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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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der Stelle wieder Substanz, an der ich gestorben war. Welche Verletzung ich auch erlitten, welchen Schmerz ich auch immer empfunden hatte, um all das, was ich verloren hatte, dies war nun nicht länger ein Teil dieses Ortes. Ich lachte erneut, und dieses Mal wurde der Ton des Triumphes nur von einer demütigen Dankbarkeit für das, was mir blieb, gemäßigt: mein Leben, mit allen Veränderungen, und meine Familie.
    Meine Zweifel über den endgültigen Abschied von diesem Land waren verschwunden. Vielleicht hat das Widerstreben, welches die meisten Leute empfinden, wenn sie ihre Heimat verlassen müssen, mehr mit dem Unvermögen zu tun, die Erinnerungen an das Unglück, welches sich dort zugetragen hat, zu zerstreuen, als mit dem Verlust des Glückes, welches sie dort erlebt haben. Die Erinnerungen an das Sterben blieben mir erhalten, aber die Angst und der Schmerz, welche darin lagen, hatten nicht länger einen Einfluss auf mich. Sie hatten sich verringert; ich war ihnen entwachsen.
    Mit leichterem Herzen als zuvor marschierte ich zurück zum Hause.

KAPITEL 3

Zu Vaters großer Erleichterung war das Vieh am Schiff eingetroffen und sicher mit dem Rest des Reisegepäcks, welches wir nach England mitnahmen, an Bord gebracht worden. Es gab davon eine ganze Menge zusätzlich zu verstauen, angesichts Vaters Entscheidung, bald nachzufolgen. Wir konnten jedoch nicht alles mitnehmen; Elizabeth trauerte bereits über den Verlust ihres Spinetts, aber ich hatte ihr versprochen, ein neues, besseres in London für sie zu finden. Ich selbst bedauerte am meisten, dass ich mein liebes Jagdpferd Rolly zurücklassen musste. Bereits seit Ausbruch des Krieges hatte ich befürchtet, ihn an die Kommissare zu verlieren, und ich hasste den Gedanken, dass er in gleichgültige und grausame Hände fallen könnte. Dies war eine der vielen Fragen, welche ich Vater während unseres ausführlichen Gespräches gestellt hatte, und eine, auf die er keine Antwort parat hatte.
    Mein Tagesschlaf bewahrte mich vor der Geschäftigkeit des frühen Morgens, als unsere Habseligkeiten in der Kutsche und dem Wagen aufgestapelt wurden, welche uns zum Schiff brachten. Obwohl ich all dies nicht erlebte, konnte ich mich glücklich schätzen, nicht Teil des Wirbels von Aktivitäten zu sein, die unsere Abreise begleiteten. Dies war der einzige positive Aspekt, welcher einer ganzen Unzahl von negativen gegenüberstand, wobei der schlimmste von ihnen in der Tatsache bestand, dass ich gezwungen war, mich anderen Menschen auszuliefern, damit sie sich anständig um mich kümmerten.
    Nicht, dass ich den Mitgliedern meiner Familie kein Vertrauen entgegenbrächte, doch ich kannte den Kapitän und die Besatzung des Schiffes nicht und konnte mir leicht das Schlimmste vorstellen. Selbst die kleinste Unachtsamkeit, während ich an Bord gebracht würde, könnte verhängnisvoll für mich enden, wenn ich in das kalte Wasser des Sundes stürzte. Mir war oftmals von Vater versichert worden, dass alles gut gehen würde, doch nur widerstrebend hatte ich mich am Tag der Abreise furchtsam meinem Schicksal ergeben, indem ich ein hastiges Gebet murmelte, wobei ich um die Bewahrung meines hilflosen Leibes bat.
    Mit ihrem Organisationstalent und ihrer nüchternen Sicht auf die Gegebenheiten hatte Elizabeth schon früh entschieden, welches das beste Fortbewegungsmittel für mich sei, wenn ich mich in diesem Zustand befand. Sie hatte die Konstruktion einer stabilen Kiste in Auftrag gegeben, welche groß genug war, dass ich mich wie ein Dachs in seinem dunklen Winterbau darin zusammenrollen konnte. Da ich vollkommen unbeweglich war, während die Sonne am Himmel stand, bestand kaum Notwendigkeit, über den Mangel an Bequemlichkeit nachzudenken. Ich hatte diese absonderliche Schlafstätte ausprobiert und gutgeheißen, da ich keinerlei negativen Nebeneffekte durch ihren beschränkten Raum zu erleiden hatte.
    Keine Kissen und keine Matratze lagen auf dem Boden; stattdessen war die Kiste mit diversen eng gewobenen Leinenbeuteln ausgepolstert, von denen jeder mit einer beträchtlichen Menge Erde von unserem Grundstück gefüllt war. Das Grab hatte mich zurückgewiesen – oder vielleicht hatte auch ich es zurückge- wiesen – dennoch war es notwendig für mich, einen Teil davon mitzunehmen, wenn ich reiste. Dies nicht zu tun, bedeutete, dass ich den gesamten Tag einer endlosen Reihe entsetzlicher Träume ausgesetzt sein würde. Warum dies so war, wusste ich nicht. Ich hoffte, Nora würde mich

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