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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Tür und wartete.

ACHTZEHN
    D er Wirt sprach Englisch und bestand darauf, daß ich etwas aß, bevor er mich höchstpersönlich zum Hotel zurüc k fuhr. Im Berufsverkehr von Rio dauerte das zwei Stunden. Er hatte keinerlei Problem damit, daß ich die Polizei aus dem Spiel lassen wollte. Ich mußte zuerst mit Luís spr e chen. Die brasilianische Polizei war für mich eine völlig unbekannte Größe. Ich hatte Angst, daß ich Isabels Leben in Gefahr brachte, wenn ich mich mit den Behörden in Verbindung setzte.
    Verstohlene Blicke folgten mir, als ich in meinem ramponierten Zustand die Hotelhalle durchquerte und auf mein Zimmer ging. Ich fand die Nummer der Banco Horizonte, wählte und fragte nach Senhor Luís Pereira.
    »Ja, Nick, was kann ich für Sie tun?« Die tiefe Stimme war freundlich, aber man hörte ihr doch die Neugier an, was mich wohl so früh am Morgen dazu veranlaßt haben mochte, ihn anzurufen.
    »Isabel ist gekidnappt worden.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Wo sind Sie?« fragte er schließlich, die Stimme hin immer noch ruhig.
    »Im Copacabana Palace.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, sofort in meine Wohnung zu kommen? Ich selbst werde in einer halben Stunde dort sein.«
    Ich duschte kurz, zog mir etwas Sauberes an und traf fünfunddreißig Minuten später bei Luís ein. Nervös in dem großen Wohnzimmer auf und ab gehend, wartete er bereits auf mich. Mit einer Handbewegung bedeutete er mir, auf einem niedrigen Rattansofa Platz zu nehmen. Er setzte sich mir gegenüber auf einen Sessel. Er beugte sich leicht nach vorn und sah mir fest in die Augen. Er wirkte kühl, g e schäftsmäßig.
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Ich berichtete ihm alles über den Überfall, unsere Flucht und Isabels Mißgeschick.
    Als ich fertig war, seufzte er. »Entführungen sind tatsächlich ein fester Bestandteil im Leben dieser Stadt. Ich habe erwartet, daß es irgendwann einmal passiert, allerdings hatte ich angenommen, daß es entweder mich oder Cordelia erwischen würde. Isabel hielt ich für nicht gefäh r det.«
    Er hielt für einen Moment inne, und seine Augen blickten an mir vorbei ins Leere. Dann faßte er sich wieder. »Ich kenne einen Mann namens Nelson Zarur, der mich in der Vergangenheit in Fragen der Sicherheit beraten hat. Vo r sichtsmaßnahmen und dergleichen. Er ist ein Spezialist auf diesem Gebiet. Als ein Freund von mir entführt wurde, hat er dessen Angehörigen geholfen. Ich rufe ihn an.«
    »Wünschen Sie, daß ich hierbleibe?« fragte ich.
    Luís lächelte. »Wenn es Ihnen möglich wäre, ich würde mich freuen. Wir müssen auch mit Dekker Ward sprechen. Und ich muß Cordelia informieren.« Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Es wird gut sein, einen Freund von Is a bel hier zu haben.«
    Wenn er gewußt hätte, was für ein guter Freund. Ich war erleichtert, daß ich bleiben durfte.
    Luís tätigte ein paar Anrufe. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte. Aber seine Stimme klang zumeist ruhig und beherrscht. Bei einem Anruf zeigte sein Gesicht allerdings einen schmerzlichen Ausdruck – Cordelia. Dann verließ er das Zimmer. Wenig später ertönte lautes Wehklagen – M a ria.
    Es fiel mir schwer, einfach nur dazusitzen, nichts zu tun und dabei zuzusehen, wie Luís alles umsichtig in die Wege leitete. Ich war körperlich und seelisch am Ende. Jeder Muskel schmerzte. Zudem machten sich jetzt verstärkt die Prellungen und Kratzer bemerkbar, die ich mir auf dem Hügel zugezogen hatte. Nach und nach kamen mir die Ei n zelheiten der Entführung und Isabels tollkühner Fluchtve r such wieder zu Bewußtsein. Wenn der eine Entführer nicht gezögert hätte, wäre sie vermutlich erschossen worden. Vie l leicht hatte sie sich aber auch ausgerechnet, daß ein Entführungsopfer nur dann Gefahr lief, erschossen zu werden, wenn es gar keine andere Möglichkeit mehr gab.
    Und dann der Augenblick, als ich sie zurückgelassen hatte, die Hände hoffnungslos in dem Busch verfangen. Gewiß, sie hatte von mir verlangt, daß ich floh, aber ich wurde das unbehagliche Gefühl nicht los, daß ich jetzt e i gentlich bei ihr hätte sein müssen, wo auch immer sie war.
    Wie wurde sie behandelt? Hatten sie ihr etwas angetan? Sie für ihren Fluchtversuch bestraft?
    Und die wichtigste Frage von allen: Würden wir sie je lebend und unverletzt wiedersehen?
    Luís legte den Hörer auf und zeigte auf das Telefon. »Sie sollten sich jetzt mit Dekker Ward in Verbindung se t zen.«
    Erleichtert, überhaupt

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