Der Maskensammler - Roman
Preis» übersetzte. Der Händler seufzte und nannte eine Summe, die Frank weiterzugeben sich weigerte. Klana war sein Schutzempfohlener, er hatte ihn hergebracht, würde er in seinem Beisein von dem Händler übers Ohr gehauen, würde er, Frank, sein Gesicht verlieren.
Ein hartnäckiges Feilschen begann. Der Händler musste noch dreimal Tee servieren, bis man sich einigte. Wie sein Vater einen besonders prächtigen Goldfasan, trug Klana die Beute nach Hause.
***
Candra lachte, als sie die Maske sah, und hängte sie kurz entschlossen an einen Nagel über ihr Bett. «Jetzt hast du Gesellschaft, wennich in der Stadt bin.» – Sie hatte einen jungen Mann mitgebracht, den sie ihm als einen Schulfreund vorstellte. Er hieß Claus und hatte wie sie einen holländischen Vater. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in einer Manufaktur, die nach alten Mustern flache, aus Leder geschnittene Figuren des javanischen Schattenspiels, Wayang Kulit, herstellte. «Claus ist Künstler», sagte Candra. Wie lange er bleiben würde, sagte Candra nicht. «Doe alsof je thuis bent. – Anda suku disini.»
Ihm zu Ehren bereitete sie ein Festmahl: Zur Vorspeise gab es Pangsit Goreng, mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, dazu Sambal Ulek. Als Hauptgericht Ayam Bumbu, Hähnchen in Rujak-Sauce. Klana musste sich nützlich machen: Er schälte Schalotten, Knoblauch und Ingwer, zerkleinerte sie und zerstampfte die Würfel in einem Mörser. Er deckte den Tisch und spülte die Töpfe, während Claus in der Hängematte auf einer Flöte aus Bambusrohr spielte. Er war Gast, als das Essen fertig war, wurde es ihm als Erstem gereicht. «Dat het mag smaken», sagte Candra, und Claus antwortete: «Selamat makan.»
Tage vergingen, und Claus war immer noch zu Gast. Candra hatte für ihn ein Balai-Balai ausgeliehen, eine Schlafbank aus Bambus, die nur durch einen Sarong von Candras und Klanas Bett abgetrennt war. Eines Nachts rückte er zu ihr hin und wollte sie unter der Decke streicheln, aber sie schob seine Hand weg und flüsterte: «Hör auf! Ich will nicht, dass er uns hört.» In einer anderen Nacht wachte er auf, der Platz neben ihm war leer. Erst gegen Morgen kam Candra zurück: «Claus hatte Fieber. Ich musste ihm feuchte Umschläge machen. Jetzt geht es ihm besser.»
Klana maß dem keine große Bedeutung bei. Er war mit Candra glücklich und wollte dieses Glück festhalten. Claus hatte ihm die Figuren des Schattenspiels erklärt und für ihn eine Flöte aus Bambusrohr geschnitzt, er war doch auch sein Freund. Es störte ihn nicht, dass Candra und Claus sich durch schnell hingeworfene Bemerkungenauf Javanisch verständigten und wenn ihre Blicke verrieten, dass sie auf seine Kosten gingen, versuchte er wegzuhören. Während der Mahlzeiten und an den langen Abenden verstand er nicht, worüber sie sich unterhielten. Sie lachten: «Laat je niet storen», und vergaßen, dass er mit am Tisch saß. «Saya mengganggu kamu.» Er fiel in seine frühere Schweigsamkeit zurück. Das Licht, das ihn mit neuem Leben erfüllt hatte, verfinsterte sich.
Nach zehn Tagen musste Claus zu seiner Arbeit zurück. Candra begleitete ihn in die Stadt. Der Abschied fiel kurz aus, beide schüttelten ihm die Hand: «Het ga je goed – Mach’s gut», dann war er allein. Mit dem Fahrrad fuhr er nach Yogyakarta, fand den Laden des Arabers und erstand noch die beiden anderen Masken. Wieder zu Hause, wartete er auf Candra. Aber sie kam erst am übernächsten Tag. Sie sei in der Stadt aufgehalten worden, sagte sie. Dann gab sie ihm ein Schreiben von Commissaris Langmut: «Werter Herr, bei uns ist eine Nachricht eingegangen, die ich hiermit an Sie weiterleite. Zu meinem aufrichtigen Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihr Vater schwer erkrankt ist. Er verzeiht Ihnen alles und bittet Sie, unverzüglich zu ihm an sein Krankenbett zu eilen. – Ich darf hinzufügen, dass Ihr Visum demnächst ausläuft, die Rückreise also ohnehin vorbereitet werden muss. In einigen Tagen läuft ein Schiff mit Ziel Rotterdam aus. Ich könnte meinen Einfluss geltend machen, dass Sie ein Ticket für eine Kabine der zweiten Klasse bekommen. – Ich versichere Sie meines Mitgefühls und rechne damit, Sie bald hier zu sehen.»
«Vergiss nicht deinen Ursprung. Überwinde die Wut auf deinen Vater, weil sie dich blind macht.» Er hörte die Worte der Dukun. Vor seinem Haus im südlichen Hunsrück sah er den Vater an dem Tag stehen, an dem ihn die Mitteilung erreicht hatte, dass er aus dem Universitätsdienst
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