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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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dass eine Spur der Agonie, welche ich durchlitten hatte, fortbestanden haben könnte, um mich erneut zu packen.
    Ein jäher stechender Schmerz in meiner Brust ließ mich zusammenzucken, doch wie ich wohl wusste, hatte dieser seinen Ursprung in meinem Kopf. Eine Erinnerung an den Schmerz, aber nicht der Schmerz selbst. Es bestand kein Grund, Angst zu haben, wirklich nicht.
    Vater hatte uns gelehrt, uns stets unseren Ängsten zu stellen. Über sie zu sprechen, wenn es sein musste, und sie dann anzusehen und zu entscheiden, ob sie es wert waren, dass man sich weiterhin den Kopf über sie zerbrach. Dies hatte in der Vergangenheit jedes einzelne Mal gewirkt, und seit meiner Veränderung war mir die Notwendigkeit bewusst gewesen, mich dieser Angst schließlich zu stellen. Doch ich hatte niemals darüber gesprochen; nicht einmal Jericho wusste davon. Anderen davon zu erzählen, hätte bedeutet, dass ich bald etwas hätte unternehmen müssen, und hierher zu kommen war eine Aufgabe gewesen, welche ich noch nicht bereit gewesen war, auf mich zu nehmen – oder zumindest hatte ich mir dies jedes Mal selbst eingeredet, wenn ich es wieder aufschob. Aber nun nicht mehr. Über diesen Luxus verfügte ich nicht länger.
    Ich zog meine Knie an, stützte meine Arme darauf und wartete, um zu sehen, ob die Übelkeit mich erneut überkäme.
    Dies war nicht gerade bequem, dachte ich wenig später, als ein scharfer Stein meinen Hintern quälte. Ich veränderte meine Position, um kurz nach dem buchstäblichen Stein des Anstoßes zu suchen und ihn zu entfernen. Fast erwartete ich, dass er mit altem Blut bedeckt wäre, doch seine raue Oberfläche erwies sich als ebenso unbefleckt und harmlos wie die restliche Umgebung.
    Schließlich warf ich ihn in den Kessel und lauschte, wie er durch die Bäume schlug und schließlich mit einem plumpsenden Geräusch auf dem Boden weit unter mir aufschlug.
    Ich sah mich um und wartete, wobei ich den nächtlichen Geräuschen zuhörte, wie ich es am Abend zuvor am Bachufer getan hatte, aber es war nicht das Gleiche. Der Frieden, welchen ich dort empfunden hatte, war süß gewesen; lag er mir nun so fern?
    Ja, murrte ich, vor allem, wenn ich hier noch lange bleiben musste.
    Die Langeweile, und nicht mehr länger die Übelkeit, bedrängte mich beim Warten auf eine weitere unangenehme Reaktion. Ich begann, mit den Fingern zu trommeln, zu pfeifen, ohne mir Gedanken über die Melodie zu machen, und allmählich dämmerte mir, dass ich auch interessantere Dinge unternehmen könnte als hier herumzusitzen. Doch wenn ich jetzt gehen würde, würde das bedeuten, dass ich nachgäbe?
    Die Antwort war ganz entschieden: Nein!
    Stattdessen entrang sich mir ein heiseres Lachen. Es war keuchend, wies viel Unsicherheit auf und versiegte sehr schnell, aber dennoch war es ein Anzeichen für einen kaum bewussten Triumph.
    Natürlich war es absurd. Ich war absurd.
    Meine große und schreckliche Angst hatte sich in Langeweile verwandelt. Ein zweites Lachen, diesmal sicherer als zuvor.
    Absurd, und wie viele andere Absurditäten verlangte es nach einem Ausdruck.
    Ich fand einen weiteren Stein und warf ihn hoch in die Luft. Er beschrieb einen Bogen durch die Bäume und fiel in das Pflanzengewirr weit unter mir. Ich griff nach einem anderen und nach noch einem anderen, bis keine mehr übrig waren; dann stand ich auf und suchte nach weiteren, eifrig wie ein Kind. Indem ich den Kessel umrundete, ließ ich Dutzende von ähnlichen Geschossen fliegen. Als ob ich Fangen spielte, schoss ich durch die Bäume und rief ihnen Begrüßungsworte zu, nur, um das Echo zu hören.
    Dies war närrisch, ja, aber auf eine herrliche Art. Wenn man plötzlich von einer Last befreit wird, muss man feiern. Also rannte und sprang ich herum und rief Bruchstücke von Kinderversen und Kinderliedern, sorglos und frei.
    Das Letzte, was ich tat, war, mich an einer flachen Stelle über den Rand des Kessels zu werfen. Die Welt schwankte einen Augenblick lang, als ich plötzlich herabstürzte, und verschwand dann völlig. Ich hatte mich unerwarteter Weise durch meine Willenskraft von aller Gefahr befreit und wirbelte nun in einen Zustand freudiger Schwerelosigkeit, wie ein Blatt im Wind. Ich ließ mich in die Höhe treiben, im gemächlichen Wettstreit mit dem sanften Druck der Luft, so unsichtbar wie ein Gedanke, aber in gewisser Weise auch ebenso substantiell.
    Ich weiß nicht, wie lange ich auf diese Weise spielte, aber schließlich wurde ich es müde und erlangte an

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