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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ich war in meinem Lande ein Mann von einiger Bedeutung. Aber dann erging der Befehl zu meiner Hinrichtung.«
    Die alte Frau schwieg und wieder spielte jenes leichte Lächeln um ihre verrunzelten Lippen. »Der Padrone kehrt zurück«, wisperte sie.
    »Ich glaube, das müssen Sie erklären«, sagte Taleniekov. »Wir sind offen zu Ihnen gewesen.«
    »Ist Ihr lieber Freund gestorben?« fragte sie statt dessen.
    »Am nächsten Tage. Er erhielt das Begräbnis eines Soldaten, und er hatte ein Recht darauf. Er hat ein Leben der Gewalt ohne Furcht gelebt. Und doch haben ihm die Matarese am Ende große Angst bereitet.«
    »Der Padrone hat ihm Angst gemacht«, sagte die alte Frau.
    »Mein Freund kannte Guillaume de Matarese nicht.«
    »Er kannte seine Jünger. Das reichte; sie waren er. Er war wie Christus, und wie Christus ist er für sie gestorben.«
    »Der Padrone war ihr Gott?« fragte Bray.
    »Und ihr Prophet, Signore. Sie haben an ihn geglaubt.«
    »Was geglaubt?«
    »Daß sie die Welt erben würden. Das war seine Rache.«
15
    Die leeren Augen der alten Frau starrten die Wand an, während sie mit ihrer flüsternden Stimme zu sprechen begann.
    Er fand mich in dem Konvent in Bonifacio und vereinbarte mit der Mutter Oberin einen günstigen Preis. »Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist«, sagte er. Sie war einverstanden, weil sie zugeben mußte, daß ich nicht für Gott bestimmt war. Ich war frivol, lernte meine Lektionen nicht und sah mich in den dunklen Fenstern an, weil sie mir mein Gesicht und meinen Körper zeigten. Ich sollte einem Mann gegeben werden, und der Padrone war der Mann aller Männer.
    Ich war siebzehn Jahre alt. Eine Welt, die meine Phantasie weit überstieg, wurde mir offenbart. Kutschen mit silbernen Rädern und goldene Pferde mit wehenden Mähnen brachten mich über die großen Klippen in die Dörfer und die schönen Läden, wo ich alles kaufen konnte, was mein Herz begehrte. Es gab nichts, was ich nicht haben konnte. Ich wollte alles, denn ich kam aus der Familie eines armen Schäfers – ein gottesfürchtiger Vater und eine gottesfürchtige Mutter, die den Herrn lobten, als ich in den Konvent gebracht wurde. Sie sahen mich nie wieder.
    An meiner Seite war stets der Padrone. Er war der Löwe, und ich war sein geliebtes Junges. Er führte mich durch das Land, zu all den großen Häusern und stellte mich als seine Protetta vor. Er lachte, wenn er das Wort gebrauchte. Alle verstanden und schlossen sich seinem Gelächter an. Seine Frau war nämlich gestorben, müssen Sie wissen. Er hatte schon sein siebzigstes Lebensjahr hinter sich und wollte, daß die Leute wußten – in allererster Linie seine zwei Söhne –, daß er den Körper und die Kraft der Jugend hatte, um bei einer jungen Frau zu liegen und sie zu befriedigen, wie nur wenige Männer das konnten.
    Hauslehrer wurden eingestellt, um mich die Eleganz seines Hofes zu lehren: Musik und elegante Sprache, selbst Geschichte, Mathematik und Französisch, das damals bei vornehmen Damen Mode war. Es war ein wunderbares Leben. Wir segelten oft über das Meer nach Rom und fuhren dann mit dem Zug nach Norden in die Schweiz, nach Frankreich und Paris. Der Padrone machte diese Reisen alle fünf oder sechs Monate. Er hatte geschäftliche Interessen an jenen Orten, müssen Sie wissen. Seine beiden Söhne waren seine Direktoren und meldeten ihm alles, was sie taten.
    Drei Jahre lang war ich das glücklichste Mädchen der Welt, denn der Padrone hatte mir die Welt geschenkt. Dann zerbrach jene Welt. In einer einzigen Woche ging sie in Stücke, Guillaume de Matarese wurde wahnsinnig.
    Männer reisten aus Zürich und Paris an, sogar von der großen Börse in London, um es ihm zu sagen. Es war eine Zeit großer Bankinvestitionen und Spekulationen. Sie sagten, seine Söhne hätten in den letzten vier Monaten schreckliche Dinge getan und unkluge Entscheidungen getroffen. Das Schrecklichste von allem war, daß sie falsche Verträge geschlossen und Gaunern riesige Geldsummen versprochen hatten. Die Regierungen Frankreichs und Englands hatten ihre Gesellschaften beschlagnahmt, jede Geschäftstätigkeit blockiert und den Zugang zu den Mitteln versperrt. Mit Ausnahme der Konten, die er in Genua und Rom unterhielt, hatte Guillaume de Matarese nichts mehr.
    Er rief seine beiden Söhne telegrafisch nach Hause, nach Porto Vecchio, um Rechenschaft abzulegen über das, was sie getan hatten. Aber die Nachricht, die ihn erreichte, war wie ein Blitzschlag. Er war nachher nie wieder der

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