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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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vielversprechende junge Anwältin gewesen. Wenn sie den Bericht gelesen hatte, dann hatte sie ihn auch verstanden. Sie war offenkundig sehr betroffen. Ich spürte, wie ich rot wurde. Sie hatte mich ertappt.
    »Warum hast du diesen Bericht bekommen, Nick?«
    Ich holte tief Luft. Jetzt konnte nur noch die Wahrheit helfen. »Weil das Ganze meine Idee war.«
    »Deine Idee?«
    »Ja. Ich habe Bloomfield Weiss vorgeschlagen, Dekker Ward zu übernehmen.«
    Kate setzte sich aufs Bett, den Umschlag immer noch fest umklammert.
    »Warum?«
    Ich schluckte. »Ricardo hat es verdient«, sagte ich langsam und entschieden. »Und Eduardo genauso. Sie haben versucht, mich beruflich fertigzumachen. Sie haben meine Wohnung zertrümmert und meine Dissertation vernichtet. Und das haben sie nicht nur mit mir veranstaltet, sondern auch mit Dave und den armen Schweinen in den Favelas . Und niemand weiß, wer Martin Beldecos auf dem Gewi s sen hat.«
    Ich hatte mich in Rage geredet. »Ricardo glaubt, daß er sich über die Regeln für uns Normalsterbliche hinwegsetzen kann. Ich werde ihm beweisen, daß er sich täuscht. Er soll fühlen, wie es ist, wenn einem die Luft zum Atmen g e nommen wird.«
    Kate sah mich bitter an.
    »Aber was ist mit Jamie? Du bringst ihn in eine unmögliche Situation.«
    Ich seufzte. »Ich weiß. Aber Dekker Ward geht unter. Wenn Bloomfield Weiss den Laden wirklich übernimmt, dann behält Jamie seinen Job.« Ich sah sie an. »Wirst du es ihm sagen?«
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte Kate, stand vom Bett auf und verließ das Zimmer.
    FÜNFUNDZWANZIG
    A n diesem Abend blieb ich mit Kate und Jamie so kurz, wie es irgend ging, am Eßtisch sitzen, bevor ich mich unter Hinweis auf meine Dissertation nach oben in mein Zi m mer verdrückte. Dort saß ich dann am Schreibtisch, meine Aufzeichnungen vor mir und mit meinen Gedanken ganz woanders. Würde sie es ihm erzählen? Und wenn ja, wie würde er reagieren?
    Klar, ich hatte die Rechtfertigung parat, die ich Kate gegeben hatte. Doch Jamie würde die Sache ganz anders s e hen. Ich wußte, daß ihm Dekker Ward viel bedeutete. Er hatte mich in seinem Haus aufgenommen, und zum Dank hatte ich ihn hintergangen. Dabei lag es mir weiß Gott fern, Jamie zu verraten.
    Mittlerweile wünschte ich, ich hätte mich nicht mehr um Dekker Ward gekümmert, hätte Ricardo in Ruhe gelassen, wie es alle anderen vor mir getan hatten. Aber ich ha t te es nun mal nicht. Und jetzt konnte ich es nicht mehr u n geschehen machen.
    Am nächsten Morgen sah ich Jamie nicht. Wie gewöhnlich war er aus dem Haus, lange bevor wir anderen au f standen. Aber ich frühstückte mit Kate und Oliver.
    »Hast du mit ihm gesprochen?« fragte ich Kate.
    Sie wandte sich an Oliver, der noch im Schlafanzug war und die letzten Coco-Pops mit einem Löffel in seiner Schüssel herumjagte. »Wenn du möchtest, kannst du draußen spielen, Ollie.«
    Wie ein Blitz war er verschwunden. Er haßte das morgendliche Anziehen, und das hier war ein willkommener Aufschub.
    »Nein«, sagte sie, als der Junge draußen war.
    Erleichtert lächelte ich.
    »Aber mir hättest du ruhig sagen können, was du planst«, wandte sie vorwurfsvoll ein.
    »Das ging nicht«, sagte ich. »Es hätte dich in eine unmögliche Situation gebracht.«
    »Ach? Und was glaubst du, in welcher angenehmen Situation ich mich jetzt befinde?«
    Sie hatte recht, und es tat mir leid. »Wirst du es ihm sagen?«
    Kate schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe gestern abend lange darüber nachgedacht. Er ist besser dran, wenn er es nicht weiß. So kommt er am besten damit zurecht, egal, ob Dekker Ward als unabhängige Firma überlebt oder von Bloomfield Weiss geschluckt wird.«
    »Es tut mir wirklich leid, Kate. Aber das, was ich tue, ist richtig.«
    Sie nickte. »Ich weiß. Und ich hoffe, die Scheißkerle kriegen, was sie verdienen.«
    A m Nachmittag rief ich Stahl in New York an. Trotz seiner Position schien er Wert darauf zu legen, mit mir direkt zu sprechen. Sein Fußvolk ärgerte sich bestimmt, daß jemand wie ich einen solchen Zugang zum Chef hatte.
    »Wie läuft die Sache?« fragte ich.
    »Großartig, Nick, wirklich großartig. Ich bin gestern aus Genf zurückgekommen. Habe die Direktoren von Chalmet getroffen. Junge, denen habe ich vielleicht Feuer unterm Arsch gemacht! Sie hatten keine Ahnung, was bei Dekker Ward abgeht. Ich glaube, die wissen noch nicht mal, was ihre eigenen Emerging-Markets-Leute machen. Aber jetzt haben sie mächtig Schiß. Ihnen dämmert, daß

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