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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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hatte sie zu fliehen versucht, dann danach getrachtet, Edmond zu überzeugen, Ridley habe sie gezwungen, und schließlich war sie bemüht, die Bediensteten zu bestechen, welche sie bewachten. Auf Anweisung ihres Ehemannes wurde sie in einem kleinen Raum im oberen Stockwerk eingesperrt, welcher normalerweise als Lagerraum genutzt wurde. Edmond behielt den einzigen Schlüssel. Nach einer Weile gab sie es auf, ihre Empörung den Wänden entgegenzuschreien, und verfiel in düsteres Schweigen.
    Um Ridley und Arthur, welche beide immer noch ohnmächtig waren, kümmerte sich ein schweigsamer Arzt von der Fonteyn-Seite der Familie. Er erklärte, beide hätten eine Gehirnerschütterung erlitten und würden in nächster Zeit vermutlich nicht aufwachen. Die Wunden an Arthurs Hals übersah er voll- kommen. Um so besser.
    »Was wirst du mit ihnen anfangen?«, fragte ich Edmond, der die beiden wütend anstarrte, als wolle er sie zu Asche verbrennen.
    »Nichts«, knurrte er.
    »Nichts?«
    »Was könnte vor Gericht denn schon erreicht werden? Sie würden mit einer Geldstrafe von fünf Schilling entlassen werden, und ihnen würde dringend geraten werden, sich in Zukunft zu benehmen. Ihre Väter spielen in dieser Stadt eine zu bedeutende Rolle, als dass sie das bekämen, was sie wahrhaft verdienen. Schließlich haben sie uns ja nicht wirklich getötet, verstehst du.«
    »Es mangelte nicht an Versuchen.«
    »Ja, aber da diese erfolglos waren, kann das, was sie taten, dem jugendlichen Übermut zugeschrieben werden. Sie verprügelten dich und sperrten mich in dieses verdammte Loch, nichts weiter. Nur Streiche.«
    Damit hatte er Recht. Zu meinem eigenen Nutzen hatte ich das wahre Ausmaß meiner Verletzung, welche nun fast verheilt war, verschleiern müssen. Ohne einen solchen sichtbaren Beweis ihrer Tötungsabsicht wäre es fast unmöglich, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde – zumindest durch die Gerichtshöfe. Jedoch hatte ich selbst einige vielversprechende Ideen im Kopfe und plante, sie bei der erstbesten Gelegenheit auszuführen. In naher Zukunft würden beide Männer spät in der Nacht einen Besuch von mir ertragen müssen, an den sich keiner von beiden später erinnern würde, welcher aber eine tief greifende Ver- änderung ihres Lebenswandels bewirken würde. Bei Gott, vielleicht würde ich sie sogar zu Kirchgängern machen.
    »Und Clarinda?«, fragte ich.
    »Oh, sie ist wahnsinnig, Vetter«, informierte er mich nüchtern.
    »Wie bitte?«
    »Vollkommen verrückt. Ich fürchte, aus diesem Grunde wird sie für den Rest ihres Lebens eingesperrt werden müssen.« Er richtete einen gefährlichen Blick auf mich. »Hast du irgendwelche Einwände?«
    Ich schürzte meine Lippen und schüttelte den Kopf.
    »Sie hat gemordet«, begann er sanft, »dessen bin ich mir nun sicher. Und sie plante weitere Morde, nach dem, was wir beide wissen, aber es gibt keine Möglichkeit, dies zu beweisen.«
    »Wenn sie es nicht gesteht«, sagte ich nachdenklich.
    »Dies ist nicht gerade wahrscheinlich, und selbst wenn sie es täte, was dann? Besser so, als sie in Tyburn eine Gigue tanzen zu sehen.«
    Wahrscheinlich.
    »Für die Familie würde nichts Gutes dabei herauskommen. Wir müssen an das Gerede denken«, fügte er hinzu.
    »O ja, gewiss, zuerst muss auf die Familie Rücksicht genommen werden.« Fast erwartete ich einen scharfen Vorwurf für meinen Sarkasmus, aber er reckte nur ein wenig sein Kinn in die Höhe. »Komme mit mir«, sagte er und sprang auf, ohne zu warten, um zu sehen, ob ich ihm folgte.
    Ich holte ihn ein. »Warum?«
    »Du wolltest wissen, warum sie dich töten wollte. Bist du noch immer interessiert an der Antwort?«
    Das war ich. Er ging nach oben und durchquerte eine der Hallen. Nachdem ich mit Hilfe des Pferdeblutes, an dem ich mich reichlich gelabt hatte, wieder zu Kräften gekommen war, konnte ich nach Hause schweben, falls die Zeit knapp würde, aber ich zog es vor, sicher in einer Kutsche zu fahren, falls dies möglich war. Bevor ich mich in neue Verwicklungen stürzte, wollte ich mich zuerst einen ganzen Tag auf meiner Erde ausruhen können.
    Edmond hielt vor einer geschlossenen Tür an und öffnete sie vorsichtig. Der Raum, welcher dahinter lag, war von mehreren Kerzen erleuchtet, welche in mit Wasser gefüllten Schüsseln standen. Viele Kinderbetten waren aufgestellt worden, und jedes von ihnen enthielt einen kleinen, schlafenden Körper. Als ich Nanny Howard erblickte, kam ich zu der Schlussfolgerung, dass wir uns im
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