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Der Marktmacher

Der Marktmacher

Titel: Der Marktmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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etwas tun zu können, wählte ich Ricardos Nummer in London.
    »Dekker Ward.«
    »Ricardo. Nick hier.«
    »Was ist los?« Ricardo hörte sich besorgt an. Offenbar hatte er den sorgenvollen Unterton in meiner Stimme gehört.
    »Isabel ist entführt worden.«
    »Wie?«
    Ich berichtete es ihm.
    Ricardo reagierte ausgesprochen kaltblütig, gerade so, als wäre das Ganze eine Spekulation, die danebengegange n w ar. »Okay, Nick. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Entführungen sind ein beliebter Zeitvertreib in Rio. Fast immer wird am Ende ein Lösegeld gezahlt und das Opfer auf freien Fuß gesetzt.«
    Ein Gedanke durchzuckte mich. Ich wußte, wie kaltschnäuzig Ricardo sein konnte. Aber er würde ja wohl kaum …
    Er beantwortete meine unausgesprochene Frage. »Keine Sorge. Wenn man ein Lösegeld von uns verlangt, dann zahlen wir. Alle Dekker-Ward-Angestellten sind bei Lloyds gegen Entführung versichert.«
    »Ich wußte gar nicht, daß das geht.«
    »Doch, das ist möglich, und wir haben es getan. Bisher haben wir die Versicherung noch nicht in Anspruch nehmen brauchen. Allerdings gibt es bestimmte Verfahrensr e geln. Sobald man sich an uns wendet, wird ein Unterhändler eingeschaltet. Doch in Isabels Fall werden die Entführer sich wohl eher an ihren Vater halten.«
    »Ich habe ihn schon informiert. Ich rufe aus seiner Wohnung an.«
    »Gut. Wie hat er es aufgenommen? Hat er irgendeinen Plan?«
    »Er scheint das Ganze bereits vorher schon durchgespielt zu haben. Er kennt hier einen Sicherheitsberater.«
    »Ausgezeichnet. Können Sie in Rio bleiben, bis wir klarer sehen?«
    »Ja, kein Problem.«
    »In Ordnung. Halten Sie mich auf dem laufenden.«
    Ein wenig beruhigt, legte ich auf. Ricardo und Luís reagierten ziemlich gelassen. Ich hatte den Eindruck, daß Is a bels Leben in ihren Händen gut aufgehoben war. Das Wissen, daß es sich um ein häufiges Vorkommnis handelte, half mir, mich zu entkrampfen. Wenn wir uns an die R e geln hielten und die Entführer ebenfalls, dann würde Isabel aller Wahrscheinlichkeit nach freikommen. Irgendwann. Nac h dem man sie, Gott weiß wie lange, in irgendeinem Loch g e fangengehalten hatte. Und so ganz wohl war mir auch nicht bei dem Gedanken, daß Ricardo seine beinharte Art zu verhandeln einsetzen würde, um Isabels Leben zu retten.
    Ich mußte mich beruhigen. Nur dann würde ich mich nützlich machen können. Eine Woge der Angst durchflutete mich. Würde man ihr etwas tun? Würde man sie freilassen? Würde man sie anständig behandeln? Warum war ich nicht bei ihr geblieben?
    Eine halbe Stunde später traf Nelson Zarur in der Wohnung ein. Ein sonderbar aussehender Mann, klein, mit einem rundlichen, orangenfarbenen Gesicht und hervorquellenden Augen. Er trug ein hellgrünes, kurzärmliges Hemd und eine braune Hose. Luís hatte erwähnt, daß er pensi o nierter Polizist war, aber er schien kaum älter als fünfun d vierzig Jahre alt zu sein.
    Luís machte uns miteinander bekannt und bat Nelson, mit Rücksicht auf mich englisch zu sprechen. Es freute mich, auf diese Weise einbezogen zu werden.
    Luís bat mich, die Entführung noch einmal en détail zu schildern. Mit einem billigen Kugelschreiber machte sich Nelson währenddessen in einem alten Kalender Notizen. Gelegentlich stellte er präzise Fragen.
    »Entführungen sind hier durchaus an der Tagesordnung«, sagte er. »Im letzten Jahr hat es ihrer drei gegeben. Ruhige Seitenstraßen in der Nähe einer Schnellstraße. Ein idealer Ort. Und der Tijuca-Wald ist schon oft als Zw i schenstation für die Unterbringung der Opfer genutzt worden, während man irgendwo das eigentliche Versteck vo r bereitete.«
    »Worauf müssen wir uns jetzt gefaßt machen?« fragte Luís ihn.
    »Vor allem dürfen wir nicht vergessen, daß es sich um nichts anderes als eine geschäftliche Transaktion handelt«, erläuterte Nelson. Mühelos und einwandfrei drückte er sich auf englisch aus, wenn auch mit starkem Akzent. Er strahlt e Z uversicht aus. Unwillkürlich ließ man sich davon anste ck en. Ganz offenkundig wußte er, wovon er redete.
    Er fuhr fort: »Die Entführer haben eine Ware, die Ihnen viel wert ist, und sie möchten sie verkaufen. Das können sie aber nur, wenn sich die Ware in einwandfreiem Z u stand befindet. Daher liegt es in ihrem ureigenen Interesse, daß Isabel gesund bleibt.«
    »Der Gedanke, meine Tochter als Handelsware zu betrachten, gefällt mir nicht besonders«, sagte Luís .
    »Natürlich nicht. Und eben das werden die Kidnapper

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