Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
auskannte. Die Tür öffnete sich, und der Mann vom State Department trat ein.
    Scofield kannte ihn. Er war von der Planungsabteilung, ein Stratege für Geheimoperationen. Er war etwa gleichaltrig mit Bray, aber dünner, etwas kleiner und hatte eine Art aufgesetzter Fröhlichkeit an sich, die er nicht empfand, von der er aber hoffte, daß sie seinen Ehrgeiz verbarg. Das tat sie nicht.
    »Bray, wie geht es Ihnen, alter Freund?« sagte er laut und streckte ihm die Hand hin, um fröhlich die von Bray zu schütteln. »Mein Gott, das müssen beinahe zwei Jahre gewesen sein. Ich habe Ihnen ein paar Storys zu erzählen!«
    »Wirklich?«
    »Und ob!« Eine fröhliche Feststellung, keine Frage. »Ich bin zu meinem Zwanzigsten nach Cambridge gefahren und bin doch tatsächlich auf lauter Freunde von Ihnen gestoßen. Hören Sie, Kumpel, mir wurde das richtig zuwider. Ich wußte nicht mehr, wem ich welche Lügen über Sie erzählt habe! Du großer Gott, ich hatte Sie als Importanalytiker in Malaysia, Sprachexperten in Neuguinea und als Untersekretär in Canberra hingestellt. Es war richtig hysterisch. Ich meine, ich konnte mich einfach nicht mehr erinnern, so durchgedreht war ich.«
    »Warum hat sich denn jemand bei Ihnen nach mir erkundigt, Charlie?«
    »Nun, sie wußten, daß wir beide im Außenministerium waren; alle wußten, daß wir Freunde waren.«
    »Hören Sie doch auf damit. Wir waren nie Freunde. Ich nehme an, daß Sie mich ebensowenig leiden können wie ich Sie. Und betrunken habe ich Sie mein ganzes Leben lang nicht gesehen.«
    Der Mann vom Außenministerium stand wie erstarrt da; langsam verschwand das fröhliche Lächeln von seinen Lippen. »Sie wollen's also auf die harte Art haben?«
    »Ich will es so haben, wie es ist.«
    »Was war los?«
    »Wo? Wann? In Harvard?«
    »Sie wissen genau, wovon ich rede. Neulich nachts. Was war neulich nachts los?«
    »Sagen Sie es mir doch. Sie haben die Sache in Bewegung gesetzt, Sie haben die Räder gedreht.«
    »Wir haben ein gefährliches Loch entdeckt. Spionageaktivität über Jahre, durch die die Wirksamkeit unserer Raumüberwachung in solchem Maße beeinträchtigt wurde, daß das Ganze ein reiner Witz war. Wir wollten, daß das bestätigt wurde; Sie haben es bestätigt. Sie wußten, was getan werden mußte. Und dann gingen Sie einfach weg.«
    »Ich ging einfach weg«, nickte Scofield.
    »Und als ein Kollege Sie mit der Tatsache konfrontierte, haben Sie ihn körperlich verletzt. Ihren eigenen Kollegen!«
    »Ja, das hab' ich tatsächlich. Wenn ich Sie wäre, würde ich zusehen, daß ich ihn los werde. Versetzen Sie ihn nach Chile; dort unten kann er nicht viel mehr versauen.«
    »Andererseits werden Sie das wahrscheinlich nicht tun. Er ist Ihnen so ähnlich, Charlie. Er wird es nie lernen. Passen Sie auf. Eines Tages nimmt er Ihnen den Job weg.«
    »Sind Sie betrunken?«
    »Nein, leider nicht. Ich hab' es mir überlegt, aber meine Magensäure ist zu hoch. Wenn ich natürlich gewußt hätte, daß die Sie schicken, hätte ich es vielleicht versucht. Um der alten Zeiten willen natürlich.«
    »Wenn Sie nicht betrunken sind, dann müssen Sie nicht ganz bei Trost sein.«
    »Die Räder, die Sie in Bewegung setzten, haben leider die Kurve nicht geschafft.«
    »Hören Sie doch mit dem Bockmist auf!«
    »Wie altmodisch, Charlie. Heutzutage sagen wir einfach ›Schluß mit dem Scheiß‹ – obwohl…«
    »Jetzt reicht's! Was Sie getan haben – oder sollte ich sagen nicht getan haben – hat die Spionageabwehr erheblich gefährdet.«
    »Jetzt hören Sie mit dem Bockmist auf!« brüllte Bray und trat drohend einen Schritt auf den Mann vom Außenministerium zu. »Jetzt hab' ich mir genug von Ihnen angehört! Gar nichts habe ich gefährdet. Sie haben das! Sie und die übrigen Trottel dort drüben. Sie haben ein zusätzliches Loch in Ihrem gottverdammten Sieb gefunden und mußten es mit einer Leiche stopfen. Damit konnten Sie zum Vierziger-Ausschuß gehen und diesen Schweinen sagen, wie tüchtig Sie waren!«
    »Wovon reden Sie denn?«
    »Der alte Mann war ein Überläufer. Jemand hat sich an ihn herangemacht, aber er war tatsächlich ein Überläufer.«
    »Was soll das heißen ›herangemacht‹?«
    »Das weiß ich nicht genau; ich wünschte, ich wüßte es. Irgendwo ist in dieser Vier-Null-Akte etwas ausgelassen worden. Vielleicht eine Frau, die nie gestorben ist, sondern sich verborgen hielt. Oder Enkelkinder, bei denen sich niemand die Mühe gemacht hatte, sie in die Liste aufzunehmen.

Weitere Kostenlose Bücher