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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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jemals auf die alte Hexe gehört habe.«
    »Der größere Dummkopf ist sie, da sie auf meine Mutter gehört hat. Es tut mir Leid, dass mein Zorn heute Abend die Oberhand gewonnen hat, aber diese ekelhafte Lüge noch einmal zu hören, war zu viel für mich. Ich konnte einfach nicht anders.«
    »Ja, wahrscheinlich ist es genauso, wie ich einfach nicht anders kann, wenn ein Geschwür geöffnet werden muss. Der Patient heult vielleicht, wenn der Eingriff vorgenommen wird, aber es ist besser, dass dies getan wird, als es zu ignorieren, bis sein Blut vergiftet ist und ihn tötet. Kein Bedauern, Vetter«, meinte er, wobei er sein Glas erhob, um auf mich zu trinken.
    »Keines«, antwortete ich und bedauerte es, diese Ehre nicht erwidern zu können, aber Oliver schien es nicht zu bemerken. Ich fragte mich, ob dies vielleicht die richtige Zeit sein mochte, ihm die Wahrheit über meinen veränderten Zustand anzuvertrauen.
    Vielleicht nicht. Es würde ausreichen, es später zu tun. Er hatte für einen Abend genug durchgemacht.
    Er stellte sein Glas beiseite und lehnte sich über den Tisch. »Diese Dinge, die du über deine Mutter, über den Arzt und über das Laudanum gesagt hast...«
    »Entsprechen alle der Wahrheit. Sie leidet an diesen Anfällen, und Dr. Beldon und seine Schwester sind die Einzigen, die mit ihr umgehen können. Das Laudanum hilft, aber Beldon muss es sparsam anwenden.«
    »Klingt, als verstünde er sein Geschäft.«
    »Er ist ein anständiger Kerl, alles in allem.«
    »Wie benimmt sich deine Mutter, wenn sie einen ihrer Anfälle bekommt?«
    »Ungefähr so wie deine Mutter heute Abend.«
    »Gott.«
    »Der Unterschied besteht darin, dass deine Mutter weiß, was sie tut, wenn es darum geht, anderen Schmerz zuzufügen, die meine weiß es nicht.«
    »Großvater Fonteyn war genauso«, meinte er und zog die Schultern hoch, als er sich auf den Tisch lehnte. »An Beobachtungen außerhalb meiner eigenen Familie habe ich gesehen, wie nervöse Zustände weitervererbt werden. Lass uns zum Himmel beten, dass uns und unseren eigenen Kindern dies erspart bleibt.«
    »Dazu sage ich Amen«, stimmte ich von Herzen zu.
    Olivers Gesicht sah plötzlich ganz abgehärmt aus. »Ich ... ich erinnere mich nicht sehr gut an Großvater, aber er jagte mir Angst ein. Ich pflegte mich vor ihm zu verstecken, und dann wies meine Mutter mein Kindermädchen an, mich zu verprügeln, weil ich respektlos gewesen sei, aber das war besser, als ihn sehen zu müssen.«
    »Verständlicherweise. Ich habe gehört, er war ein ganz furchtbarer Mann.«
    »Aber du kennst nicht die ganze Geschichte. Mutter war immer eine Plage, aber Großvater ... er behandelte mich stets wie – wie ein besonderes Schoßtier. Er lachte und versuchte mit mir zu spielen, gab mir Süßigkeiten und Spielzeug. Daran erinnere ich mich.«
    Ich fand das schwer zu glauben, angesichts der Geschichten, die mir über ihn erzählt worden waren, und sprach dies auch aus.
    »Ich weiß. Es macht keinen Sinn. Es machte keinen Sinn. Aber weißt du, Kinder besitzen scharfe Instinkte, wie es manchmal bei Tieren der Fall ist, wenn es darum geht, in einer rauen Umgebung zu überleben. Immer, wenn ich bei ihm war, fühlte ich mich wie ein Kaninchen in einem Löwenbau, und der Löwe spielte nur mit seinem Fressen. Mit mir. Ich konnte niemals ergründen, warum dies so war ... bis heute Abend.«
    Mein Magen verkrampfte sich und ich spürte Kälte in mir aufsteigen. Es durchdrang meine Eingeweide und umklammerte mit kalter Hand mein Herz.
    »Meinst du ...?« Ich hatte Mühe, meine eigene Stimme wieder zu erkennen, so schwach und verloren klang sie.
    »Ich meine, dass irgendetwas daran schuld sein muss, dass deine Mutter überhaupt diese Anklage erhoben hat; nicht du und Elizabeth, sondern etwas in ihrem Leben. In ihrer Vergangenheit.«
    Mein Herz schien leer zu sein, schien Platz zu machen für die aufsteigende Kälte. Sie durchdrang meine Glieder, ließ alles ertauben und brachte dennoch Schmerz.
    »Und im Leben meiner Mutter ebenfalls«, fügte er flüsternd hinzu.
    »O du lieber Gott.«
    »Es ist widerlich, nicht wahr?«
    Es war eine Sache, den Horror des Inzests als abscheuliche Lüge zu erleben, aber eine ganz andere, gezwungen zu sein, ihm als schauderhafte Tatsache ins Auge zu blicken. Oliver und ich starrten einander über den Tisch hinweg an. Ich benötigte keinen Spiegel; ich erblickte meinen eigenen äußersten Schrecken, der sich in seinem verhärmten Gesicht widerspiegelte.
    »Aber sie

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