »Beim Besitzer des Bootes?« Er deutete mit dem Kopf darauf.
    »Er meinte, du solltest nicht in Kleidung schwimmen gehen.«
    »Ich suche jemanden. Bruder Salim.«
    Shankar hatte sich die nächste Kokosnuss genommen und hielt kurz inne, ehe er weiterarbeitete.
    »Kannst du mir helfen, ihn zu finden?«, fragte Marchant und ließ das Messer nicht aus den Augen. Er wusste, er sprach mit der richtigen Person.
    »Dann hat die Polizei also nach dir gefahndet?«
    »Kannst du mir helfen?«
    »Das Boot legt nach dem Frühstück ab.«
    »Zum Shanti Beach?«
    Shankar stand auf und ging davon, dabei fiel ihm eine der Kokosnüsse herunter. »Frühstück. Du stellst zu viele Fragen.«

41

    Fielding setzte die Flöte an die Lippen und spielte Telemanns Sonate in F-Moll. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal tagsüber mitten in der Woche in seiner Wohnung gewesen war. Es kam ihm vor, wie im Krankenzimmer der Schule liegen zu müssen, während alle anderen beim Unterricht waren. Am Dolphin Square war überraschend viel los gewesen, als der Fahrer ihn am Seiteneingang abgesetzt hatte. Das Leben ging hier also auch weiter, nachdem die Angestellten morgens ihre Häuser verlassen hatten, um ins Büro zu gehen.
    Sein Fahrer hatte gefragt, ob er warten solle, und Fielding hatte gezögert. Die Frage war nicht, wie lange es dauerte, sondern eher, ob er überhaupt jemals wieder in den offiziellen Dienstwagen des MI6-Chefs steigen würde. Am Ende hatte er ihn zurück ins Büro geschickt. Nun verlor er sich im ersten Satz von Telemanns Sonate und hoffte, er würde einen Grund finden, ins Hauptquartier zurückzukehren.
    Der mächtigste Mensch auf dem Planeten würde sich in Kürze in den Schutz einer Person begeben, die im Dienst eines feindlich gesinnten Staates stand. Die Zukunft der freien Welt hing am seidenen Faden. Aber die Sache hatten Straker und Spiro, Armstrong und Chadwick in die Hand

Weitere Kostenlose Bücher