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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aufgezeichnet, und überall hielt man große Feiern. Aber es war ein Preis zu zahlen, und es gibt andere Gerichte, die die Ländereien wieder wegnehmen würden, sollte dieser Preis je bekannt werden.«
    Die blinde Sophia hielt inne, als wäge sie einen anderen Preis ab, vielleicht den des Verrates.
    »Bitte, Signora Pastorine«, sagte Taleniekov und lehnte sich in dem Sessel vor.
    »Ja«, antwortete sie leise. »Es muß erzählt werden…«
    Alles mußte schnell geschehen – aus Angst, ungewollte Eindringlinge könnten zufällig das große Haus der Villa Matarese und den Tod, der überall war, entdecken. Die Gäste sammelten ihre Papiere und flohen auf ihre Zimmer. Ich blieb im Schatten des Balkons, den Körper voller Schmerz, rings um mich das stumm Erbrochene der Angst. Wie lange ich dort blieb, weiß ich nicht zu sagen, aber bald hörte ich die schnellen Schritte der Gäste, die die Treppe hinuntereilten zu dem vereinbarten Treffpunkt. Dann war das Geräusch von Kutschenrädern und das Schnaufen von Pferden zu hören; Minuten später raste die Kutsche davon, klapperten Hufe auf dem harten Stein, knallte die Peitsche, und alles verhallte schnell in der Ferne.
    Ich begann, zu der Balkontüre zu kriechen, unfähig zu denken, die Augen von Blitzstrahlen erfüllt. Der Kopf zitterte, so daß ich kaum meinen Weg finden konnte. Ich preßte meine Hände an die Mauer, wünschte, es gäbe dort Griffe, an denen ich mich festhalten konnte, als ich einen Schrei hörte und mich erneut zu Boden warf. Es war ein schrecklicher Schrei, denn er kam von einem Kind und doch war er kalt und fordernd. »Vieni subito!«
    Der Hirtenjunge rief von der nördlichen Veranda jemandem zu. Wenn schon bis zu diesem Augenblick alles sinnlos gewesen war, so verstärkten die Rufe des Kindes den Wahnsinn über jedes Verstehen hinaus. Denn es war ein Kind… und ein Mörder.
    Irgendwie brachte ich es fertig, aufzustehen und rannte durch die Tür zur Treppe. Ich wollte hinunterlaufen, wollte entkommen ins Freie, die Wälder und den Schutz der Finsternis, als ich andere Rufe hörte und durch die Fenster Männer laufen sah. Sie trugen Fackeln und schafften sich binnen Sekunden Zutritt durch die Türen.
    Ich konnte nicht nach unten laufen, man würde mich sehen, also rannte ich nach oben zum oberen Haus. Meine Panik war so groß, daß ich nicht mehr wußte, was ich tat. Ich konnte nur rennen… rennen. Und es war, als führte mich eine unsichtbare Hand, die wollte, daß ich überlebte. Ich lief ins Nähzimmer und sah die Toten. Sie lagen überall in ihrem Blut, die Münder in solchem Schrecken verzerrt, daß ich immer noch ihre Schreie hörte.
    Diese Schreie gab es nur in meiner Phantasie, aber die Rufe der Männer im Treppenhaus waren Wirklichkeit. Das war das Ende für mich; nichts blieb mir übrig, ich sollte gefangen werden. Man würde mich töten…
    Und dann, ebenso sicher, wie eine unsichtbare Hand mich zu jenem Zimmer geleitet hatte, zwang sie mich, etwas Schreckliches zu tun – ich stellte mich tot.
    Ich tauchte die Hände in das Blut meiner Schwestern und rieb es mir über Gesicht und Kleider. Dann ließ ich mich über meine Schwestern fallen und wartete.
    Die Männer kamen in das Nähzimmer, einige bekreuzigten sich, andere flüsterten Gebete, aber keiner scheute vor der Arbeit zurück, die sie tun mußten. Die nächsten Stunden waren ein Alptraum, wie ihn sich nur der Teufel vorstellen konnte.
    Die Leichen meiner Schwestern und ich wurden durch das
    Treppenhaus geschleppt und ins Freie geworfen, in die Einfahrt jenseits der Marmortreppen. Man hatte Wagen aus den Stallungen geholt. Viele davon waren inzwischen bereits mit Leichen gefüllt. Meine Schwestern und ich wurden wie Abfall auf einen Karren geworfen.
    Der Gestank von Blut und Verwesung war so überwältigend, daß ich meine Zähne ins eigene Fleisch graben mußte, um nicht aufzuschreien. Durch die Leichen, die über mir waren, konnte ich Männer Befehle rufen hören. Nichts durfte aus der Villa Matarese gestohlen werden; jeder, der dabei ertappt wurde, würde sich zu den Leichen gesellen, die noch in der Villa lagen. Denn viele Leichen ließ man zurück, verkohltes Fleisch und Knochen, die später gefunden werden sollten.
    Die Wagen setzten sich in Bewegung, zuerst langsam, dann erreichten wir die Felder und man peitschte gnadenlos auf die Pferde ein. Die Wagen rasten mit immenser Geschwindigkeit durch das Gras und über die Steine, so als wollten unsere lebenden Wächter jede Sekunde

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