Der Marktmacher
ein und alles. Was er tat, war gut getan. Jede Äußerung stieß auf lebhaftes Interesse, jeder kleinere Erfolg auf begeisterte Reaktionen, j e der größere Erfolg auf einstudierte Gleichgültigkeit, als hätten die beiden nie daran gezweifelt, daß er zu Höherem bestimmt war.
Und Jamie enttäuschte sie nicht. Schulsprecher seines Nobelinternats, Oxford, fast ein Stammplatz in der Rugbymannschaft und eine Stellung in der blaublütigen Ha n delsbank Gurney Kroheim. Der Wechsel zu Dekker Ward hatte die Eltern ein bißchen überrascht, doch als Jamie es ihnen erklärt hatte, hatten sie es sofort eingesehen. Ihr Sohn gehörte eben jener neuen Generation von Unte r nehmern an, von denen sie gelesen hatten.
Ich habe keineswegs die Absicht, mich über soviel elterliche Zuwendung lustig zu machen. Halb soviel hätte mich für meinen Teil schon glücklich gemacht. Doch alles, was ich anfing, stieß bei meinem Vater nur auf Unverständnis.
Nachdenklich trank ich mein Bier aus. »Ich weiß noch immer nicht, was ich machen soll.«
»Willst du denn nicht bei Dekker Ward bleiben?«
»Um ehrlich zu sein, keine Ahnung. Manchmal finde ich es toll. Die Brady-Schlacht zum Beispiel. Aber dann fällt mir Dave wieder ein und der Favela -Deal und die Drogengelder.«
»Nun vergiß die Geschichte doch endlich!«
»Kann ich nicht. Sie macht mir zu schaffen. Dir nicht?«
Jamie schwieg einen Augenblick. »Würde sie wohl, wenn ich ständig dran denken würde. Also schlage ich sie mir aus dem Kopf. Schließlich muß ich für Kate und Oliver sorgen. Und ich könnte es in diesem Geschäft wirklich zu etwas bringen.«
Sein Blick suchte nach Bestätigung. Die konnte ich ihm ehrlichen Herzens geben. »Du bist sehr gut.« Er war es wirklich, das hatte ich bereits bemerkt, obwohl ich erst kurze Zeit bei Dekker Ward war. »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich wollte nicht undankbar sein. Nochmals vielen Dank, daß du mir diese Stellung besorgt hast.«
Jamie lächelte. »Darum mach dir mal keine Gedanken. Ricardo mag dich. Das gibt Pluspunkte für mich.«
»Stimmt das mit den Visa der Rußland-Trader? Glaubst du, Ricardo hat das arrangiert?«
»Ich weiß es nicht, aber überrascht wäre ich nicht«, sagte Jamie. »Und wenn es nicht von Ricardo veranlaßt wurde, dann von Eduardo. Sie mögen es nicht, wenn ihnen j e mand in den Rücken fällt.«
»Das glaube ich dir aufs Wort.«
Wir waren beim dritten Pint. Mit Stephen war alle Gereiztheit verschwunden, und langsam machte sich jene warme Wohligkeit breit, die sich nur bei drei Pint guten Bitters mit einem alten Freund einstellt.
Im Laufe der Jahre hatten Jamie und ich viel zusammen erlebt. Mit dem Wechsel zu Dekker Ward hatte ich ihm meine Zukunft anvertraut, aber ich konnte mich auf Jamie verlassen.
»Kate hat mir erzählt, daß du ziemlich in Isabel verschossen bist«, meinte Jamie.
Ich spürte, wie ich rot wurde. Was merkwürdig war, denn normalerweise hatte ich keine Probleme, mit Jamie über Frauen zu reden.
»Sie ist ein nettes Mädchen, Jamie.«
»Ach ja? Ein nettes Mädchen? Also was Ernstes? Nicht einfach › Sie hat geile Titten ‹ oder › Sie ist ganz verrückt d a nach. ‹ «
»Nichts dergleichen.«
»Habt ihr was miteinander?«
»Nein.«
»Aber du hättest gern.«
»Kann ich nicht leugnen. Aber ich fürchte, daraus wird nichts.«
»Warum nicht?«
»Ach, ich weiß nicht. Sie scheint nicht sehr an mir interessiert zu sein.«
»Sei jedenfalls vorsichtig. Sie ist eine merkwürdige Person. « E in Gedanke schoß ihm durch den Kopf. »Du hast doch nicht etwa über diese Geldwäsche mit ihr gesprochen, oder?«
Ich nickte. »Doch. Sie fand auch, daß ich Eduardo nichts davon erzählen sollte. Aber sie meinte, ich wäre gut ber a ten, mit Ricardo darüber zu reden. Ich werde es trot z dem lieber sein lassen, denke ich.«
»Oh, Nick! Du hättest ihr nichts sagen dürfen. Ich habe dir doch von Eduardo und ihr erzählt.«
»Schon, aber das ist doch nur ein Gerücht. Ich glaube es nicht.«
»Du willst es nicht glauben, meinst du. Du hast doch gesehen, was mit Dave passiert ist. Besser, du vergißt diese Geschichte mit der Geldwäsche, oder es geht dir genauso.«
»Ich kann Isabel vertrauen«, sagte ich.
»Ach, Nick«, sagte Jamie, »in diesem Geschäft kannst du niemandem vertrauen.«
Ich wollte ihm widersprechen, ließ es aber. Zum Teil wohl, weil ich das ungute Gefühl hatte, daß er recht hatte.
»Komm, laß uns gehen«, sagte Jamie und leerte sein Glas.
»In
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