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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gegen Stein. Bray hob den Zeigefinger an die Lippen und winkte dann Antonia zu, sich links vor dem Sofa aufzustellen, während er schnell nach rechts ging. Sie war verstört; sie hatte nichts gehört. Er winkte ihr zu, ihm zu helfen, das Sofa von der Türe wegzuheben. Leise, unauffällig.
    Es geschah. Scofield winkte sie in die Ecke zurück, holte seine Browning heraus und fuhr im normalen Gesprächston fort. Er schob sich Zoll für Zoll auf die Türe zu, das Gesicht von ihr abgewandt. »In den Restaurants ist es jetzt nicht mehr besonders voll, gehen wir hinunter ins Tre Scalini und essen dort. Ich kann weiß Gott…«
    Er zog die Türe auf; im Korridor war niemand. Und doch hatte er sich nicht geirrt; er wußte, was er gehört hatte; die Jahre hatten ihn gelehrt, sich in solchen Dingen nicht zu irren. Die Jahre hatten ihn auch gelehrt, wann er sich über seine eigene Unvorsichtigkeit ärgern mußte. Seit Fiumicino war er sehr unvorsichtig gewesen, hatte die Möglichkeit überhaupt nicht in Betracht gezogen, daß man sie beobachtete. Rom war eine Station geringer Priorität. Seit dem dichten Verkehr vor vier Jahren war die Aktivität des CIA, der Cons Op und des KGB auf ein Minimum reduziert worden. Es lag mehr als elf Monate zurück, daß er zum letztenmal in der Stadt gewesen war. Seines Wissens waren zur Zeit keine bedeutenden Agenten dort tätig.
    Aber da war jemand. Man hatte ihn entdeckt. Irgend jemand war vor wenigen Augenblicken an der Türe gewesen, hatte gelauscht, hatte versucht, sich etwas zu bestätigen, was er gesehen hatte. Die plötzliche Unterbrechung ihres Gesprächs hatte den Betreffenden gewarnt, aber er war noch da, lauerte irgendwo in den Schatten des Korridors oder auf der Treppe.
    Verdammt! dachte Bray, während er lautlos um den Treppenabsatz herumging, hatte er vergessen, daß inzwischen sämtliche Stationen auf der ganzen Welt alarmiert worden waren?
    Er war ein Flüchtling, und er war unvorsichtig gewesen. Wo hatte man ihn entdeckt? In der Via Condotti? Beim Überqueren der Piazza?
    Er hörte einen Luftstrom und noch während er ihn hörte, sagte ihm sein Instinkt, daß es zu spät war zu reagieren. Er spannte seine Muskeln, fuhr nach rechts, duckte sich, um den Aufprall zu mildern.
    Eine Tür hinter ihm war plötzlich aufgerissen worden. Eine Gestalt, die er nur undeutlich wahrnehmen konnte, schoß heraus, den Arm hoch erhoben, aber nur einen Augenblick lang. Er krachte herunter. Der Blitzstrahl des Schmerzes breitete sich von seiner Schädelbasis durch seine Brust aus, schoß nach unten in seine Kniescheiben, wo er sich festsetzte, ehe es dunkel um ihn wurde.
    Er blinzelte, Tränen des Schmerzes füllten seine Augen, raubten ihm die Orientierung, verschafften ihm aber irgendwie auch Erleichterung. Wie viele Minuten lag er im Korridor? Er wußte es nicht, fühlte aber, daß es nicht lange gewesen war.
    Er erhob sich langsam und sah auf die Uhr. Er war etwa fünfzehn Minuten besinnungslos gewesen, hätte er sich nicht kurz vor dem Schlag gedreht, so wäre eine Stunde verstrichen.
    Warum war er hier? Alleine? Wo war der Mann, der ihn gefangengenommen hatte? Das gab keinen Sinn! Man hatte ihn niedergeschlagen und dann sich selbst überlassen. Wozu?
    Er hörte einen halberstickten Schrei und wandte sich verblüfft um. Dann wurde ihm alles klar. Er war nicht das Ziel; er war es nie gewesen. Sie war es. Antonia. Sie war es, die man entdeckt hatte, nicht er.
    Scofield stand auf, stemmte sich gegen das Treppengeländer und spähte in das Stockwerk unter ihm hinunter. Seine Browning war natürlich verschwunden. Eine andere Waffe hatte er nicht. Aber er hatte etwas Besseres: Bewußtsein. Der Mann, der ihn niedergeschlagen hatte, würde damit nicht rechnen – der Mann hatte präzise gewußt, wo er seinen Pistolenkolben ansetzen mußte. Für ihn stand es fest, daß sein Opfer viel länger bewußtlos sein würde, als die paar Minuten, die bis jetzt verstrichen waren. Es war daher kein Problem, diesen Mann herauszulocken.
    Bray ging lautlos zu der Tür seines Zimmers und legte das Ohr ans Holz. Das Stöhnen war jetzt deutlicher zu hören. Scharfe Schmerzensschreie, die plötzlich verstummten. Eine kräftige Hand, die sich über einen Mund drückte, Finger, die sich ins Fleisch preßten und jeden Laut erstickten. Und da waren Worte zu hören, Worte in italienischer Sprache, hervorgestoßen, unfreundliche Worte.
    »Hure! Schwein! Marseille sollte es sein! Neunhunderttausend Lire! Höchstens zwei oder

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