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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Kommando in jungen Jahren, hochdekoriert. Später eine verdammt gute Laufbahn im Foreign Office. Er war immer ein Mann des taktischen Kompromisses, kein Initiator; das paßt nicht. Appleton ist ein Musterschüler aus Boston; der erste seiner Klasse, der dann drei Wahlperioden im Senat als liberaler Reformator auftrat. Ein Beschützer der Arbeiterklasse ebenso wie der Intellektuellen. Er ist ein Ritter in schimmernder Rüstung, auf einem soliden politischen Pferd. Die meisten Amerikaner glauben, daß ihn dieses Pferd nächstes Jahr ins Weiße Haus tragen wird.«
    »Gibt es einen besseren Aufenthaltsort für einen Consigliere der Matarese?«
    »Das wäre einfach zu glatt. Ich glaube, daß er echt ist.«
    »Die Kunst der Überzeugung – in beiden Fällen vielleicht. Aber Sie haben recht: die beiden werden nicht verschwinden. Also beginnen wir in Leningrad und Rom und spüren dort auf, was wir finden können.«
    »›Ihr und die Euren werden tun, was ich nicht länger tun kann…‹ Das waren die Worte, die Matarese vor siebzig Jahren gebrauchte. Ich frage mich, ob es wirklich so einfach ist.«
    »Sie meinen, ›Eure‹ könnte man durch Auswahl, nicht durch Geburt sein?« fragte Taleniekov. »Also keine direkten Nachkommen?«
    »Ja.«
    »Das ist möglich, aber dies waren alles einmal mächtige Familien. Die Waverlys und die Appletons sind das noch. In solchen Familien gibt es gewisse Traditionen, das Blut kommt immer zuerst. Fangen wir mit den Familien an. Sie sollten die Welt erben; das waren seine Worte. Die alte Frau sagte, es war seine Rache.«
    Scofield nickte. »Ich weiß. Sie sagte auch, daß sie nur die Überlebenden waren, daß sie von einem anderen gelenkt wurden… daß wir nach jemand anderem Ausschau halten sollten.«
    »›Mit einer Stimme, grausamer als der Wind‹«, fügte der Russe hinzu. »›Er ist es‹, sagte sie.«
    »Der Hirtenjunge«, sagte Bray und starrte das vergilbte Blatt an. »Nach all den Jahren – wer ist er? Was ist er?«
    »Beginnen wir bei den Familien«, wiederholte Taleniekov. »Wenn er überhaupt gefunden werden kann, dann durch sie.«
    »Können Sie nach Rußland zurück? Nach Leningrad?«
    »Leicht. Über Helsinki. Es wird eine seltsame Rückkehr für mich sein. Ich habe drei Jahre an der Universität von Leningrad verbracht. Dort wurde man auf mich aufmerksam.«
    »Ich glaube nicht, daß jemand eine Wiedersehensfeier für Sie veranstalten wird.« Scofield legte das gelbe Papier wieder zwischen das Salatblatt und schob es in die Tasche zurück. Er holte ein kleines Notizbuch heraus. »Wenn Sie in Helsinki sind, dann steigen Sie im Tavastian-Hotel ab, bis Sie von mir hören. Ich werde Ihnen dann Bescheid sagen, mit wem Sie sich treffen sollen. Geben Sie mir einen Namen.«
    »Rydukov, Piotr«, erwiderte der KGB-Mann, ohne zu zögern.
    »Wer ist das?«
    »Ein Violinist im Symphonieorchester von Sewastopol. Ich werde seine Papiere etwas abändern lassen.«
    »Hoffentlich fordert Sie niemand auf zu spielen.«
    »Eine starke Arthritis macht das unmöglich.«
    »Wir wollen unsere Codes vereinbaren«, sagte Bray. Er sah zu Antonia hinüber, die eine Zigarette rauchte und sich mit einem jungen Matrosen aus Bastia unterhielt, der neben ihr stand. Sie hielt sich gut; sie lachte höflich, aber abweisend, schuf Distanz zwischen sich und dem aufdringlichen jungen Mann. Tatsächlich war an ihrem Auftreten mehr als nur eine Andeutung von Eleganz, einer Eleganz, die nicht in die primitive Kneipe paßte, aber angenehm wirkte. Seine Augen… überlegte Scofield, ohne weiterzudenken.
    »Was glauben Sie, was geschehen wird?« fragte Taleniekov, der Bray beobachtete.
    »In achtundvierzig Stunden werde ich es wissen«, sagte Scofield.
18
    Der Trawler näherte sich der italienischen Küste. Die Winterseen waren turbulent gewesen, die Gegenströmung bösartig und das Boot langsam; sie hatten fast siebzehn Stunden für die Reise von Bastia her gebraucht. Es würde bald dunkel werden. Dann würde die Besatzung ein kleines Beiboot herablassen, um Scofield und Antonia ans Ufer zu bringen. Die mühsame und zeitraubende Reise erfüllte für Bray noch einen weiteren Zweck, neben dem, sie nach Italien zu bringen, wo die Jagd auf die Familie von Graf Alberto Scozzi beginnen würde. Er hatte die Zeit und die Abgeschiedenheit, um mehr über Antonia Gravet zu erfahren – dies war ihr Familienname; ihr Vater war ein französischer Artilleriesergeant gewesen, der im Zweiten Weltkrieg in Korsika stationiert gewesen

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