Der Maskenball
nicht merkte, dass etwas nicht stimmte. "Ich behalte Zia bei mir, bis es dir besser geht. Du solltest dich eine Weile hinlegen. Ich rufe dich später an."
Langsam bewegte Darcy den Kopf. Noch immer war ihr
schwindelig. Luca Raffacani konnte nicht der Mann sein, mit dem sie in Venedig die Nacht verbracht hatte! Und doch war er es. Es ergab überhaupt keinen Sinn, aber ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen.
"Kannst du aufstehen?" fragte Luca.
"Mir geht es gut ... wirklich", flüsterte sie. Als sie aufstand, versagten die Beine ihr fast den Dienst. Nachdem sie dem Pfarrer die Hand geschüttelt hatte, sah sie Luca wieder an und wusste, dass es ihr nie wieder gut gehen würde.
"Der Wagen steht draußen, Sir." Es war das erste Mal, dass Benito etwas sagte.
Sir? Als sie ihn ansah, glaubte sie so etwas wie Mitleid in seinem Blick zu lesen.
Was ging hier vor? Wer war Gianluca Fabrizio Raffacani?
Wer oder was auch immer er war, sie hatte ihn gerade geheiratet!
"Beruhige dich", drängte Luca, bevor sie die Kirche verließen.
"Aber ich habe dich erkannt", sagte Darcy mit bebender Stimme.
"Du meinst, du hast einen deiner zahlreichen One-Night-Stands erkannt?" erwiderte er trügerisch sanft, so dass sie zusammenzuckte. "Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen?"
Die Bestätigung, dass er der war, für den sie ihn hielt, erschütterte Darcy noch mehr. Insgeheim hatte sie gehofft, von ihm zu hören, er wüsste überhaupt nicht, wovon sie redete.
"Du verstehst mich nicht. Ich konnte dich in jener Nacht gar nicht richtig sehen. Dein Gesicht war unscharf - du hast anders ausgesehen ..."
"Wahrscheinlich ist für dich einer wie der andere", bemerkte er spöttisch.
Sie verstand seine Worte genauso wenig wie alles andere.
Nachdem sie die Glückwünsche der Gratulanten
entgegengenommen hatten, verließen Luca und sie den
Kirchhof. Dabei fiel ihr Blick auf die große silberfarbene Limousine an der Straße. Verwirrt ließ sie sich von Luca hineinhelfen. Benito nahm hinter dem Steuer Platz. Die getönte Trennscheibe war bis zur Hälfte heruntergelassen.
Darcy atmete schaudernd ein. Ihr schwirrte der Kopf, und benommen versuchte sie, das Bild von Luca vor ihrem geistigen Auge über das jenes Mannes zu legen, der ihr in Venedig den Hof gemacht und ihr das Herz gebrochen hatte ...
Unwillkürlich sah sie Luca wieder an. Im Gegensatz zu ihr wirkte er ausgesprochen locker, und das machte ihr Angst.
Wenige Minuten später hielt die Limousine vor Fielding's Folly. Schnell stieg Darcy aus. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und mit zittrigen Fingern schloss sie die schwere Tür auf und öffnete sie.
In der Eingangshalle drehte sie sich zu Luca um, der neben dem großen, rußgeschwärzten Kamin stehen geblieben war.
"Ich kann nicht glauben, dass es sich um einen Zufall handelt
..." gestand sie.
"Sehr klug von dir." Er betrachtete sie voller Genugtuung.
"Wie hast du herausgefunden, wer ich bin ... und wo ich wohne?"
"Wenn man hartnäckig ist, kann man jedes Problem lösen. Es hat etwas gedauert, aber ich habe dich gefunden."
"Aber warum?" fragte sie ungläubig.
"Nun tu doch nicht so", meinte er verächtlich.
Benommen schüttelte sie den Kopf und stützte sich auf die Lehne eines Stuhls. "Beim Vorstellungsgespräch hast du dich nicht zu erkennen gegeben ... Du musst völlig übergeschnappt sein, wenn du dir so viel Mühe gibst..."
"Nein, ich hatte nur Angst davor, erkannt zu werden."
Sie zuckte zusammen und schloss die Augen, öffnete sie aber gleich wieder, weil sie ihn einfach ansehen musste. Doch seine Miene war undurchdringlich. "Warum hast du das getan? Du bist offenbar weder arbeitslos noch pleite."
"Nein ... Wie hast du es noch ausgedrückt, als du von deiner Freundin Maxie gesprochen hast? Ich ,schwimme im Geld'."
Spöttisch verzog er die Lippen. "Aber ich versichere dir, dass du davon nicht profitieren wirst."
"Ich verstehe nicht..." Darcy fasste sich an die Schläfen. "Ich habe furchtbare Kopfschmerzen."
"Wenn ich mit dir fertig bin, wird das dein kleinstes Problem sein."
"Was soll das heißen? Willst du mir etwa drohen?" Sie ließ den Stuhl los und machte wütend einen Schritt auf Luca zu.
"Nein, ich genieße vielmehr das Gefühl der Macht. Das habe ich noch nie bei einer Frau erlebt", meinte er nachdenklich.
"Aber mit dir habe ich kein Mitleid."
"Du versuchst, mir Angst zu machen."
"Wie leicht kann man dir denn Angst machen?"
"Du verhältst dich ganz anders als der Mann, dem ich in Venedig begegnet
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