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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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einen Weg finden soll, dass sie selbst auf die Idee kommt. Das Letztere sagt mir mehr zu, da es ganz gewiss ruhiger ablaufen wird.«
    »Es würde Mutters Naturell ganz gewiss zusagen, insbesondere, wenn sie dächte, es würde –« Ich brach ab, bevor ich das Nächste aussprechen konnte, als mir bewusst wurde, wie es klingen würde, doch Vater lächelte nur.
    »Wenn sie dächte, es würde mir nicht gefallen? Ich weiß, dass du keinerlei Respektlosigkeit mir gegenüber im Sinn hattest, sondern nur verstehst, wie ihr Gehirn funktioniert. Dann sei es so. Dies soll meine Strategie sein, obgleich ich bezweifle, dass viel Anstrengung nötig ist, um sie selbst auf diese Idee zu brin- gen. Sie hat Verwandtschaft in England, die sie seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, wie diese Harpyie von Schwester, die die Dinge fest in der Hand hat.«
    Und Menschen. Tante Fonteyn, wie sie sich selbst zu nennen pflegte. Eine schreckliche Frau. Zumindest wäre ich nicht von ihr abhängig, wie es so viele ihrer anderen Verwandten waren. Ich konnte meinem Erbe von Großvater Fonteyn dafür danken.
    »Was ist mit Dr. Beldon?«, fragte ich. Wenn Vater Mutter auf eine lange Reise mitnehmen wollte, wären Beldon und gewiss auch Mrs. Hardinbrook nötig, um seinen geschätzten Frieden zu erhalten.
    »Du magst ihn inzwischen, nicht wahr?« Er zwinkerte verschmitzt mit den Augen.
    »Wenn er nicht den Speichellecker spielt, ist er eine geistreiche Gesellschaft«, gab ich zu.
    »Zuerst werde ich zusehen, dass ich deine Mutter überzeuge, dann mache ich mir Gedanken über die anderen.«
    Ich fragte ihn nicht, ob er nicht daran gedacht habe, einfach alleine abzureisen, denn dies wäre eine unverzeihliche Beleidigung seiner Ehre gewesen. Er war ein guter und anständiger Mann, der sich bemühte, sich eng an den Schwur zu halten, den er an seinem Hochzeitstag geleistet hatte. Ungeachtet dessen, dass ihre Liebe erstorben war, musste sein Versprechen, für seine Ehefrau zu sorgen und sie zu beschützen, doch immer noch gehalten werden. Dieses Versprechen zugunsten seiner eigenen Bequemlichkeit zu ignorieren, würde alle Werte verletzen, welche ihm heilig waren. Er würde sich eher während des Gottesdienstes am Sonntag in der Kirche erhängen, als dies zu vergessen.
    Manch anderer Mann würde sich nicht mit einer solchen Ehefrau abfinden, doch mein Vater war aus einem anderen Holz geschnitzt. Ich war froh darüber und stolz auf ihn; es tat mir Leid, dass er so viel Schmerz erdulden musste, und ich hegte die Hoffnung, dass die Zukunft leichter für ihn werden würde. Für uns alle.
    Alle. Dies erinnerte mich daran, dass ich zugunsten einer anderen Person sprechen musste.
    »Ich muss dich um etwas bitten, Vater. Warte nicht bis zum morgigen Tage, um es Elizabeth zu erzählen. Es wäre ihr gegenüber nicht gerecht. Sie braucht...
    Zeit.«
    »Zeit?«
    »Um auf Wiedersehen zu sagen.«
    Er verstand, was ich meinte, und nickte. Wir hatten uns bereits von unseren Freundinnen und Freunden verabschiedet, aber nicht von dem Land selbst. Vielleicht sähen wir unser wunderschönes Haus niemals wieder, oder die Felder um es herum, oder die Tausende von geliebten Plätzen, die wir erforscht hatten, als wir hier aufwuchsen. Ich hatte natürlich bereits zuvor Abschied genommen, als ich nach Cambridge geschickt worden war, aber mein Heim war in meinem Kopf und meinem Herzen immer in Sicherheit gewesen und hatte darauf gewartet, mich nach meiner Rückkehr wieder willkommen zu heißen.
    Nie mehr. Und ich nahm eine tiefe Traurigkeit mit, als ich mich nach einer Fortsetzung unserer Unterhaltung und ein paar weiteren Fragen von Vater verabschiedete und begann, ziellos umherzuwandern. Ich hatte im Sinn gehabt, über unser Grundstück zu streifen und einfach die Nacht zu verbummeln. Dies schien mir die beste Methode, meinen Lieblingsplätzen auf Wiedersehen zu sagen, aber stattdessen fand ich mich auf dem Weg zu einem Ort wieder, den ich viel zu lange gemieden hatte. Es war gerade ein Jahr vergangen, seit ich zuletzt dort gewesen war, und während dieser Zeit hatte der bloße Gedanke daran stets dafür gesorgt, dass ich mich körperlich krank fühlte.
    Und dies nicht ohne triftigen Grund.
    Als Kinder hatten Elizabeth, Jericho und ich hier gespielt. Wir waren Piraten auf Schatzsuche oder Späher und Indianer gewesen; wir hatten gespielt und gezankt und gelacht und gesungen, wie unsere Stimmung es zuließ. Wir nannten den Ort den »Kessel des Kapitäns«, da diese tiefe Arena in

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