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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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schmerzlich vertraute Schnauben eines Pferdes hörte. Keiner der anderen Passagiere hatte erwähnt, Tiere an Bord gebracht zu haben, obwohl alle von ihnen Bemerkungen bezüglich meiner Bemühung gemacht hatten. Die Reaktionen reichten von leichtem Humor bis hin zu Neugierde über diese Exzentrizität. Seltsam, dass niemand ... wessen Pferd war es?
    Indem ich die Trennwand zwischen diesem Stall und dem nächsten öffnete, löste ich das kleine Rätsel. Darin, in seinen eigenen Verschlag geschmiegt, stand Rolly. Seine Ohren waren mir zugewandt, seine Nüstern zitterten, um meinen Geruch aufzunehmen.
    Mit einem Male verstand ich, warum Vater nichts darüber gesagt hatte, was mit meinem Lieblingstier geschehen solle. Er müsste einige Schwierigkeiten gehabt haben, um diese Überraschung in letzter Minute zu arrangieren. Gott schütze ihn und seine Komplizen. Elizabeth und Jericho hatten mir nicht den geringsten Hinweis gegeben.
    Ich ging hinein und überschüttete Rolly geradezu mit einer herzlichen Begrüßung, indem ich ihn zwischen den Ohren und den ganzen Hals hinunter rieb. Da entdeckte ich eine Schriftrolle, die mit einem Band an seiner Mähne festgebunden war. Eine Nachricht?
    Eine Nachricht. Ich brach den Tropfen Siegelwachs auf, mit dem das Band am Papier befestigt war, und entrollte den kurzen Brief.
    Mein lieber Jonathan, ich hoffe, Du vergibst mir diesen freien Umgang mit deinem Eigentum, aber ich nahm an, dass das Risiko den Gewinn wert sei. Ich weiß, wie viel Rolly Dir bedeutet, und es wäre grausam, Dir zuzumuten, ihn wegen meiner Pläne, das Land zu verlassen, aufzugeben. Da wir nun ohne Deinen Einfluss, den Du über die Kommissare besitzt, auskommen müssen, ist es nicht wahrscheinlich, dass ein solch edles Tier in Zukunft noch lange ihrer Aufmerksamkeit entgeht. Er verfügt über genügend Nahrung für die Dauer einer langen Reise. Behalte in Erinnerung, dass er während dieser Zeit seine übliche Bewegung vermissen wird; also denke daran, ihn langsam wieder daran zu gewöhnen, wenn Ihr in England angekommen seid.
    Mit einem Gebet für eine sichere Reise und mit Gottes Segen für Euch alle, Dein Dich liebender Vater.
    Die Schrift verschwamm mir vor den Augen. Zum ersten Mal seit meinem Erwachen durchdrang mich eine wohlige Wärme. Gott segne dich auch, Vater, dachte ich und wischte mir die nassen Wangen mit dem Ärmel ab.
    Ich verbrachte eine Stunde oder mehr mit Rolly, untersuchte ihn, streichelte ihn, sprach mit ihm und ließ ihn wissen, wo er war. Ob er mich verstand oder nicht, war nicht von Bedeutung; er war ein guter Zuhörer; und mich in seiner Gesellschaft zu befinden, war eine weitaus bessere Ablenkung als die Konversation mit Mr. Quinton. Ich entdeckte Rollys Zaumzeug und andere Dinge, welche in einer Kiste verstaut waren, und verbrachte einige Zeit damit, ihn abzubürsten und seine Mähne und seinen Schweif zu kämmen, bis sie so glatt und glänzend waren, wie der Rest seines Fells. Ja, es war eigentlich die Aufgabe eines Stallburschen, aber für mich bedeutete es Vergnügen, nicht Arbeit.
    Nachdem ich ihm und mir für diese Lage Trost gespendet hatte, war ich bereit, wieder an Deck zurückzukehren und nachzusehen, wie die Nacht verging. Mit der Beschäftigung waren Vergesslichkeit und Nachsichtigkeit gekommen, und ich musste auf den Lauf der Zeit achten, wenn ich in Zukunft weitere panische Kopfsprünge in diverse Kellerräume vermeiden wollte, um dem Morgengrauen zu entkommen.
    Ich hatte nichts zu befürchten; als ich ins Freie trat, bemerkte ich beim ersten Blick himmelwärts, dass der größere Teil der Nacht mir noch bevorstand. Es durfte allerdings nur ein kurzer Blick sein; der Anblick der Masten, die wie trunken vor dem Hintergrund der Sterne schwankten, brachte das Schwindelge- fühl in voller Stärke zurück. Die Augen zu schließen, machte die Angelegenheit noch schlimmer. Ich wünschte um Gottes willen, dieses Elend würde verschwinden. Ich bahnte mir schlingernd meinen Weg zur Reling und klammerte mich daran fest, als gehe es um mein Leben, während ich Luft schluckte und meine Schwäche verfluchte.
    Bald gab es etwas anderes zu verfluchen, als ein unberechenbarer Windstoß mir einen halben Eimer Meeresgischt ins Gesicht spritzte. Igitt! Ich schlug danach, wischte mir die Augen und spuckte Wasser. Es war kalt wie Eis.
    »Der Wind frischt auf«, meinte einer der Schiffsoffiziere als Bemerkung zu meinem Zustand, als er vorbeischlenderte. »Am besten suchen Sie irgendwo Schutz,

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