Der Matarese-Bund
vor Jahrhunderten ausgewählt worden waren. Wie man Männer dazu erziehen konnte, schreckliche Dinge zu tun, die sie nicht tun wollten, ja, von denen sie nicht einmal wußten. Wie andere nur die richtige Aufmunterung brauchten, weil sie den Märtyrertod des Meuchelmörders suchten. Dies sollten die Methoden der Matarese sein, aber am Anfang würde in den Kreisen der Macht Unglauben herrschen, also mußten Exempel statuiert werden.
Im Laufe der nächsten paar Jahre sollten ausgewählte Männer ermordet werden. Man würde sie sorgfältig aussuchen und in einer Art und Weise töten, die Mißtrauen erweckte. Man würde eine politische Partei gegen die andere aufstacheln, eine korrupte Regierung gegen die nächste. Chaos und Blutvergießen würden regieren, und die Botschaft würde klar und eindeutig sein: Die Matarese existierten.
Der Padrone verteilte Blätter an seine Gäste, auf denen er seine Gedanken festgehalten hatte. Diese Schriftstücke sollten der Quell der Kraft für den Bund sein und ihm ein Ziel setzen, aber nie dürfte ein anderes Auge sie sehen.
Diese Blätter waren der Letzte Wille und das Testament von Guillaume de Matarese… und die im Räume Anwesenden waren seine Erben.
Erben? fragten die Gäste voller Mitgefühl, aber offen. Trotz der Schönheit der Villa und all den Bediensteten, den Musikern und dem Festmahl, das sie genossen hatten, wußten sie, daß er ebenso wie ein jeder von ihnen ruiniert worden war. Wer unter ihnen hatte denn noch etwas übrigbehalten – außer seinen Weinkellern und dem Mietzins seiner Pächter; wer konnte auch nur annähernd sein ehemaliges Leben führen? Hin und wieder ein großes Bankett, aber nicht viel mehr. Zuerst gab der Padrone ihnen keine Antwort. Statt dessen verlangte er von jedem Gast zu wissen, ob der Betreffende die Dinge akzeptierte, die er gesagt hatte, ob der Mann bereit war, ein Consigliere der Matarese zu werden.
Sie antworteten ja, jeder stürmischer als sein Vorgänger, verpflichteten sich dem Ziel des Padrone, denn jedem von ihnen war großes Unrecht geschehen und alle dürsteten nach Rache. Es war offenkundig, daß in diesem Augenblick Guillaume de Matarese jedem von ihnen wie ein Heiliger erschien.
Einem jeden, mit Ausnahme eines einzigen, eines tiefreligiösen Spaniers, der vom Wort Gottes und seinen Geboten sprach. Er warf dem Padrone Wahnsinn vor und hieß ihn einen Greuel in den Augen Gottes.
»Bin ich auch in Ihren Augen ein Greuel, mein Herr?« fragte der Padrone.
»Das sind Sie, mein Herr«, erwiderte der Mann.
Worauf das erste in einer Reihe schrecklicher Dinge geschah. Der Padrone zog eine Pistole aus dem Gürtel, zielte auf den Mann und feuerte. Die Gäste sprangen von ihren Stühlen auf und starrten den toten Spanier stumm an.
»Ich durfte nicht zulassen, daß er diesen Raum lebend verläßt«, sagte der Padrone.
Die Gäste kehrten zu ihren Stühlen zurück, als wäre nichts geschehen. Ihre Augen ruhten auf diesem mächtigsten aller Männer, der so überlegt töten konnte. Vielleicht hatten sie Angst um ihr eigenes Leben; es war schwer zu sagen. Der Padrone fuhr fort.
»Alle in diesem Raum Anwesenden sind meine Erben«, sagte er. »Denn ihr seid der Bund der Matarese. Ihr und die Euren werden das tun, was ich nicht länger tun kann. Ich bin zu alt, und der Tod ist nahe – näher als ihr glaubt. Ihr werdet das durchführen, was ich euch sage. Ihr werdet die Bestochenen von denen trennen, die sie bestochen haben. Ihr werdet Chaos verbreiten und werdet durch die Kraft eurer Leistung mehr erben, als ich euch hinterlassen kann. Ihr werdet die Erben der Welt sein. Ihr werdet das wieder haben, was euch gehört.«
»Was werden Sie uns – können Sie uns – hinterlassen?« fragte ein Gast.
»Ein Vermögen in Genua und ein Vermögen in Rom. Die Konten übertragen, wie es in einem Dokument niedergeschrieben ist, von denen Sie Kopien in Ihren Zimmern finden werden. Dort finden Sie auch die Bedingungen, nach denen Sie die Gelder erhalten werden. Die Existenz dieser Konten war nie bekannt; damit stehen Ihnen für den Beginn Ihrer Arbeit Millionen zur Verfügung.«
Die Gäste schwiegen eine Weile verblüfft, bis einer eine Frage stellte.
»›Ihre‹ Arbeit? Ist es nicht ›unsere‹ Arbeit?«
»Es wird stets unsere Arbeit sein, aber ich werde nicht hier sein. Denn ich hinterlasse euch etwas viel Wertvolleres als alles Gold in Transvaal. Die völlige Geheimhaltung Ihrer Identität. Ich spreche zu jedem von Ihnen. Niemand auf der Welt
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