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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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glücklicherweise tat sie dies nicht.
    Der Lakai trabte davon, um die Kutsche zu holen, eine Handlung, für welche er sich wahrscheinlich selbst in Gefahr brachte. Ich hielt meine Tante für fähig, ihn und den Fahrer zu entlassen, weil sie uns geholfen hatten, die Pferde an den Abdecker zu verkaufen, und dann die Kutsche zu verbrennen.
    Ich begann zu zittern. Dies war natürlich eine Reaktion auf die Geschehnisse.
    »Geht es dir gut?«, fragte Elizabeth.
    »Was habe ich getan?«
    »Genau das, was notwendig war, und auf genau die richtige Weise.«
    »Aber was, wenn ich Unrecht hatte –«
    »Das ist unmöglich, sonst würde ich mich nicht so gut fühlen.«
    »Ich ebenso«, warf Oliver ein. »Bei Gott, ich hätte dies bereits Vor Jahren tun sollen. Bei Gott, bei Gott...«
    Und dann holte es ihn ein. Sein Mund schloss sich, und überall auf seinem verzerrten Gesicht erschienen Falten. Er beugte sich zweimal vor, seine Haut war völlig grün angelaufen.
    »Oh, zur Hölle«, stieß er keuchend hervor. Dann taumelte er blind einige Yards davon und übergab sich.
    Während der Rückfahrt herrschte eine fast ausgelassen Atmosphäre. Jeder von uns war befriedigt über das Ergebnis unserer qualvollen Audienz, jeder lachte, als wir uns erinnerten, wer was gesagt hatte, und wir wiederholten die besten Aussagen, aber bei alledem hing eine Wolke der Verderbnis über unseren Köpfen. Dies war kein kleiner Familienzwist, sondern eine katastrophale Entzweiung, und wir waren uns dessen durchaus bewusst, trotz des überschwänglichen Frohsinns, welcher momentan unsere Herzen erfüllte.
    Als wir die Kutsche verlassen hatten und die Stufen zu Olivers Haus hinaufgestiegen waren, ließ unsere freudige Erregung nach und Nüchternheit machte sich breit. Mein Vetter verlor keine Zeit, sondern ging schnurstracks zu dem Schrank im Salon, in welchem er seine Weine und Spirituosen aufbewahrte. Er hantierte jedoch sehr ungeschickt mit den Schlüsseln herum.
    »Lass mich«, sagte ich und schritt ein.
    Er ließ sie los. Ich fand den richtigen Schlüssel und schloss den Schrank auf. Wein war für Feiern geeignet, Brandy dagegen zum Nachdenken. Ich griff nach der Karaffe und zwei Gläsern. Da ich ihre jeweiligen Möglichkeiten kannte, goss ich für Oliver viermal so viel ein wie für Elizabeth. Niemand sagte ein Wort, bis beide ihre Gläser ausgetrunken hatten. Elizabeth, die selbst in ihren besten Zeiten leicht betrunken wurde, setzte sich auf den nächstliegenden Sessel, wobei sie sich beklagte, dass ihre Beine sich zu schwach fühlten, um sie zu halten.
    Genau in diesem Moment kam Jericho herein. Da sein Wahr- nehmungsvermögen durch lebenslange Übung sehr ausgeprägt war, bemerkte er augenblicklich, dass wir einen schweren Konflikt erlebt hatten, und zog sich wieder zurück. Aber sicher nicht für lange Zeit, dachte ich und sollte recht behalten. Bald erschien das Küchenmädchen, begann das Feuer zu schüren und mehr Kerzen zu entzünden, indem es den Part des Hausmädchens übernahm, über welches wir noch nicht verfügten. Offensichtlich hatte Jericho sie in den Feinheiten des Umgangs mit der Oberschicht unterrichtet, denn sie sagte kein Wort, obgleich es ihr mehr schlecht als recht gelang ihren Zustand aufgeregter Neugierde zu verbergen.
    Sie nahm unsere Umhänge und Hüte, um sie in der Küche trocknen zu lassen, und stolperte unter dem Gewicht, wobei sie Jericho fast umrannte, der soeben zurückkehrte. Er hatte gewusst, dass wir nicht bis zum Abendessen im Fonteyn- Haus bleiben würden, und hatte entsprechende Vorkehrungen getroffen. Frisches Brot, kaltes Geflügel, verschiedene Käsesorten und zwei Teekannen drängten sich auf dem Tablett, welches er trug. Er setzte es auf einem Tisch ab, füllte eine Teetasse für Elizabeth und brachte sie ihr sogleich.
    Sie nippte an dem dampfenden Gebräu und seufzte dankbar. »Jonathan, du wirst von diesem Moment an Jerichos Lohn verdreifachen.«
    »Gemacht«, antwortete ich.
    Jericho hielt inne, als ihm klar wurde, dass es mir vollkommen Ernst war.
    »Aber, Sir...«, begann er, völlig verblüfft. Ich hatte rechtliche Vorkehrungen getroffen, um ihn bald, nachdem wir aus dem Gasthaus ausgezogen waren, den Fesseln der Sklaverei zu entreißen, und er hatte noch mit Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung in seine frisch geschenkte Freiheit zu kämpfen.
    Nach dieser Nacht konnte das Gleiche wohl auch über uns gesagt werden.
    »Nichts aber. Meine Schwester bittet darum, und so wird es geschehen. Es ist

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