Der maskierte Tod
alle.« Er ließ die Überreste des Grashalms unbeachtet zu Boden fallen. »Lieber Gott, wir brauchen nicht noch mehr davon. Wäre deine Miss Jones nicht gewesen, hätten wir dich letztes Jahr verloren. Eine schreckliche Zeit lang dachte ich, du wärst tatsächlich von uns gegangen...«
Seine Stimme brach, und ich legte meine Hand auf seine Schulter. In meinem Hals hatte sich ebenfalls ein Kloß gebildet. »Es ist in Ordnung, Vater.«
Er schnäuzte sich und lachte ein wenig. »Ja, bei Gott, das ist es, mein Junge. Ich möchte nur, dass es so bleibt.«
»Meinst du damit, dass du mit uns kommen wirst?«
Er hustete heiser und rieb sich ungeduldig die Nase. »Nicht auf dieser Reise, es müssen zuerst noch viele Vorbereitungen getroffen werden. Aber bald. Dies ist die Sorge, welche ich meinte, und es tut mir Leid, sie dir in der Nacht aufzubürden, bevor du abreist, doch es musste ausgesprochen werden, so lange noch Zeit blieb, es auszusprechen. Besser jetzt, als später in einem Brief nach England, welcher zu der Zeit, wenn du ihn bekämst, bereits Monate alt wäre.«
»Es gibt keinen Grund für eine Entschuldigung, Sir.«
»Nun, ich dachte, ich sollte versuchen, höflich zu sein, bedenkt man, was für ein Schock es sein muss.«
Ich lächelte und lockerte meinen Griff um den Stein. Wie zuvorkommend.
»Wann wirst du es Elizabeth erzählen?«
»Morgen. Wenn wir das Gepäck zum Hafen bringen.«
»Warum hast du es uns nicht zusammen erzählt?«
»Ich hatte nicht geplant, überhaupt etwas zu sagen, aber die Zeit war gekommen. Außerdem ist einer oder eine von euch beiden Furcht erregend genug, doch ihr beide zusammen ...« Er schüttelte den Kopf, als hätten meine Schwester und ich ihn irgendwie überwältigen können, wie wir es als Kinder im Spiel getan hatten, um ihn zu einem bestimmten Gefallen zu überreden. Doch damals wie heute wussten wir, wann er überredet werden konnte und wann nicht. Vater hatte sich entschieden, und es war nicht an mir, seine Entscheidung in Frage zu stellen, auch wenn ich noch Fragen bezüglich anderer Angelegen- heiten hatte.
»Du hast mich einen Blick durch das Salonfenster auf die anderen werfen lassen, aber der Sinn ist mir noch nicht so ganz klar.«
»Auf diese Weise konntest du sehen, wie die Dinge für uns aussehen, im Gegensatz zu dem Rest der Welt. Hier existiert eine Art Frieden, doch er ist so verdammt zerbrechlich. Jeder Bandit, der behauptet, Teil von Washingtons Armee zu sein, kann am Tage oder in der Nacht herkommen und ihn für immer zerschmettern. Dies ist deine Heimat, und möchtest du dich nicht lieber jetzt und aus freiem Willen von ihr verabschieden, um dich an sie so zu erinnern, wie du sie kennst und liebst, als darauf zu warten, dass jemand kommen und sie dir wegnehmen wird? Wenn dies geschähe, wäre nichts so wie vorher. Dieser Zufluchtsort und alle anderen, welche ihn später ersetzen würden, wären für immer und ewig besudelt durch einen solchen Eingriff.«
Und darin konnte ich ein Echo dessen hören, was seine Geliebte Mrs. Montagu wiederholt zu diesem Thema gesagt hatte. Letzten Dezember waren Rebellen in ihr Haus eingebrochen und hatten es gründlich ausgeplündert. Trotz der Reparaturen, die gemacht worden waren, und der Unterstützung, die er ihr im Laufe der Monate hatte zukommen lassen, litt sie in ihrem eigenen Haus noch immer große Qual, und obwohl sie nun besser vorbereitet war als zuvor, hatte sie ständig Angst vor einem weiteren Übergriff. Ich fragte nach ihr.
»Sie ist wohlauf.«
»Ich meine, wenn du eine Rückkehr nach England planst, was wird dann mit ihr geschehen? Hast du es ihr gesagt?«
»Mein Junge«, erwiderte er mit Belustigung in der Stimme, »es war ihr Vorschlag.«
O Himmel. Mrs. Montagu war eine nette Frau, für die ich viel Zuneigung empfand. Da ich einen Großteil meines Lebens keine Mutter gehabt hatte, hatte sie dieses Bedürfnis für mich bis zu einem gewissen Grade erfüllt. »Dann trifft sie ebenfalls Vorbereitungen, um abzureisen? Wann?«
»Bald. Das ist alles, was ich sagen kann. Es gibt einiges, was zuerst getan werden muss ... zum Beispiel, mich mit deiner Mutter auseinander zu setzen.«
Großer Gott. Beim bloßen Gedanken an sie sank meine Stimmung. Es war fast sicher, dass sie Vater Hindernisse in den Weg legen würde. »Was wirst du tun?«
»Ich ... habe das noch nicht völlig durchdacht«, gab er zu. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihr die Angelegenheit als beschlossene Sache präsentieren oder
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