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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gleiche.
    Die Behörden von Paris und London meldeten, daß beide Söhne tot seien, der eine von eigener Hand, der andere getötet – so hieß es – von einem Mann, den er ruiniert hatte. Dem Padrone blieb nichts; seine Welt war zusammengebrochen. Er schloß sich tagelang in seiner Bibliothek ein und sprach mit niemandem. Er schlief nicht mehr mit mir, denn fleischliche Dinge interessierten ihn nicht mehr. Er vernichtete sich, starb von eigener Hand, ebenso sicher, als hätte er sich ein Messer in den Leib gestoßen.
    Dann kam eines Tages ein Mann aus Paris und bestand darauf, in die Abgeschiedenheit des Padrone einzudringen. Er war ein Journalist und hatte den Niedergang der Matarese-Gesellschaft studiert. Dieser Mann brachte eine unglaubliche Geschichte mit. Wenn der Padrone sich schon selbst in den Wahnsinn trieb, bevor er sie hörte, so war nachher jede Hoffnung für ihn verloren.
    Die Zerstörung seiner Welt wurde absichtlich von Bankiers herbeigeführt, die mit ihren Regierungen zusammenarbeiteten. Seine beiden Söhne waren durch Tricks dazu veranlaßt worden, illegale Dokumente zu unterzeichnen. Dann wurden sie wegen unzüchtiger Dinge erpreßt und in den Ruin getrieben. Schließlich hatte man sie ermordet. Die Lügengeschichten über ihren Tod waren glaubwürdig, weil die »offiziellen« Beweise ihrer schrecklichen Verbrechen vollständig waren.
    Es war unglaublich. Warum hatte man dem großen Padrone dies angetan? Ihm seine Firmen gestohlen und vernichtet, seine Söhne getötet. Wer konnte wollen, daß solche Dinge geschahen?
    Der Mann aus Paris lieferte einen Teil der Antwort. »Ein verrückter Korse reichte Europa für mindestens fünfhundert Jahre«, war der Satz, den er gehört hatte. Der Padrone begriff. In England war Edward tot, aber er hatte die französischen und englischen Finanzverträge abgeschlossen, den großen Gesellschaften den Weg zueinander eröffnet, in Indien, Afrika und am Suezkanal Vermögen erworben. Doch der Padrone war Korse. Über die Gewinne hinaus, die er ihnen abliefern durfte, war er für die Franzosen nichts wert, und noch weniger für die Engländer. Er weigerte sich nicht nur, sich den Firmen und Banken anzuschließen, sondern er opponierte bei jeder Gelegenheit gegen sie, wies seine Söhne an, ihre Wettbewerber kaltzustellen. Das Vermögen der Matarese hinderte mächtige Männer daran, ihre Pläne durchzuführen. Für den Padrone war das alles ein großes Spiel. Für die französischen und englischen Gesellschaften war sein Spiel ein großes Verbrechen, dem man mit noch größeren Verbrechen begegnen mußte. Die Firmen und ihre Banken kontrollierten ihre Regierungen. Gerichtshöfe und Polizei, Politiker und Staatsmänner, ja sogar Könige und Präsidenten – sie alle waren Lakaien und Diener der Männer, die über jene gigantischen Beträge verfügten. Das würde sich nie ändern. Dies war der Anfang seines Wahnsinns. Er würde einen Weg finden, sie zu vernichten, sie, die die Welt korrumpiert hatten und jene anderen, die sich hatten korrumpieren lassen. Er würde die Regierungen überall ins Chaos stürzen, denn die politischen Führer waren es, die das Vertrauen mißbrauchten. Ohne die Mitwirkung der Regierungsbeamten würden seine Söhne noch am Leben sein, seine Welt so sein, wie sie einmal gewesen war. Wenn die Regierungen ins Chaos gestürzt waren, würden die Firmen und die Banken ihre Beschützer verlieren.
    »Sie suchen einen wahnsinnigen Korsen«, schrie er. »Sie werden ihn nicht finden, aber es wird ihn geben.«
    Wir machten eine letzte Reise nach Rom. Nicht wie früher in Kutschen mit silbernen Rädern, sondern demütig und bescheiden als Mann und Frau, die in einer billigen Pension in der Via due Maccelli abstiegen. Der Padrone verbrachte Tage damit, die Borsa Vallori zu durchstöbern und dort die Geschichten der großen Familien zu lesen, die ruiniert worden waren.
    Wir kehrten nach Korsika zurück. Er setzte fünf Briefe an fünf Männer auf, von denen er wußte, daß sie in fünf Ländern lebten, und lud sie ein, insgeheim nach Porto Vecchio zu kommen. Es ginge um äußerst dringliche Angelegenheiten, die mit ihrer persönlichen Vergangenheit zu tun hätten.
    Er war Guillaume de Matarese, der einmal groß gewesen war. Niemand lehnte ab.
    Die Vorbereitungen waren grandios, die Villa Matarese wurde schöner hergerichtet als je zuvor. Die Gärten erstrahlten in buntem Glanz, der Rasen war grüner als die Augen einer Katze, das große Haus und die Stallungen

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