Der Marktmacher
Bett zu gehen, als das Tel e fon klingelte. Ich blickte auf die Uhr. Elf. Ich nahm den H ö rer ab. »Hallo?«
» Mr. Nicholas Elliot?«
Die Stimme war schroff und der Akzent so stark, daß ich kaum meinen eigenen Namen verstand. Mein Puls begann zu rasen.
»Ja?«
»Ich habe deine Freundin. Du gibst mir eine Million Dollar. Ich lasse sie laufen.«
Ich überlegte fieberhaft. Ich wußte, daß ich dieser Verhandlungssituation nicht gewachsen war. Irgendwie mußte ich ihn auf Luís und Nelson bringen.
»Ich bin nicht ihr Freund, nur ein Kollege«, sagte ich.
»Wenn du mir nicht eine Million Dollar gibst, ist sie tot! « s agte die Stimme. Der Akzent war so extrem und die Worte so melodramatisch, das das Ganze etwas leicht B i zarres hatte. Aber es war leider nur zu real.
»Nein, warten Sie! Rufen Sie ihren Vater an. Hier ist die Nummer.« Ich gab sie durch. »Er wird mit Ihnen reden.«
»Okay«, sagte die Stimme. Dann war die Leitung tot.
Hastig wählte ich Luís ’ Nummer, um ihn noch vor dem Unbekannten zu erreichen. Nervös meldete er sich. Ich berichtete ihm, worauf er sich gefaßt zu machen hatte, und sagte, ich würde noch einmal vorbeikommen. Das Taxi brauchte fünfzehn Minuten für den Weg. Als ich eintraf, waren Luís und Nelson in ein Gespräch vertieft, Cordelia hörte zu.
»Sie verlangen eine Million Dollar«, sagte Luís . »Mittwoch nacht um zwei soll die Übergabe stattfinden. Wenn ich nicht zahle, bringen sie sie um, sagen sie. Ich habe i h nen gesagt, sie sollen morgen früh noch einmal anrufen.«
Es war Montag abend. Bis Mittwoch morgen waren es noch mehr als vierundzwanzig Stunden.
Ich bemerkte, daß das Verhältnis zwischen Nelson und Luís gespannt war.
»Wo liegt das Problem?« fragte ich.
Luís warf Nelson einen unfreundlichen Blick zu. »Eine Million Dollar ist nichts für Isabels Leben. Ich werde sie bezahlen.«
»Und ich denke, wir sollten zuerst ein Lebenszeichen verlangen. Irgend etwas, mit dem sie beweisen können, daß sie sie tatsächlich haben und daß sie am Leben ist«, sagte der kleine Mann. »Und dann müssen wir den Preis runterhandeln, das erwarten sie.«
»Aber wir wissen doch, daß sie am Leben war, als sie sie entführt haben. Ich will die Leute nicht verärgern. Glauben Sie mir, ich kann mir eine Million Dollar leisten.«
Zum erstenmal verließ Luís seine Gefaßtheit. Nelson ließ einen Augenblick verstreichen, um die Situation zu entschärfen, und fuhr dann ruhig fort: »Wir wissen nicht, ob sie sie haben. Es kann auch ein Bluff sein.«
»Wieso ein Bluff? Niemand weiß, daß sie entführt worden ist. Nur die Polizei und wir.«
»Wie stellen Sie sich das mit dem Lebenszeichen vor? « f ragte ich Nelson. »Wollen Sie ein Foto von ihr verlangen, mit einer Zeitung?«
»Nein, so etwas kann man fälschen. Am besten ist eine Frage, auf die nur Isabel die Antwort wissen kann. Wenn Sie uns diese Information geben, dann wissen wir, daß sie Isabel haben und daß sie noch lebt.«
Luís und Nelson sahen mich an. Sie wollten meinen Rat hören. Und ich hatte nicht die Absicht, mich zu drücken.
»Warum tun wir nicht, was Nelson vorschlägt? Auch wenn sie Isabel haben, schaden kann es doch nicht, oder?«
Luís seufzte und rieb sich die Schläfen. »Okay«, sagte er und nickte.
Diese Nacht schlief ich in Luís ’ Gästezimmer. Vielmehr, ich versuchte es. Ich lag in den Kissen, und meine Geda n ken kreisten unaufhörlich um Isabel.
Am nächsten Morgen um neun riefen die Entführer an. Luís erklärte ihnen, er könne so viel Bargeld nicht an einem Tag flüssig machen. Er brauche mehr Zeit. Außerdem verlangte er von ihnen, sie sollten ihm mitteilen, wie Isabel ihren Lieblingsteddy als Kind genannt habe. Ich konnte hören, daß daraufhin am anderen Ende der Leitung schreckliche Drohungen ausgestoßen wurden.
Schneeweiß legte Luís auf. »Sie haben gesagt, wenn wir das Geld nicht bis heute nacht um zwei übergeben, wird Isabel sterben. Sie würden keinen Tag länger mehr wa r ten.«
Ich begann mich zu fragen, ob ich den falschen Rat gegeben hatte.
Nur Nelson war unbesorgt. »Wenn sie sie haben, hören wir bald wieder von ihnen«, versicherte er uns.
»Aber was ist mit der Zwei-Uhr-Frist?«
»Die ist nicht ernst gemeint.«
Doch an diesem Tag meldeten sie sich nicht mehr.
Auch die folgende Nacht blieb ich in der Wohnung. Offenbar legte Luís Wert darauf, daß ich bei ihm war, wenn die Frist verstrich, und ich kam seinem Wunsch nur gar zu gern nach. Um zwei Uhr
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