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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sich ihm von hinten. Der Regen verschluckte seine Schritte. In der linken Tasche seines Regenmantels umfaßte seine Hand jetzt ein rundes, flaches Etui von fünf Zentimeter Durchmesser und weniger als drei Zentimeter Dicke. Es war mit wasserdichtem Plastik verkleidet. In dem Behälter war der Beweis: Eine Spule mit Film und eine Spule mit Magnetband. Beides konnte das KGB Amsterdam studieren.
    »Plakhaja notsch, stary prijatjel«, sagte Bray hinter dem Russen und nahm dabei die Automatik aus der Tasche.
    Der alte Mann drehte sich erschreckt um. »Warum haben Sie mit mir Kontakt aufgenommen?« fragte er auf russisch. »Ist etwas passiert?« Er sah die Waffe und hielt inne. Dann fuhr er fort, und in seine Stimme trat plötzlich an die Stelle der Angst eine seltsame Ruhe. »Ja, anscheinend ist etwas passiert. Ich bin plötzlich wertlos geworden. Nur zu, Genosse. Sie erweisen mir einen riesigen Gefallen.«
    Scofield starrte den alten Mann an; die durchdringenden Augen, in denen plötzlich keine Angst mehr stand. Es war nicht das erste Mal, daß er diesen Blick sah. Bray antwortete auf Englisch.
    »Sie haben sechs aktive Jahre verbracht. Unglücklicherweise haben Sie uns überhaupt keine Gefälligkeiten erwiesen. Sie waren nicht so dankbar, wie wir das erwartet hatten.«
    Der Russe nickte. »Amerikaner«, sagte er. »Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen. Eine eilig einberufene Konferenz in Amsterdam, mit Problemen, die man ebenso leicht in Houston hätte klären können. Und dann gestattet man mir die Ausreise, zwar unter allen möglichen Vorsichtsmaßnahmen und streng beschützt – wenn auch einem Schutz, der nicht vollständig ist. Aber Sie hatten sämtliche Codes und haben die richtigen Worte gebraucht. Und Ihr Russisch ist einwandfrei, prijatjel.«
    »Das ist meine Aufgabe. Was für eine Aufgabe hatten Sie?«
    »Sie kennen die Antwort doch. Deshalb sind Sie hier.«
    »Ich möchte den Grund erfahren.«
    Der alte Mann lächelte grimmig. »O nein. Sie bekommen nichts außer dem, was Sie erfahren haben. Sehen Sie, mir ist es mit dem, was ich gesagt habe, nämlich ernst. Sie werden mir einen Gefallen tun. Sie sind mein Listok.«
    »Die Lösung wofür?«
    »Tut mir leid.«
    Bray hob die Waffe; ihr kleiner Lauf glitzerte im Regen. Der Russe blickte darauf und atmete tief. Jetzt kehrte die Angst in seine Augen zurück, aber er zitterte nicht und sagte kein Wort. Und dann stieß Scofield plötzlich dem alten Mann die Waffe unter das linke Auge, stieß rücksichtslos zu, bis der Stahl sich ins Fleisch bohrte. Der Russe zitterte, blieb aber stumm.
    Bray war übel.
    Welchen Unterschied macht es?
    Keinen, Harry. Gar keinen. Jetzt nicht mehr.
    Eine Lektion mußte erteilt werden…
    Scofield senkte die Waffe. »Verschwinden Sie hier«, sagte er.
    »Was?…«
    »Sie haben gehört, was ich sage. Verschwinden Sie hier. Das KGB operiert von der Diamantenbörse an der Tolstraat aus. Die Tarnadresse ist eine Firma namens Hasidim, Diamant Bruusteen. Verschwinden Sie jetzt.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte der Russe mit kaum hörbarer Stimme. »Ist das wieder ein Trick?«
    »Verdammt noch mal!« schrie Bray, der jetzt zitterte. »Verschwinden Sie hier!«
    Einen Augenblick lang taumelte der alte Mann, dann griff er nach dem Geländer, um sich zu stützen. Er schob sich unsicher rückwärts davon und fing dann an, durch den Regen davonzulaufen.
    »Scofield!« Der Ruf kam von Harry. Er stand am westlichen Eingang der Brücke, direkt dem Russen im Wege. »Scofield. Um Himmels willen!«
    »Lassen Sie ihn laufen!« schrie Bray.
    Entweder kam das zu spät, oder der trommelnde Regen hatte seine Worte verschluckt; er wußte es nicht. Er hörte drei halblaute scharfe Schläge. Angewidert sah er zu, wie der alte Mann sich an den Kopf griff und dann gegen das Geländer stürzte.
    Harry war ein Profi. Er stützte die Leiche, gab einen letzten Schuß auf ihr Genick ab und schob sie dann mit einer fließenden Bewegung über das Geländer in den Kanal.
    Welchen Unterschied macht es?
    Gar keinen. Gar keinen mehr.
    Scofield wandte sich ab und ging auf die Ostseite der Brücke zu. Er schob die Automatik in die Tasche; plötzlich wog sie sehr schwer.
    Er konnte Schritte hören, die sich ihm durch den Regen näherten. Er war schrecklich müde und wollte sie nicht hören. Wollte sie ebensowenig hören, wie er Harrys durchdringende Stimme nicht hören wollte.
    »Bray, was zum Teufel ist dort hinten geschehen? Er wäre beinahe entkommen!«
    »Aber das ist er

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