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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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zuhörst und –«
    Vielleicht spürte sie die Gefahr auf irgendeine Weise. Sie konnte nicht wissen, was ich zu tun versuchte; ihr war nur bewusst, dass es eine Bedrohung darstellte. Sie zielte mit der Mündung auf mich und feuerte, einfach so.
    Die einzige Warnung für mich bestand in der winzigen Pause, die entstand, als sie zielte. Ohne zu zögern löste ich mich auf – gerade noch rechtzeitig. Ich nahm die Explosion und das Krachen flüchtig wahr, aber ich fühlte nicht, wie die Kugel, welche die Stelle, an der ich gestanden hatte, mich durchschlug, Gott sei Dank. Doch nur einen Moment lang. Eine halbe Sekunde später war ich wieder materiell.
    Schwach. Ich war so schwach. Ausgetrocknet. Leer. Schwankend.
    Clarinda beobachtete mich interessiert. Der Pulverrauch in diesem düsteren Raum musste verhindert haben, dass sie mein kurzes Verschwinden wahrgenommen hatte. Sie konnte nicht sehen, dass ich unversehrt war. Sie wartete darauf, dass ich hinfiel.
    Und das würde auch tatsächlich gleich geschehen. Meine Kraft war völlig aufgebraucht, ich hatte mich zu sehr verausgabt; wenn ich so weitermachte, würde ich vielleicht nicht – Ridley erschien am Eingang. Das Gegenstück zu Clarindas Duellpistole befand sich in seiner Hand.
    Verdammnis. Wenn ich mich erneut auflösen würde, würde mich dies vollkommen erledigen. Und wenn er schoss, würde der Schuss mich ebenfalls vollkommen erledigen. Ich besaß für keine der beiden Möglichkeiten mehr genügend Kraft.
    Ich hätte zu den Ställen gehen sollen, dachte ich, brach zusammen und ließ mich langsam zu Boden gleiten. Ich schloss meine Augen und verhielt mich völlig ruhig. Und wartete. Hoffte.
    »Was, zum Teufel, ist geschehen?«, knurrte Ridley. »Wo kommt er her?« Clarindas Stimme klang schrill. »Sieh nach, ob er tot ist. Beeile dich!«
    »Du –«
    »Beeile dich!«
    Vorsichtig ging Ridley an ihr vorbei, kniete sich neben mich und legte eine Hand auf mein Herz. »Er ist hinüber«, erklärte er.
    Gott sei Dank. Wenn sie nun doch endlich verschwinden würden.
    »Bist du sicher?« Du meine Güte, wie war sie doch besorgt.
    »Er ist tot, sage ich. Was ist geschehen?«
    Obwohl sie so aufgeregt war, gelang es ihr, ihm alles mit einigen wenigen hastigen Worten zu erklären. Er schien zwischen Bewunderung für ihren Wagemut, dass sie einen Mann getötet hatte, und Wut, dass er um diese Aufgabe gebracht worden war, zu schwanken.
    Die Winterkälte kroch langsam von dem Marmorboden in meine Knochen. Bald würde ich anfangen zu zittern und mich dadurch verraten. Nein, Johnnyboy, dies wäre eine sehr schlechte Idee. Lasse sie ihre Arbeit vollenden und das Gebäude verlassen, dann kannst du zu den Ställen torkeln und dich sättigen.
    »Warum musstest du ihn erschießen?«, beschwerte sich Ridley. »Wie wird das aussehen? Ein Schwerthieb und eine Pistolenkugel in einem –«
    »Es wird aussehen, als hätten sie geschossen und sich dabei gegenseitig verwundet und sich dann mit Schwertern getötet.«
    »Aber es wird nicht –«
    »Ich kann es nicht ändern! Wir müssen das beste daraus machen. Nun sieh nach Arthur. Rasch.«
    Ridley verließ mich, um einen Blick auf seinen Vetter zu werfen. Arthur weilte noch unter den Lebenden, was für mich eine Erleichterung war.
    »Wecke ihn auf«, forderte Clarinda.
    Doch leider war Arthur bewusstlos. »Was hat der Bastard mit ihm gemacht?«, wollte Ridley wissen, aber ich hatte nicht im Sinne, ihm zu antworten, da ich mich um meine eigenen Probleme kümmern musste.
    »Dann zum Kuckuck mit ihm«, meinte sie. »Wir müssen ohne ihn auskommen.«
    »Die Steinplatte ist zu schwer. Es war bereits vorher schwierig, sie überhaupt zu bewegen. Ich brauche Arthur, um –«
    »Er wird nicht vor dem Frühling erwachen. Ich werde dir helfen. Stemme einfach deinen Rücken dagegen.«
    Mit wenig Grazie und knurrend fügte er sich. Ich öffnete ein Auge, um zu sehen, was sie im Sinne hatten.
    Mit Clarindas Hilfe, und indem er seinen gesunden Arm benutzte, zog Ridley Arthurs Körper von dem Deckel des Sarkophages und legte ihn seitlich daneben. Er stöhnte, beschwerte sich und wies auf seine Wunde hin, doch Clarinda hatte wenig Mitleid mit ihm.
    »Du hättest Jonathan auf diesem verdammten Maskenball direkt töten sollen, anstatt mit ihm zu spielen«, tadelte sie ihn, außer Atem.
    »Ich dachte, ich hätte ihn getötet. Ich weiß, ich –«
    »Ja, du hast ihn durchbohrt, das hast du mir erzählt.«
    »Ganz und gar – und ich brachte ihn zu
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