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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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heißen.« In der Stimme des Italieners klang jetzt Wut mit.
    »Pastor genügt. Also schön, ich habe meine Antwort. Sie passen. Ich werde es meinem Klienten sagen.« Bray drehte sich um.
    »Alto!«
    »Perche? Che cosa?« Scofield blieb stehen, wie er war, sprach über die Schulter.
    »Sie sprechen sehr gut Italienisch, fließend.«
    »Und ein paar andere Sprachen. Das hilft, wenn man viel reist. Ich reise viel. Was wollen Sie?«
    »Sie werden hier bleiben, bis ich sage, daß Sie gehen können.«
    »Wirklich?« fragte Scofield und wandte sich zu Scozzi um. »Weshalb? Ich habe meine Antwort.«
    »Sie werden tun, was ich Ihnen sage. Ich brauche nur die Stimme zu erheben, dann ist ein Helfer neben Ihnen und hindert Sie daran, diesen Ort zu verlassen.«
    Bray versuchte zu verstehen. Dieser mächtige consigliere konnte alles ableugnen – er hatte schließlich nichts gesagt – und dafür sorgen, daß man dem fremden Amerikaner folgte. Er konnte um Hilfe rufen oder einfach weggehen und bewaffnete Männer schicken, um ihn zu suchen. Alles das konnte er tun – er war Teil der Matarese; das Geständnis stand in seinen Augen –, aber er zog es vor, nichts davon zu tun.
    Und dann glaubte Scofield zu verstehen. Guillamo Scozzi, der Industriepirat mit dem schnellen Verstand und der Borgia-Mentalität, war nicht sicher, was er tun sollte. Er befand sich in einem Dilemma, das ihn plötzlich überwältigte. Das Ganze war zu schnell gegangen, er war nicht darauf vorbereitet, eine Entscheidung zu treffen. So traf er keine.
    Was bedeutete, daß es jemand anderen gab – jemanden, der in der Nähe war, ihm zugänglich – der das konnte. Jemand, der in dieser Nacht in der Villa d'Este war.
    »Heißt das, daß Sie es sich noch einmal überlegen?« fragte Bray.
    »Das heißt gar nichts!«
    »Warum sollte ich dann bleiben? Ich glaube nicht, daß Sie mir Befehle erteilen können, ich bin keiner Ihrer Prätorianer. Wir machen kein Geschäft; so einfach ist das.«
    »Es ist nicht so einfach!« Wieder wurde Scozzis Stimme lauter; die Angst war jetzt stärker als sein Ärger.
    »Und ich sage, es ist so und zum Teufel damit«, entgegnete Scofield und wandte sich erneut um. Es war wichtig, daß der Italiener jetzt seinen verborgenen Wächter herbeirief, sehr wichtig.
    Und das tat Scozzi. »Veni! Presto!«
    Bray hörte schnelle Schritte auf dem dunklen Weg. Binnen Sekunden kam ein breitschultriger, vierschrötiger Mann im Abendanzug aus den Schatten gerannt.
    »Sorveglia quest'uomo!«
    Der Mann zögerte nicht. Er zog einen kurzläufigen Revolver heraus und richtete ihn auf Bray. Scozzi sprach, als gäbe er sich große Mühe, die Kontrolle über sich zu behalten; er erklärte unnötigerweise.
    »Es sind unruhige Zeiten, Signore Pastor. Wir alle reisen mit diesen Prätorianern, wie Sie sie gerade genannt haben. Terroristen sind überall.«
    Der Augenblick war unwiderstehlich. Dies war die richtige Zeit, um den letzten verbalen Degenstoß anzubringen. »Ja, davon müßten Leute wie Sie ja etwas verstehen. Von Terroristen meine ich. Wie den Brigaden. Kommen die Befehle von dem Hirtenjungen?«
    Es war, als hätte ein unsichtbarer Hammer Scozzi getroffen. Sein Oberkörper verkrampfte sich, wehrte den Schlag ab, spürte ihn, versuchte, sich zu erholen, war aber nicht sicher, daß er dazu imstande war. In dem schwachen Licht konnte Scofield auf der Stirn des Italieners Schweißtropfen sehen, Schweiß, der das perfekt gekämmte graue Haar seiner Schläfen durchtränkte. Seine Augen waren die eines erschreckten Tieres.
    »Rimanere«, wisperte er dem Leibwächter zu und rannte dann über den dunklen Fußweg davon.
    Scofield wandte sich, als sei er verängstigt, an den Mann. Er sprach italienisch. »Ich weiß ebensowenig wie Sie, was das soll! Ich habe Ihrem Boß eine Menge Geld von jemandem angeboten, und er dreht durch. Herrgott, ich bin doch bloß ein Vertreter!« Der Leibwächter sagte nichts, aber Brays offensichtliche Angst schien ihn zu erleichtern. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mir eine Zigarette anzünde? Revolver jagen mir immer eine solche Angst ein.«
    »Bitte«, sagte der breitschultrige Mann.
    Das war das letzte, was er für ein paar Stunden sagen sollte. Scofield griff mit der linken Hand in die Tasche, die rechte hielt er an seiner Seite… im Schatten, unter dem Ellbogen des Leibwächters. Während er ein Päckchen Zigaretten herausholte, schoß seine rechte Hand hoch, die Finger packten den Lauf des Revolvers und drehten Hand und

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