Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Tut mir leid. Berufskrankheit. Was war Ihre Frage?«
    »Ob Sie mich gehen lassen? Ob Sie mir vertrauen, mir glauben? Oder muß ich auf einen Augenblick warten, wenn Sie nicht aufpassen und dann weglaufen?«
    »Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun«, erwiderte Bray höflich. »Schauen Sie, Sie sind eine ehrliche Person. Ich bin von der Sorte noch nicht vielen begegnet. Vor einer Minute haben Sie gesagt, Sie wären nicht weggelaufen, weil Sie Angst gehabt hätten, nicht weil Sie uns vertrauten. Das verstehe ich unter ehrlich sein. Sie haben uns nach Bastia gebracht. Seien Sie jetzt auch ehrlich zu mir. Mit dem Wissen, das Sie jetzt besitzen – nachdem Sie das gesehen haben, was in Porto Vecchio geschah –, wie gut ist Ihr Wort?«
    Mittschiffs wurde gerade das Beiboot von vier Männern über die Reling gehievt; Antonia sah dem Manöver zu, während sie antwortete: »Sie sind unfair. Sie wissen, was ich gesehen habe, und Sie wissen, was Sie mir gesagt haben. Wenn ich daran denke, möchte ich aufschreien und…« Sie sprach nicht zu Ende, statt dessen wandte sie sich zu ihm um; ihre Stimme klang plötzlich müde. »Wie gut mein Wort ist? Ich weiß nicht. Was bleibt mir also übrig? Werden Sie es sein und nicht der Russe, der die Kugel abschießt?«
    »Es könnte sein, daß ich Ihnen eine Stellung anbiete.«
    »Ich will nicht für Sie arbeiten.«
    »Wir werden sehen«, sagte Bray.
    »Venite subito, signori. La lancia va partire.«
    Das Beiboot war im Wasser. Scofield griff nach dem Seesack, der neben ihm auf Deck stand, und erhob sich. Er hielt Antonia die Hand hin. »Kommen Sie. Ich hatte schon mit Leuten zu tun, mit denen leichter umzugehen war.«
    Das stimmte. Wenn er mußte, konnte er diese Frau töten. Aber er würde sich große Mühe geben, das nicht zu müssen.
    Wo war jetzt das neue Leben für Beowulf Agate?
    Herrgott, wie er dieses hier haßte.
    Bray nahm sich in Fiumicino ein Taxi. Zuerst zögerte der Fahrer etwas, eine Fahrt nach Rom anzunehmen, überlegte es sich dann aber sofort anders, als er das Geld in Scofields Hand sah. Sie machten unterwegs halt, um eine schnelle Mahlzeit zu sich zu nehmen, erreichten aber die Innenstadt immer noch vor acht Uhr. Die Straßen waren überfüllt, die Läden machten ein gutes Abendgeschäft.
    »Halten Sie an dem Parkplatz dort«, sagte Bray zu dem Fahrer. Sie standen vor einem Konfektionsgeschäft. »Warten Sie hier«, fügte er dann hinzu, so daß auch Antonia sich betroffen fühlen mußte. »Ich werde Ihre Größe schätzen.« Er öffnete die Tür.
    »Was machen Sie?« fragte das Mädchen. »Nur für den Übergang«, erwiderte Scofield auf englisch. »So angezogen können Sie keinen anständigen Laden betreten.«
    Fünf Minuten später kehrte er mit einer Schachtel zurück. In der Schachtel befanden sich eine Baumwollhose, eine weiße Bluse und ein Wollpullover. »Ziehen Sie das an«, sagte er.
    »Sie sind verrückt!«
    »Ihr Schamgefühl steht Ihnen gut zu Gesicht, aber wir haben es eilig. Die Läden schließen in einer Stunde. Ich habe etwas anzuziehen, Sie nicht.« Er wandte sich zu dem Fahrer, der den Rückspiegel nicht aus dem Auge ließ. »Sie verstehen besser Englisch, als ich dachte«, sagte er auf italienisch. »Fahren Sie los. Ich sag Ihnen, wo Sie hin sollen.« Er öffnete seinen Seesack und holte eine Tweedjacke heraus.
    Antonia zog sich auf dem Rücksitz des Taxis um und blickte immer wieder nach vorne zu Scofield. Als sie die Khakihose auszog und in die neue schlüpfte, fiel das Licht der Straßenlampen auf ihre langen Beine. Bray sah zum Fenster hinaus, er war sich bewußt, daß das, was er aus dem Augenwinkel gesehen hatte, auf ihn gewirkt hatte. Er hatte seit langer Zeit keine Frau mehr gehabt; diese würde er nicht haben. Es war durchaus möglich, daß er sie würde töten müssen.
    Sie zog den Pullover über die Bluse; das lockere Wollgewebe verbarg die Rundung ihrer Brüste nicht. Scofield blickte in ihre Augen. »So ist's besser. Phase eins abgeschlossen.«
    »Sie sind sehr großzügig, aber meine Wahl wäre anders gewesen.«
    »In einer Stunde können Sie sie wegwerfen. Wenn Sie jemand fragt – Sie kommen von einem Charterboot in Ladispoli.« Jetzt wandte er sich wieder an den Fahrer. »Fahren Sie in die Via Condotti. Dort werde ich Sie bezahlen; wir brauchen Sie dann nicht mehr.«
    Der Laden in der Via Condotti war teuer, ein Geschäft für reiche Müßiggänger. Es war offensichtlich, daß Antonia Gravet einen solchen Laden noch

Weitere Kostenlose Bücher