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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sicher.«
    »Später«, sagte Scofield.
16
    Hinter den Bergen wurde es hell. Von den Feldern, die das Haus umgaben, schwebten Nebelschwaden in die Höhe. Taleniekov fand Tee und setzte, nachdem die alte Frau es ihm erlaubt hatte, auf dem eisernen Ofen Wasser auf.
    Scofield nippte an seiner Tasse und blickte auf den plätschernden Bach vor dem Fenster. Es war Zeit, wieder zu reden. Zwischen dem, was die blinde Frau ihnen erzählt hatte, und den Fakten, so wie sie allgemein für richtig gehalten wurden, gab es zu viele Diskrepanzen. Aber zuallererst kam eine Frage: Warum hatte sie ihnen das überhaupt erzählt? Die Antwort darauf würde ihnen vielleicht klarmachen, ob sie überhaupt etwas von ihrem Bericht glauben durften.
    Bray wandte sich vom Fenster und sah zu der alten Frau in dem Stuhl am Ofen hinüber. Taleniekov hatte ihr Tee gegeben, und sie trank ihn voller Anmut, als erinnerte sie sich an jene Lektionen, die einem siebzehnjährigen Mädchen vor Jahrzehnten erteilt worden waren. Der Russe kniete neben dem Hund, streichelte ihm das Fell und erinnerte ihn daran, daß sie Freunde waren. Er blickte auf, als Scofield auf die alte Frau zuging.
    »Wir haben Ihnen unsere Namen gesagt, Signora«, sagte Bray auf italienisch. »Wie ist der Ihre?«
    »Sophia Pastorine. Wenn man nachsieht, findet man ihn sicher in den Aufzeichnungen des Klosters von Bonifacio. Deshalb fragen Sie doch, oder? Um es überprüfen zu können?«
    »Ja«, antwortete Scofield. »Wenn wir es für nötig halten und Gelegenheit dazu bekommen.«
    »Sie werden meinen Namen finden. Vielleicht ist sogar der Padrone als mein Wohltäter eingetragen, derjenige, dem ich als Mündel übergeben wurde; vielleicht als Braut für einen seiner Söhne. Ich habe es nie erfahren.«
    »Dann müssen wir Ihnen glauben«, sagte Taleniekov und stand auf. »Sie wären bestimmt nicht so unklug, uns zu einer solchen Stelle zu leiten, wenn es nicht wahr wäre. Akten, die man gefälscht hat, lassen sich heutzutage ja leicht feststellen.«
    Die alte Frau lächelte, ein Lächeln, das seine Wurzeln in tiefer Traurigkeit hatte. »Ich verstehe nichts von solchen Dingen, aber ich kann verstehen, wenn Sie Zweifel haben.« Sie stellte ihre Tasse auf den Ofensims. »In meinen Erinnerungen gibt es keine. Ich habe die Wahrheit gesprochen.«
    »Dann ist meine erste Frage auch die wichtigste, die wir Ihnen stellen müssen«, sagte Bray und setzte sich. »Warum haben Sie uns diese Geschichte erzählt?«
    »Weil sie erzählt werden mußte und niemand anderer es tun konnte. Nur ich habe überlebt.«
    »Da war ein Mann«, unterbrach Scofield, »und ein Hirtenjunge.«
    »Sie waren nicht in der großen Halle und haben nicht gehört, was ich hörte.«
    »Haben Sie dasselbe schon einmal erzählt?« fragte Taleniekov.
    »Nie«, antwortete die blinde Frau.
    »Warum nicht?«
    »Wem hätte ich es erzählen sollen? Ich habe wenig Besuch. Es kommen nur Leute aus den Hügeln, die mir das wenige bringen, was ich zum Leben brauche. Es ihnen zu erzählen, würde ihnen den Tod bringen, denn sie würden es bestimmt anderen weitererzählen.«
    »Dann ist die Geschichte bekannt«, bedrängte sie der KGB-Mann.
    »Nicht, was ich Ihnen erzählt habe.«
    »Aber dort unten gibt es ein Geheimnis! Sie haben versucht, mich wegzuschicken; als ich nicht gehen wollte, versuchten sie mich zu töten!«
    »Das hat meine Enkeltochter nicht erzählt.« Sie schien ehrlich überrascht.
    »Ich glaube nicht, daß sie Zeit dazu hatte«, sagte Bray. Die alte Frau schien nicht zuzuhören. Sie konzentrierte sich immer noch auf den Russen. »Was haben Sie den Leuten in den Hügeln gesagt?«
    »Ich habe Fragen gestellt.«
    »Sie müssen mehr als das getan haben.«
    Taleniekov runzelte die Stirn, versuchte sich zu erinnern. »Ich wollte den Wirt provozieren. Ich habe ihm gesagt, ich würde Gelehrte mit historischen Aufzeichnungen mitbringen, um die Fragen um Guillaume de Matarese gründlicher zu studieren.«
    Die Frau nickte. »Wenn Sie hier weggehen, dürfen Sie nicht auf dem Weg zurückkehren, den Sie gekommen sind. Sie können auch nicht die Enkelin meines Kindes mitnehmen. Das müssen Sie mir versprechen. Wenn die Sie finden, werden sie Sie nicht leben lassen.«
    »Das wissen wir«, sagte Bray. »Wir wollen wissen, warum.«
    »Alle Ländereien von Guillaume de Matarese wurden den Leuten der Hügel vermacht. Die Pächter wurden die Erben von tausend Feldern und Wiesen, Bächen und Wäldern. So wurde es in den Gerichten von Bonifacio

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