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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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mir das nicht gesagt?«
    Jamie druckste herum und zeigte mir dann sein bestes Lächeln. »Weil du dich nicht beworben hättest, wenn ich es dir gesagt hätte. Außerdem habe ich es dir ja jetzt erzählt.«
    »Mistkerl«, sagte ich. Jamie lachte, aber ich fand es gar nicht so komisch. Ich hatte das Gefühl, daß jemand in meine P rivatsphäre eingedrungen war, einen Teil meines Leben s g estohlen oder zumindest ausgeborgt hatte. Jemand, den ich nicht kannte.
    »Hör mal, Nick«, sagte Jamie, als er sah, daß er meine Reaktion falsch eingeschätzt hatte. »Das haben wir alle über uns ergehen lassen müssen. Und du hast wahrscheinlich von all den Leuten hier im Raum am wenigsten zu verbergen.«
    »Von der Hypothek abgesehen«, knurrte ich.
    »Von der du ja Ricardo intelligenterweise beim Einstellungsgespräch erzählt hast. Also, was kratzt es dich? Er wird es niemandem erzählen.«
    Trotzdem, so ganz konnte ich mich nicht damit abfinden.
    »Aufgepaßt, da kommt er«, zischte mir Jamie ins Ohr.
    Tatsächlich kam Eduardo auf Jamies Schreibtisch zu. Die anderen Verkäufer grüßten ihn lächelnd. Selbst ich erkan n te, daß ihre Freundlichkeit nicht ganz ehrlich war.
    Er reichte mir die Hand, ein Lächeln auf den vollen Lippen. »Nick Elliot? Ich bin Eduardo Ross. Schön, daß Sie bei uns sind.« Seine Stimme war genauso tief wie die seines Bruders, aber sein Akzent eine Mischung aus Nord- und Lateinamerika, wobei der Süden offenkundig die Obe r hand behielt.
    Ich stand auf und schüttelte ihm etwas linkisch die Hand . » Danke.«
    »Haben Sie etwas dagegen, Jamie, wenn ich ihn einen Augenblick entführe?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Jamie und strahlte Eduardo an, was dieser mit einem Grinsen quittierte.
    »Sehr schön. Gehen wir in mein Büro.«
    Mit einem panischen Blick auf Jamie folgte ich Eduardo in dessen Büro, das in einer der Ecken des Börsensaals lag. Die Scheiben waren von außen dunkel getönt, der Grund, warum ich ihn bisher noch nicht bemerkt hatte. Doch von drinnen konnte man den ganzen Saal überblicken. Deu t lich sah ich, wie Jamie den Hörer abnahm, um seine Kunden zum Kauf von ein paar weiteren Anleihen zu überr e den.
    Es war ein großes Büro mit luxuriöser Einrichtung. Zwei cremefarbene Ledersofas standen vor einer hellen Holzt ä felung . An einer Wand hing eine Fotografie des roten Fe r raris, der mir in der Tiefgarage aufgefallen war. Er wurde geziert vom sonnengebräunten, muskulösen Besitzer und zwei schwarzhaarigen Schönheiten. Eduardo nahm hinter einem riesigen Schreibtisch Platz, der offenbar nicht von dem alltäglichen Papierkrieg bei Dekker Ward behelligt wurde. Über seine Schulter erhaschte ich einen atemberaubenden Blick auf den Westteil der City of London. Mir fiel ein, daß ich noch immer nicht überprüft hatte, ob ich die School of Russian Studies sehen konnte. Die vielen neuen Eindrücke hatten mich wohl zu sehr in Anspruch geno m men.
    Eduardo folgte meinem Blick und grinste erneut. »Keine schlechte Aussicht, was? An einem schönen Tag kö n nen Sie Windsor Castle sehen.«
    »Wahnsinn«, stimmte ich zu.
    »Nehmen Sie Platz.« Eduardo öffnete einen Tischhumidor und bot mir eine Zigarre an. Als ich den Kopf schüttelte, suchte sich Eduardo ein besonders beeindruckendes Exemplar heraus und nahm sie behutsam zwischen seine fleischigen, sinnlichen Lippen. Ein paarmal drehte er sie noch hin und her, bevor er sie anzündete. Es wirkte für meine Begriffe irgendwie obszön. Amüsiert registrierte er, daß ich ihn fasziniert beobachtete.
    Es klopfte, und ein sehr junges, sehr hübsches Mädchen mit feinem blonden Haar kam herein. Nach ihrem Aussehen zu urteilen, hätte sie eher in ein Klassenzimmer als in Eduardos Büro gehört. »Der Bericht, Mr. Ross«, sagte sie, trat rasch an dessen Schreibtisch und legte ihn dort ab.
    »Danke, Penny«, erwiderte er und nahm den Bericht. Als sie schon im Hinausgehen begriffen war, fügte er hinzu: »Ihr Engländer setzt wirklich die süßesten Jungfrauen in die Welt, was meinen Sie, Nick? Zu schade, daß sie so schnell verderben, wenn sie älter werden.«
    Unwillkürlich blickte ich zu dem Mädchen hinüber und sah, daß sie knallrot wurde und förmlich zur Tür floh.
    Eduardo lachte in sich hinein. »Tut mir leid, aber sie sieht einfach entzückend aus, wenn sie rot wird.« Er warf den Bericht in den Papierkorb.
    Mir fiel keine passende Antwort ein.
    »Ricardo hat mir von Ihnen erzählt, Nick«, fuhr er freundlich fort. »Er freut

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