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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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sonst sind Sie bald ganz durchweicht, Sir.«
    Ich dankte ihm und drehte meine letzte Runde, was mich davon überzeugte, dass in dieser Nacht keine weitere Zerstreuung zu finden war – es sei denn, ich wollte, dass mir noch mehr eisiges Wasser ins Gesicht geklatscht wurde. Es war besser, seekrank und trocken zu sein, als seekrank und nass. Ich ging unter Deck.
    Jericho hatte die kleine Lampe in der Kabine für meine Rückkehr brennen lassen. Er schlief gegen die gegenüberliegende Wand gelehnt, tief und fest in seiner Koje. Ich war froh, dass er sich etwas ausruhen konnte, und achtete sorgsam darauf, leise zu sein, als ich aus meiner feuchten Kleidung schlüpfte. Da ich nicht genau wusste, was ich mit ihnen anfangen sollte, ließ ich sie in einem unordentlichen Haufen auf der Reisekiste liegen und kletterte dann dankbar in mein eigenes Bett.
    Das Vorhandensein der Erde von daheim spendete mir sofortigen Trost, welcher so überwältigend war, dass ich mich fragte, was, um Gottes willen, mich veranlasst hatte, sie zunächst zurückzulassen. Bis zu diesem Moment war mir nicht klar gewesen, wie sehr ich sie brauchte. Als ich mich zurücklehnte, konnte ich endlich das Gefühl benennen, welches mich bereits vor Stunden beschrieben hatte, eines, das ich seit meinem Tode nicht mehr empfunden hatte: Ich war schläfrig.
    Ich hatte gewusst, wie ich mich fühlte, wenn ich müde war, hatte alle Formen der Müdigkeit gekannt, von der Ermüdung einer trüben und entmutigten Stimmung bis hin zu der erschöpften Befriedigung, welche der Erledigung einer schwierigen Aufgabe entstammte. Vieles war im vergangenen Jahr geschehen, aber nicht ein einziges Mal hatten sich meine Augen von selbst geschlossen, so wie sie es nun taten.
    Verdammt seltsam, dies.
    Aber so wunderbar angenehm.
    In den Schlaf zu entkommen ... ich hatte gedacht, dass mir dieser Luxus für immer genommen worden sei, aufgrund der Veränderungen, welche ich durchlebt hatte.
    Mehr aus alter Gewohnheit denn aus Notwendigkeit atmete ich tief ein und wieder aus und zog mir die Decken bis zum Kinn. Oh, dies war ein so gutes Gefühl; das Schwindelgefühl und der flaue Magen verloren endlich ihre Macht über meinen geplagten Körper. Die mit Erde gefüllten Beutel, auf denen ich lag, waren klumpig und hart, aber sie bereiteten mir trotzdem gleichzeitig das bequemste Bett, das ich je gekannt hatte. Ich rollte mich auf die Seite, schlug einmal auf das Kissen, um es zurechtzuklopfen, wie es sein sollte ...
    Und dann zog jemand an meiner Schulter und rief in einem höchst dringenden Tonfall meinen Namen.
    Verdammnis, dachte ich und sprach es dann laut aus. »Was gibt es?«
    »Möchten Sie nicht aufstehen, Mr. Jonathan?«, fragte Jericho.
    »Ich bin doch gerade erst zu Bett gegangen. Lasse mich beenden, was ich angefangen habe.«
    »Aber es ist lange nach Sonnenuntergang«, insistierte er.
    Lächerlich. Aber wahrscheinlich hatte er Recht, sonst würde er mich nicht belästigen. Ich zwang mich dazu, die Augen zu öffnen. Die Kabine sah aus wie zuvor, oder zumindest fast.
    Wenn seine Koje nicht ordentlich hergerichtet worden wäre und meine Kleidung nicht sauber auf der Kiste ausgebreitet, hätte ich guten Grund gehabt, anhaltend verärgert zu sein.
    »Miss Elizabeth war bereits hier, um nach Ihnen zu fragen. Sie dachte, Sie könnten vielleicht noch an Seekrankheit leiden.«
    »Es ist nicht mehr so schlimm wie zuvor.«
    »Wünschen Sie, dass ich diese Nachricht an sie überbringe?«
    Gott, ich wollte im Bett bleiben. »Nein, ich werde mit ihr reden, vielleicht an der frischen Luft.«
    Er schien mir eine weitere Frage stellen zu wollen, denn er war offenkundig besorgt, doch ich stand auf und verlangte meine Jacke. Dies war alles, was nötig war, um das Thema zu wechseln. In den nächsten Minuten wurde ich im Schnellverfahren ausgezogen, ausgekämmt, abgebürstet und auf andere Weise salonfähig gemacht, so dass ich in jeder höfischen Gesellschaft hätte auftreten können. Wie er dies alles in dem winzigen Raum, der uns zur Verfügung stand, bewerkstelligte, war mir ein Rätsel.
    Meinen Hut auf dem Kopf, meinen Stock in der Hand, wurde ich in den Gang hinauskomplimentiert.
    »Versuchst du mich loszuwerden, damit du die Dinge in Ordnung bringen kannst, ist das der Grund?«, verlangte ich zu wissen.
    Sein Lächeln war das der perfekten Unschuld. Es war auch seine einzige Antwort, als er die Tür schloss.
    Da es wenig Sinn machte, in einen weiteren Wettstreit mit ihm zu treten, ging ich

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