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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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zielte.
    »Nein!«, schrie ich und warf mich mit dem ganzen Körper nach vorne.
    Die Explosion ließ mich kurz ertauben. Zu spät. Zu spät. So sehr aus Panik, wie aus Wut schlug ich mit meiner Hand gegen ihr Kinn. Augenblicklich brach sie zusammen. Hinter und über mir hörte ich weiteren Tumult, Knurren und dumpfe Schläge, welche mit einem leisen, aber Übelkeit erregenden Aufschlag auf den Fußboden endeten. Jemand gab ein würgendes Geräusch von sich, dann fiel ein Körper neben mir zu Boden.
    Ich stieß mich ab und drehte mich von Clarinda fort, aus Angst vor einem Angriff Ridleys. Jedoch hätte ich mir keine Sorgen zu machen brauchen. Es war sein Körper gewesen, welcher hingefallen war. Edmond ragte über uns auf, seine Brust hob und senkte sich, als er wieder zu Atem zu kommen versuchte, seine Augen waren winzige dunkle Punkte in einem weißen See. Eine Sekunde lang dachte ich, dass er mich wie ein Wahnsinniger anstarrte, aber dann wurde mir klar, dass es Clarinda war, der seine Aufmerksamkeit galt. Ich war froh, dass sie bewusstlos war. Was er vielleicht getan hätte, wäre sie wach gewesen, wagte ich mir nicht vorzustellen.
    Keiner von uns bewegte sich. Ich war zu müde, und er, nun, sein Verstand befand sich in der Gewalt der Schatten. Da ich selbst mehr als einmal in ihren Krallen gewesen war, wusste ich, dass er ein wenig Zeit brauchen würde, um sich davon zu befreien. Seinethalben verhielt ich mich still.
    Es lag der Geruch von Blut in der Luft. Von Edmond. Frisch.
    An der Außenseite seines linken Armes war ein langer Riss zu erkennen. Die Kugel aus Clarindas Pistole war ihm zu nahe gekommen. Es wäre vielleicht noch knapper gewesen, hätte ich nicht – Meine Zähne waren wieder ausgefahren.
    Ignoriere es, Johnnyboy. Es ist jetzt nicht die Zeit oder der Ort dafür.
    Gott, ich war so hungrig. Jedoch glücklicherweise nicht so sehr, dass ich die Kontrolle über mich verloren hätte. Dieses Mal befand ich mich nicht am Rande des Verhungerns. Ich konnte noch ein wenig warten.
    Aber nicht zu lang.
    Edmond stapfte um uns herum, um sich auf den besudelten Sarkophag zu setzen. Er drückte eine Hand auf seine Wunde und senkte den Kopf. Es war eine große Anzahl neuer Falten auf seinem Gesicht zu erkennen, aber die alten hatten sich ein wenig geglättet.
    »Lassen Sie uns Hilfe holen, in Ordnung?«, schlug ich vor, mit einer Stimme, welche so dünn und schwankend klang, dass ich sie kaum wieder erkannte.
    Edmond hob den Blick, um mich anzustarren. Seine Miene veränderte sich, als die Muskeln unterhalb der Haut sich krampfhaft zusammenzogen. Dies war kein angenehmer Anblick. Und es war sogar noch schlimmer, als ich merkte, dass er anfing zu lachen. Er lachte. Es musste nur eine winzige Veränderung eintreten, dann würde es sich in ein Weinen verwandeln. Ich schwieg erneut. Ihm eine tröstende Umarmung anzubieten, wie ich es bei Oliver getan hatte, wäre in diesem Falle wohl nicht willkommen gewesen. Edmond wurde vom Gelächter geschüttelt, wurde davon gequält, schluchzte vor Lachen; die Geräusche wurden von den bebenden Wänden des Mausoleums zurückgeworfen, bis das letzte davon verklungen und er völlig leer war.
    In der lastenden Stille, welche folgte, bemühte ich mich, vom Boden aufzustehen, und nach einiger Mühe gelang mir dies auch. Halb setzte ich mich nun, halb lehnte ich mich wie Edmond an den Sarkophag. Im Unterschied zu ihm verspürte ich keinerlei Heiterkeit in mir, nur Müdigkeit, gegen die ich bald etwas tun musste.
    Ich bemerkte, dass Ridley noch lebte, und ich war ein wenig überrascht über diese Tatsache. Nach dem zu urteilen, was ich von dem Kerl erkennen konnte, hatte Edmond ihn gründlich zu Brei geschlagen. Sein Gesicht war recht blutig, und an der Wand befand sich noch mehr Blut, welches möglicherweise aus einer hässlich aussehenden Stelle auf der einen Seite seines rasierten Schädels stammte. Er hatte seine Perücke irgendwann während des Kampfes verloren, sonst hätte sie ihm ein wenig Schutz bieten können. Aber andererseits vielleicht auch nicht. Edmond war fürchterlich wütend gewesen.
    Nun schien er ein gewisses Maß an Kontrolle über sich selbst zurückgewonnen zu haben. Er blickte auf seine ohnmächtige Frau. »Ich ... ich dachte wirklich, sie liebte mich, einst«, sagte er sanft. »Es dauerte nicht lange an. Aber eine kurze Zeit war es sehr schön.«
    »Es tut mir Leid.«
    Er atmete hörbar aus. Fast wie ein Lachen. »Du hast ja keine Ahnung.«
    Ich dachte, dass
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