Der Marktmacher
naß.
Die Waffe war silberfarben und sah aus wie ein 45er Colt. Der Lauf zitterte, so fest hielt die Faust den Revolver umklammert. Ein Wunder, daß sich noch kein Schuß g e löst hatte.
Der Bursche wirkte unglaublich nervös.
Das Schreien wurde zum Kreischen. Ich rührte mich nicht von der Stelle und stammelte nur: » N ã o, entendo « . Das Kreischen hielt an. Ich spürte einen Stoß in den Rücken, als Isabel aus dem Wagen gezerrt wurde, aber ich war wie gelähmt und konnte den Blick nicht von dem Revolver wenden.
Dann griff er in den Wagen und packte mich am Jackett, wobei er immer noch auf mich einschrie. Widerstandslos ließ ich mich von ihm in den Regen ziehen. Er stieß mich zu einem dritten Wagen. Hinter mir hörte ich Isabel schreien, als sie zum ersten Auto geschleppt wurde.
Hektische Hände versuchten, mich in den Spalt zwischen Rück- und Vordersitz zu pressen, aber ich paßte nicht hi n ein. Schließlich wurde der Vordersitz nach vorn gerissen und mein Gesicht auf den Boden gedrückt. Es roch nach Staub und Zigaretten. Einer der Männer ließ sich auf den Sitz neben mir fallen. Ich hörte die Tür zuschlagen und spürte den kalten Stahl eines Revolverlaufs im Genick. Er war naß. Ein paar Wassertropfen liefen mir den Rücken hinunter.
Jemand schrie etwas auf portugiesisch. Der Wagen fuhr an. Mit quietschenden Reifen nahmen wir ein paar enge Kurven. Dann schien der Wagen in eine gerade Straße ei n zubiegen. Wir beschleunigten. Ich hatte keine Ahnung, wohin es ging.
SIEBZEHN
I ch begann mir zu vergegenwärtigen, was passiert war. Man hatte uns gekidnappt, soviel war klar. Ich hoffte, daß Isabel unversehrt war, und fragte mich, wohin sie uns bringen und was sie mit uns tun würden. Wenn es eine Entfü h rung war, würden sie uns am Leben lassen. Denk dran! Hilf ihnen! Halt sie bei Laune!
Doch wer würde unser Lösegeld zahlen? Luís würde für Isabel aufkommen. Würde Dekker Ward für mich beza h len? Ich hoffte es inständig. Von Ricardo hieß es, daß er sich um seine Leute kümmerte. Gott sei Dank hatte er ke i ne Ahnung, daß ich kündigen wollte.
Wie lange würde das Ganze dauern? Vielleicht wußte Isabel Genaueres. Ich hatte gehört, daß Entführungen in Rio ziemlich häufig vorkamen, daher kannte sie sich wahrscheinlich in solchen Dingen besser aus.
Ich befand mich in einer sehr unbequemen Stellung, den Rücken gekrümmt und das Gesicht auf den Boden des Wagens gepreßt. Ich versuchte mich zu bewegen, prov o zierte damit aber nur einen ärgerlichen Ausruf und eine Verstärkung des Drucks des Revolverlaufs in meinem G e nick. Also beschloß ich, mich nicht mehr zu rühren.
Plötzlich drosselte der Wagen sein Tempo und bog von der Straße ab, auf der wir uns bis dahin befunden hatten. Nun kamen wir langsamer voran, hielten, fuhren an, hie l ten. Nach einigen Minuten ging es bergauf, dann nach links und dann noch steiler empor.
So fuhren wir etwa eine halbe Stunde, vielleicht auc h e ine Stunde, es ließ sich schwer abschätzen. Dann bogen wir wieder ab, und der Wagen begann wie wild zu schaukeln und zu hüpfen. Eine miserable Straße. Bei jedem Schlagloch wurde mein Kopf auf den Wagenboden geschlagen. Eine Zeitlang stieg der Weg immer steiler an, dann wurde die Strecke eben, und schließlich hielt der Wagen.
Rücken und Schultern taten mir höllisch weh. Ich versuchte wieder, mich zu rühren, doch abermals wurde mir der Revolverlauf ins Genick gepreßt, und ich gab jeden Versuch auf, meine Stellung zu ändern. Dann band man mir ein schwarzes Tuch vor die Augen, und ich sah nichts mehr.
Ich hörte Stimmen, Wagentüren öffneten und schl oss en sich, jemand packte mich am Kragen und riß mich hoch. Bereitwillig ließ ich mich aus meiner unbequemen Lage befreien und aus dem Auto zerren. Ich richtete mich auf und streckte mich.
Die Binde hinderte mich daran, etwas zu erkennen. Es hatte aufgehört zu regnen, und es waren Geräusche in der Luft: das Zirpen von Grillen und Zikaden, das Quaken von Fröschen und die Rufe der unterschiedlichsten Nachttiere. Ein ziemliches Getöse.
»Isabel?«
»Ja!«
» Cale a boca! « schrie eine Stimme, und ein Revolverlauf wurde mir in die Rippen gerammt.
Eine heftige Diskussion entspann sich. Vier Stimmen konnte ich unterscheiden. Man fesselte mir die Hände mit einem Strick, der mir in meine Handgelenke schnitt. Dann wurde ich vorwärts gestoßen und hörte einen portugiesischen Befehl, der wohl so etwas wie »Vorwärts« bedeuten sollte.
Der
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