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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wird je von Ihrer Anwesenheit hier und an diesem Tage erfahren. Kein Name, keine Beschreibung Ihres Aussehens kann je mit Ihnen in Verbindung gebracht werden. Noch wird man je einen senil gewordenen alten Mann dazu zwingen können, es zu offenbaren.«
    Einige der Gäste protestierten – zwar schwach –, aber nicht ohne Grund. An jenem Tage waren viele Leute in der Villa Matarese. Die Diener, die Lakaien, die Musiker, die Mädchen…
    Der Padrone hob die Hand. Sie war ganz ruhig, ebenso ruhig wie der starre Blick seiner Augen. »Ich werde Ihnen zeigen, wie man es macht. Sie dürfen nie vor Gewalt zurückschrecken. Sie müssen sie ebenso selbstverständlich akzeptieren wie die Luft, die Sie atmen, denn sie ist für das Leben notwendig; für Ihr Leben notwendig, für die Arbeit, die Sie tun müssen.«
    Er senkte die Hand, und die friedliche, elegante Welt der Villa Matarese wurde zu einem Chaos von Gewehrfeuer und Todesschreien. Erst kam es aus der Küche. Betäubende Explosionen, Schüsse, zerklirrendes Glas, Dienstboten, die erschlagen wurden, als sie durch die Tür in die große Halle fliehen wollten, die Gesichter mit Blut beschmiert. Dann verstummte in den Gärten plötzlich die Musik, man hörte Schreie, Hilferufe und das Donnern von Gewehren. Dann – das Allerschrecklichste – hörte man die schrillen Schreckensschreie aus dem oberen Hause, wo die jungen, unwissenden Mädchen aus den Bergen hingeschlachtet wurden. Kleine Mädchen, noch vor Stunden Jungfrauen, auf Befehl von Guillaume de Matarese geschändet und jetzt hingemetzelt!
    Ich preßte mich in der Dunkelheit des Balkons gegen die Mauer und wußte nicht, was ich tun sollte. Ich zitterte, von einer Angst erfüllt, die alles überstieg, was ich mir vorstellen konnte. Dann hörte das Gewehrfeuer auf, und das Schweigen, das ihm folgte, war noch schrecklicher als die Schreie vorher, denn es war der Beweis des Todes.
    Plötzlich konnte ich Schritte hören, schnelle Schritte – drei oder vier Männer, das konnte ich nicht sagen –, aber ich wußte, daß sie die Mörder waren. Sie rannten die Treppen herunter. Ich dachte, o Gott im Himmel, sie suchen mich. Aber das war nicht der Fall. Sie liefen an einen Ort, wo alle sich versammeln mußten; anscheinend war es die nördliche Veranda, ich war nicht sicher, alles ging so schnell. Unten, in der großen Halle, waren die vier Gäste erstarrt, an ihren Stühlen festgeklebt. Der Padrone hielt sie mit der Kraft seiner funkelnden Augen fest.
    Dann kam das, was ich für die letzten Schüsse bis zu meinem eigenen Tod hielt. Drei Schüsse – nur drei – zwischen schrecklichen Schreien. Ich begriff. Die Mörder selbst waren auf Befehl von einem einzelnen Mann getötet worden.
    Das Schweigen kehrte zurück. Der Tod war überall, in den Schatten, und er tanzte an den Wänden im flackernden Kerzenlicht der großen Halle. Der Padrone sprach zu seinen Gästen.
    »Es ist vorbei«, sagte er. »Oder beinahe vorbei. Alle außer euch an diesem Tisch sind tot mit Ausnahme eines Mannes, den Sie nie wiedersehen werden. Er ist es, der Sie in einer verhängten Kutsche nach Bonifacio bringen wird, wo Sie sich unter die Nachtschwärmer mischen können, ehe Sie den überfüllten Morgendampfer nach Neapel nehmen. Sie haben fünfzehn Minuten Zeit, Ihre Habseligkeiten zu sammeln und sich auf der vorderen Treppe zu treffen. Leider ist niemand da, der Ihr Gepäck tragen kann.«
    Ein Gast fand seine Stimme wieder oder wenigstens einen Teil davon. »Und Sie, Padrone?« flüsterte er.
    »Als letztes gebe ich euch mein Leben als letzte Lektion. Vergessen Sie nicht! Ich bin der Weg, gehet hin und werdet meine Jünger! Vertilgt die Korruption!« Er war völlig wahnsinnig, und seine Rufe hallten durch das große Haus des Todes. »Entrare!« brüllte er.
    Ein kleines Kind, ein Hirtenjunge aus den Bergen, kam durch die großen Türen der Nordveranda. Er hielt eine Pistole in beiden Händen; sie war schwer, und er war klein. Er ging auf den Meister zu.
    Der Padrone hob die Augen zum Himmel, seine Stimme zu Gott. »Tu, was man dir gesagt hat!« schrie er. »Denn ein unschuldiges Kind soll euren Weg beleuchten!«
    Der Hirtenjunge hob die schwere Pistole und feuerte sie auf den Kopf von Guillaume de Matarese ab.
    Die alte Frau hatte geendet und ihre starren Augen waren mit Tränen gefüllt.
    »Ich muß ruhen«, sagte sie.
    Taleniekov, der wie erstarrt auf seinem Stuhl saß, sagte ganz leise: »Wir haben Fragen, Madame. Das wissen Sie doch

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