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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Sieh im Schlafzimmer nach!«
    Ich lag wie tot da. Ich hatte einfach nicht die Kraft, mich zu bewegen oder auch nur die Augen zu öffnen. Jede Stelle meines Körpers tat mir weh. Um mich herum herrschte hektische Betriebsamkeit, eine Decke wurde über meinen halbnackten Körper gebreitet, und dann ertönte eine Sir e ne. Kräftige Arme hoben mich auf eine Bahre. Kalte Luft schlug mir ins Gesicht. Ich öffnete die Augen.
    Ich befand mich auf der Straße vor meiner Wohnung. Obwohl es Nacht war, schien es einen Haufen Lichter zu geben: das Orange der Straßenlaternen, das pulsierende Blau des Krankenwagens.
    Ein Mann in grünem Overall beugte sich über mich. »Alles am Start, mein Junge. Das wird schon wieder.«
    Sie schoben die Bahre in den Krankenwagen. Erneut fuhr der Schmerz durch meinen Körper. Ich war entsetzlich müde, und dann wurde alles wieder schwarz.
    M ein zweiter Krankenhausaufenthalt war noch um einiges kürzer als mein erster. Man entließ mich am nächsten Morgen mit der Ermahnung, wiederzukommen, falls die Kopfschmerzen schlimmer werden sollten. Ich hatte eine schmerzhafte Beule am Kopf, ansonsten aber ein eher etwas benommenes Gefühl als richtige Kopfschmerzen. Darüber hinaus war ich mit blauen Flecken übersät. Zwei taten richtig weh, einer am Rücken und einer auf dem Oberschenkel. Böse Vorahnungen beschlichen mich, als ich mit dem Taxi nach Hause fuhr. Die Wohnung war ein einziges Chaos. Ein paar Sachen hatten sie gestohlen: ein Paar goldene Manschettenknöpfe, die ich von meinen Eltern zum achtzehnten Geburtstag bekommen hatte, den Videorecorder und meinen Mac.
    Verdammter Mist! Auf der Festplatte war meine Dissertation gewesen, die Arbeit dreier Jahre. Ich ließ mich aufs Sofa fallen und starrte die leere Stelle auf dem Schreibtisch an, wo mein Computer gestanden hatte. Ganz ruhig! So schlimm konnte es unmöglich sein. Unter dem Schrei b tisch standen ja noch die drei Kartons. Meine Notizen. Hoffentlich hatten sie mir wenigstens den Ausdruck gela s sen!
    Ich hastete zu den Kartons und riß sie mit fliegenden Fingern auf. Meine Notizen und der Ausdruck dreier Kapitel waren unangetastet. Aber der Rest? Weg! Ich schlug die Hände vors Gesicht. Es würde mich Monate kosten, das Ganze noch einmal zu schreiben.
    So saß ich inmitten der Trümmer meines Lebens auf dem Boden. Bücher und herausgerissene Schubladen lagen um mich herum. Mein ganzer Körper schmerzte, und ich war noch immer wie betäubt. Meine Stellung hatte ich verloren. Monate nervtötender Textrekonstruktion lagen vor mir, um die Dissertation wieder auf den Stand zu bringen, auf dem sie sich vor dem Einbruch befunden hatte. Und Isabel war entweder tot oder in einem Dreckloch eing e sperrt, das Tausende von Kilometern entfernt war.
    Das Telefon klingelte. Ich kroch hinüber und nahm ab.
    »Hallo.«
    »Nick?«
    Es überlief mich kalt. Die tiefe Stimme gehörte unverkennbar Eduardo.
    »Ja?«
    »Ich wollte mich einfach bei Ihnen melden und mich erkundigen, wie es Ihnen so geht.«
    »Sie wissen verdammt gut, wie es mir geht. Schließlich haben Sie mich zusammenschlagen und meine Wohnung zerlegen lassen!«
    »Ach, Sie sind überfallen worden? Sie glauben gar nicht, wie leid mir das tut.« Eduardo machte sich nicht die Mühe, den Spott in seiner Stimme zu unterdrückten. »Die brasilianische Presse brachte gestern einen unglückseligen B e richt. Höchst bedauerlich. Denken Sie dran. Ich habe ein wachsames Auge auf Sie. Und ich wünsche mir, daß Sie sich ruhiger als ruhig verhalten, ist das bei Ihnen ang e kommen?«
    »Fick dich ins Knie, du Arschloch!« brüllte ich und knallte den Hörer auf die Gabel.
    Das Aufräumen dauerte eine schiere Ewigkeit. Ich war zutiefst deprimiert, steif und langsam. Einmal wurde ich von einem Polizeibeamten unterbrochen, der vorbeikam und wissen wollte, was gestohlen worden war. Ich sagte es ihm und berichtete ihm auch von Eduardos Anruf. Warum denn nicht, zum Teufel? Ich bezweifelte zwar, daß man ihm eine Verbindung zu dem Überfall würde nachweisen kö n nen, aber vielleicht würde es ihm doch ein paar Unannehmlichkeiten bereiten. Ein bißchen behandelte mich der Beamte wie einen paranoiden Ex-Angestellten, der ich natürlich auch war. Er versprach aber dann doch, sich um die Sache zu kümmern.
    Schließlich hatte ich aufgeräumt und rief Russell Church an, meinen ehemaligen Dekan an der School of Russian Studies.
    »Nick, wie geht es Ihnen? Ich wollte Sie gerade anrufen, um mich zu bedanken.«
    »Ach

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