Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Ich weiß es nicht, aber irgend etwas ist da. Geiseln, Charlie! Deshalb hat er es getan. Und ich war sein Listok.«
    »Was bedeutet das?«
    »Herrgott, lernen Sie doch die Sprache. Sie wollen doch immer Experte sein.«
    »Hören Sie schon auf mit der Sprache. Ich bin Experte. Es gibt kein Beweismaterial, das für Erpressung spricht, das Zielobjekt hat nie eine Familie erwähnt. Er war ein Agent der sowjetischen Abwehr.«
    »Beweismaterial? Ach, kommen Sie schon, Charlie, selbst Sie wissen, daß das Unsinn ist. Wenn er gut genug war, um abzuhauen, war er auch raffiniert genug, um das zu verbergen, was es zu verbergen galt. Ich vermute, daß das Ganze eine Zeitfrage war. Sein Geheimnis – oder seine Geheimnisse – wurden entdeckt. Jemand hat sich an ihn herangemacht; seine Akte stinkt förmlich danach. Er lebte ein ungewöhnliches Leben, selbst für einen ungewöhnlichen Menschen.«
    »Das haben wir verworfen«, sagte Charlie erregt. »Er war ein Exzentriker.«
    Scofield blieb stehen und starrte den anderen an. »Sie haben das verworfen… Ein Exzentriker? Verdammt noch mal, Sie haben es gewußt. Sie hätten das benutzen können, ihm alles Mögliche aufbinden können. Aber nein, Sie wollten ja eine schnelle Lösung, damit Ihre Vorgesetzten auch erfuhren, wie tüchtig Sie waren. Benutzen hätten Sie ihn können, nicht ihn umbringen! Aber Sie wußten nicht, wie man das macht, also hielten Sie den Mund und riefen nach dem Henker.«
    »Das ist ja lächerlich. Sie können nie und nimmer beweisen, daß man sich an ihn herangemacht hat.«
    »Es beweisen? Ich brauche es nicht zu beweisen, ich weiß es.«
    »Wie?«
    »Weil ich es in seinen Augen gesehen habe, Sie Arschloch.«
    Der Mann vom Außenministerium zuckte zusammen. Dann sagte er leise: »Sie sind müde, Bray. Sie brauchen Ruhe.«
    »Eine Pension«, fragte Scofield, »oder einen Sarg?«
4
    Taleniekov trat aus dem Restaurant in den eisigen Wind hinaus, der den Schnee mit solcher Wucht vom Gehsteig aufwirbelte, daß er ihn einen Augenblick lang wie Nebel umgab und das Licht der Straßenlampe über ihm verdunkelte. Das würde wieder eine eisige Nacht werden. Nach dem Wetterbericht von Radio Moskau würde die Temperatur auf minus acht Grad Celsius sinken.
    Und doch hatte es schon früh am Morgen zu schneien aufgehört, die Pisten des Scheremetjewo-Flughafens waren geräumt, und das war alles, was Wassili Taleniekov in diesem Augenblick interessierte. Flug Nummer 85 der Air France war vor zehn Minuten nach Paris gestartet. An Bord der Maschine befand sich ein Jude, der zwei Stunden später mit Aeroflot nach Athen hätte fliegen sollen.
    Wenn er am Schalter von Aeroflot erschienen wäre, wäre er nicht nach Athen geflogen. Statt dessen hätte man ihn in ein Nebenzimmer gebeten. Dort hätte ihn eine Gruppe des Wodennya Kontra Rozwedka begrüßt. Damit hätte die ganze Absurdität ihren Anfang genommen.
    Es war dumm, dachte Taleniekov, als er nach rechts bog, den Kragen seines Mantels hochschlug und sich den Addjel tiefer in die Stirn zog. Dumm in dem Sinne, daß der WKR damit nichts erreicht hätte, außer einer Menge Peinlichkeiten. Es hätte niemanden getäuscht, am allerwenigsten diejenigen, die es beeindrucken sollte.
    Ein Dissident, der seine Haltung aufgab! Was für Witzblätter lasen diese jungen Fanatiker im WKR? Wo waren die älteren, klügeren Köpfe, wenn diese Narren solche Pläne vorschlugen?
    Als Wassili davon gehört hatte, hatte er gelacht, ja, tatsächlich gelacht! Das Ziel war es gewesen, eine kurze, aber intensive Kampagne gegen die zionistischen Vorwürfe durchzuführen und den Leuten im Westen zu zeigen, daß nicht alle Juden in Sowjetrußland dasselbe dachten.
    Der jüdische Schriftsteller war in der amerikanischen Presse so etwas wie eine kleine Berühmtheit geworden – der New Yorker Presse, um es genauer zu sagen. Er hatte zu jenen gehört, die mit einem amerikanischen Senator gesprochen hatten, der, anläßlich eines Besuchs in der Sowjetunion, zwölftausend Kilometer von seinen Wählern entfernt, offenbar Stimmen hatte sammeln wollen. Aber ganz abgesehen von seiner Rasse war er einfach kein guter Schriftsteller und seinen Religionsbrüdern sogar in gewisser Weise peinlich.
    Nicht nur, daß der Schriftsteller für einen solchen Plan falsch gewählt war; nein, es war sogar aus Gründen, die mit einer anderen Operation zusammenhingen, von großer Wichtigkeit, daß man es ihm gestattete, Rußland zu verlassen. Er war ein Geschenk für den Senator in

Weitere Kostenlose Bücher