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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wurden von Soldaten mit Hunden bewacht, die häufiger von Langeweile als der Gefahr eines illegalen Grenzübergangs in der einen oder anderen Richtung bedroht wurden. Als das KGB das zum erstenmal erfuhr, war es wegen der eisigen Winde in den Wintermonaten einfach zu gefährlich, diese Gegend als Fluchtroute zu benutzen; im Sommer machte der endlose Strom von Touristen von und nach Tallin und Riga, ganz zu schweigen von Leningrad selbst, jene Städte zu bequemen Fluchtwegen. Demzufolge wurden die nordwestlichen Garnisonen entlang der finnischen Grenze mit den am wenigsten motivierten russischen Soldaten besetzt, häufig einer Sammlung von Trunkenbolden und Tunichtguten, unter dem Kommando von Männern, die damit für Fehlentscheidungen bestraft wurden. Vainikkala war damit ein gut geeigneter Schleichweg nach Rußland; selbst die Hunde waren drittrangig.
    Die Finnen andererseits waren das nicht; sie hatten ihren Haß auf die sowjetischen Invasoren nicht vergessen, die 1939 in ihr Land eingedrungen waren. Wie sie damals die Seen und Wälder beherrscht hatten und ganze Divisionen mit brillanter Taktik zurückgeworfen hatten, so beherrschten sie heute, vierzig Jahre später, dieses Gebiet. Erst nachdem man Taleniekov über eine Eisbucht geführt und zu den jetzt schneebedeckten Ufern gebracht hatte, wurde ihm klar, daß Vainikkala eine Fluchtroute von beträchtlicher Bedeutung geworden war.
    »Wenn je jemand von Ihren Leuten aus Washington an den bolschewikischen Schweinen vorbei will«, sagte der Finne, der ihn auf der letzten Etappe seiner Reise begleitet hatte, »denken Sie an uns. Wir vergessen nämlich nicht.«
    Die Ironie dieser Worte entging Wassili Wassiliewitsch Taleniekov, dem ehemaligen Meisterstrategen des KGB, nicht. »Sie sollten mit solchen Angeboten vorsichtig sein«, erwiderte er. »Woher wissen Sie denn, daß ich kein sowjetischer Spitzel bin?«
    Der Finne lächelte. »Wir haben uns im Hotel Tavastian erkundigt. Sie sind von dem Besten geschickt worden, den es gibt. Er hat uns in einem Dutzend verschiedener Operationen in der Ostsee eingesetzt. Grüßen Sie den Stillen von uns.« Der Mann streckte ihm die Hand hin. »Es ist dafür gesorgt, daß Sie nach Süden über Vyborg nach Selenogradsk gebracht werden«, fuhr er fort.
    »Was?« Taleniekov hatte darum nicht gebeten; er hatte eindeutig erklärt, daß er, sobald er sich auf sowjetischem Boden befand, es vorzog, auf eigenen Füßen zu stehen. »Ich habe Sie nicht darum gebeten. Ich habe auch nicht dafür bezahlt.«
    Der Finne lächelte herablassend. »Wir hielten es für das beste; es geht schneller für Sie. Gehen Sie zwei Kilometer diese Straße hinunter. Sie finden dann einen Wagen neben einer Schneewehe. Fragen Sie den Mann, wie spät es ist, und sagen Sie, Ihr Wagen hätte einen Defekt – aber sprechen Sie russisch –, es heißt, Sie beherrschten die Sprache einigermaßen. Wenn der Mann antwortet und dann anfängt, seine Uhr aufzuziehen, ist das Ihr Fahrer.«
    »Ich glaube wirklich nicht, daß das notwendig ist«, wandte Wassili ein. »Ich hatte mich darauf eingestellt, meine eigenen Arrangements zu treffen – um unser beider willen.«
    »Was für Arrangements auch immer Sie treffen, so ist es besser; es wird bald Tag; die Straßen werden überwacht. Sie brauchen sich keine Sorge zu machen. Der Mann, den Sie treffen werden, steht seit langer Zeit auf der Lohnliste Washingtons.« Der Finne lächelte wieder. »Er ist stellvertretender Leiter der KGB-Stelle in Vyborg.«
    Taleniekov erwiderte das Lächeln. Der Ärger, den er empfunden hatte, war verflogen. Mit einem Satz hatte sein Begleiter ihm die Lösung einer ganzen Anzahl von Problemen geliefert. Wenn es die sicherste Form des Diebstahls war, von einem Dieb zu stehlen, so war ein »Überläufer«, der einen Verräter kompromittierte, noch sicherer.
    »Sie sind bemerkenswerte Leute«, sagte er zu dem Finnen. »Ich bin sicher, daß wir wieder Geschäfte machen werden.«
    »Warum nicht? Es gibt hier noch eine alte Scharte auszuwetzen.«
    »Immer noch?« mußte Taleniekov fragen. »Nach so vielen Jahren?«
    »Das endet nie. Sie haben Glück, mein Freund. Sie leben nicht mit einem wilden, unberechenbaren Bären im Hinterhof. Versuchen Sie es einmal; es ist deprimierend. Haben Sie noch nie gehört, daß wir zuviel trinken?«
    Wassili sah den Wagen in der Ferne, ein schwarzer Schatten inmitten anderer Schatten, umgeben von dem Schnee auf der Straße. Der Morgen dämmerte; in einer Stunde würde die

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