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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zusammengelebt. Es waren herrliche Wochen gewesen, Wochen, angefüllt mit der Erregung und der Freude einer jungen Liebe. Dann schickte man sie eines Tages über den Checkpoint Kasimir. Es war eine unwichtige Sache, eine Protestdemonstration am Kurfürstendamm. Ein Kind, das andere Kinder führte und Parolen schrie, die es kaum verstand. Ein unwichtiges, unbedeutendes Ritual.
    Aber nicht für die Tiere der amerikanischen Besatzungsarmee, Abteilung G2, die ihr andere Tiere auf den Hals schickten.
    Ihre Überreste wurden in einem Leichenwagen zurückgeschickt, das Gesicht so zerschlagen, daß man es kaum zu erkennen vermochte. Der Rest ihres Körpers war förmlich zerfetzt, mit eingetrockneten Blutkrusten, welche die Farbe trockenen, roten Staubes hatten. Und die Ärzte hatten das Schlimmste bestätigt. Sie war wiederholt vergewaltigt worden und man hatte Sodomie an ihr begangen.
    Und an ihrer Leiche befestigt – der Zettel steckte an einem Nagel, den man durch ihren Arm getrieben hatte – standen die Worte: Steckt's euch in euren Kommunistenarsch. So wie in den ihren.
    Tiere!
    Amerikanische Tiere, die sich den Sieg gekauft hatten, ohne daß eine einzige Granate auf ihren Boden gefallen war. Deren Macht von einer ungehinderten Industrie ausging, die ungeheuere Profite aus dem Leid fremder Länder zog. Und deren Soldaten an hungrige Kinder Konserven verhökerten, um ihren Appetit auf anderes zu befriedigen. Es gab in allen Armeen Tiere, aber die Amerikaner waren die widerlichsten und selbstgerechtesten.
    Taleniekov war nach Moskau zurückgekehrt. Die Erinnerung an den scheußlichen Tod des Mädchens hatte sich in seine Gedanken eingebrannt. Was auch immer er vorher gewesen sein mochte, aus ihm war etwas anderes geworden. Viele behaupteten, er sei der Beste geworden, den es gab. Keiner konnte sich wünschen, besser zu sein als er. Er hatte den Feind gesehen, und der Feind war ein Abschaum. Aber jener Feind verfügte über Mittel, die jede Phantasie überstiegen, unglaublichen Reichtum. Darum war es notwendig, in Dingen, die man nicht kaufen konnte, besser zu sein als der Feind. Man mußte lernen, so wie er zu denken. Und dann mußte man besser denken als er. Wassili hatte das begriffen; er wurde der Meister der Strategie und der Gegenstrategie, ein Mann, der plötzlich unerwartete Fallen zuschnappen ließ; der dem Feind an der Stelle einen Schock versetzte, wo er ihn am wenigsten erwartete – Tod im Licht der Morgensonne, an einer überfüllten Straßenecke. Tod. Unter den Linden um fünf Uhr nachmittags. Zu jener Stunde, in welcher der Verkehr seinen Höhepunkt erreichte.
    Auch das hatte er zuwege gebracht. Jahre später hatte er die Ermordung jener Frau gerächt. Als Direktor des KGB in OstBerlin hatte er die Frau eines amerikanischen Killers über den Checkpoint gezerrt. Sie war ganz sauber und professionell überfahren worden, mit einem Mindestmaß an Schmerz; es war ein weit gnädigerer Tod als jener, den vor vier Jahren Tiere seiner Freundin bereitet hatten.
    Er hatte befriedigt genickt, als man ihm die Nachricht von ihrem Tod brachte. Doch er empfand keine Freude. Er wußte, was jener Mann durchmachte. So sehr er es auch verdiente, mochte sich bei ihm doch kein Hochgefühl einstellen. Denn Taleniekov wußte auch, daß jener Mann nicht ruhen würde, bis er seinerseits Rache genommen hatte.
    Und das tat er. Drei Jahre später in Prag.
    Ein Bruder.
    Wo war der verhaßte Scofield an diesen Tagen? fragte sich Wassili. Auch für ihn war beinahe ein Vierteljahrhundert vergangen. Beide hatten sie ihrer Sache gut gedient, das mußte man ihnen lassen. Aber Scofield hatte es leichter; die Dinge in Washington waren weniger kompliziert, die inneren Feinde traten klarer zutage. Der verhaßte Scofield mußte sich nicht mit solchen verrückten Amateuren wie der Gruppe Neun des WKR abgeben. Das amerikanische State Department hatte auch seine Verrückten, aber die standen unter strengerer Kontrolle, das mußte Wassili zigeben. In ein paar Jahren, wenn Scofield in Europa überlebte, würde er sich an irgendeinen fernen Ort zurückziehen und Hühner züchten, oder Orangen, oder zum Trinker werden. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, wie er in Washington überleben konnte, nur in Europa.
    Taleniekov mußte sich Sorgen machen, wie er in Moskau überleben sollte.
    Die Dinge… viele Dinge hatten sich in einem Vierteljahrhundert geändert. Auch er hatte sich geändert; dies heute abend war ein Beispiel, aber nicht das erste. Er

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