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Der Marquis schreibt einen unerhörten Brief

Der Marquis schreibt einen unerhörten Brief

Titel: Der Marquis schreibt einen unerhörten Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Tomeo
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Wenn Don Demetrio, wiewohl angenehm überrascht durch das Grün der Amphibien, in Harnisch gerät und Sie schließlich sogar schlägt, denken Sie daran, daß Sie den Schlägen nicht ausweichen dürfen. Erdulden Sie sie mit einem resignierten Lächeln. Denken Sie daran, wer nichts einstecken kann, erreicht auch nichts. Wirft er Sie hinaus, dann verlassen Sie das Zimmer, ohne zu mucksen. Verharren Sie jedoch reglos, wenn Sie sich in Anwesenheit von Dona Beatriz bewegen sollen. Mehr als alle anderen ist dieser Punkt von entscheidender Bedeutung für Ihr Überleben. Wenn er Sie zwingt, den Brief aufzuessen, dann essen Sie ihn auf. Und wenn er versucht, Ihnen den Inhalt zu entlocken, dann denken Sie daran, daß Sie nichts wissen. Nicht einmal das, was ich Ihnen zuvor über den Kaffee und den Tabak gesagt habe. Sie wissen nichts. Und lassen Sie sich nicht beirren, wenn der Herr Graf mit päpstlicher Miene von gewissen Einladungen, von Fasanen oder dergleichen spricht. Vergessen Sie nicht, daß er nur deshalb auf diese List zurückgreift, um seine Unwissenheit zu verbergen. Es ist auch möglich, daß Don Demetrio nicht zur Peitsche greift, Sie jedoch mit den schlimmsten Schmähungen überhäuft. Vielleicht wird er sich beim Zerreißen des Briefes Luft machen, indem er Sie als Schurken, Schuft, Lumpen, Bösewicht oder Halunken beschimpft. Womöglich wird er Sie, mit gepreßter Stimme, einen Wurm heißen. Ärgern Sie sich nicht. Denken Sie daran: Schmähungen vergehen, wenn wir sie hingehen lassen. »Sehr wohl«, sagen Sie mit einem halben Lächeln zu ihm. »Es ist sehr großmütig von Ihnen, mich einen Wurm zu nennen. Ich bin in der Tat ein Wurm. Ich atme durch die Haut, und mein Verdauungskanal durchzieht meinen Körper von einem Ende zum anderen. Ich bin weder intelligent noch schön. Ich habe keine Flügel, nicht einmal Füße. Kriechend kann ich jedoch jeden Ort erreichen.« Sagen Sie ihm dies alles mit gleichgültiger Miene, ohne den Dünkel des Entomologen. Nehmen Sie die ungezwungene Haltung jener Komiker an, die auf der Bühne die schlimmsten Beschimpfungen über sich ergehen lassen und dann dem Publikum schlagfertig mit gleich grober Münze heimzahlen, immer im Rahmen der fröhlich-frivolen Stimmung, an der alle ihre Freude haben. Können Sie mir folgen, Bautista? Wenn Don Demetrio Sie beschimpft, dann machen Sie aus der Not eine Tugend... Und verlieren Sie nicht die Geduld, weil ich Ihnen so viele Ratschläge gebe. In dieser Hinsicht tue ich lieber zuviel des Guten als zu wenig. Ich war immer der Meinung, daß Vorsicht die Mutter der Weisheit ist. Halten Sie sich außerdem vor Augen, daß Sie mit diesem ganzen Verwirrspiel letztlich nichts zu tun haben. Sie werden lediglich der Überbringer eines unverständlichen Briefes sein. Mehr nicht. Eine andere Rolle könnten Sie gar nicht spielen, selbst wenn Sie wollten, denn es ist nicht möglich, daß Sie – oder Personen Ihres Standes – jemals unsere Ängste und unsere Einsamkeiten verstehen können. Daran ist nichts zu ändern, Bautista. Die Enten gehören zur gleichen Familie wie die Schwäne, und doch sind und bleiben sie Enten. So sind die Dinge nun einmal, und werfen Sie mir nicht vor, ich sei reaktionär, weil ich so denke, denn ich gebe ja zu, daß Sie und Ihre Klasse dafür auch in mancher Weise entschädigt sind. Sie können nicht an unserer Größe teilhaben, aber Sie leiden auch nicht unsere Nöte. Es gilt als bewiesen, daß Ihre Gefühle sich sämtlich auf einem anderen Niveau bewegen. Wie können Sie dann begreifen, daß ich, Ihr Herr, einem anderen Herrn meines Standes ein Schreiben sende, das so kompliziert ist wie eine chinesische Hieroglyphe? Das einzige, was Sie beunruhigt, ist die Gefahr, möglicherweise eine Tracht Prügel zu beziehen für die Überreichung eines Briefes, den Sie nicht einmal geschrieben haben. Diese Gefahr besteht in der Tat, doch sollten Sie sich zum Ausgleich vor Augen halten, daß ich Ihnen seit vielen Jahren pünktlich Ihren vollen Lohn auszahle. Ich glaube nicht, daß Sie in dieser Hinsicht den geringsten Grund zur Klage haben. Zudem sagte ich Ihnen bereits, daß es nicht einmal sicher ist, daß Don Demetrio Sie züchtigt. Was Ihnen widerfahren kann, hängt weitgehend von Ihrem Verhalten ab. Wenn Sie sich treu an meine Ratschläge halten und Ihre eigenen Interpretationen hintanstellen, können die Dinge einen glücklichen Ausgang nehmen. Lassen Sie mich jedoch, zu Ihrem eigenen Wohl, noch etwas fortfahren in meinen

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