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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nicht«, sagte Scofield und ging schneller. »Sie haben dafür gesorgt.«
    »Da haben Sie verdammt recht! Um Himmels willen, was ist mit Ihnen tos?« Der jüngere Mann hatte Bray jetzt eingeholt; sein Blick richtete sich auf Scofields Hand. Jetzt konnte er das wasserdichte Etui sehen. »Herrgott! Sie haben es ihm nicht in die Tasche gesteckt!«
    »Was?« Dann begriff Bray, wovon Harry sprach. Er hob den Kopf, sah den kleinen Behälter an und warf ihn dann an dem jüngeren Mann vorbei über das Geländer.
    »Was machen Sie?«
    »Gehen Sie zum Teufel«, sagte Scofield leise.
    Harry blieb stehen, Bray nicht. Sekunden später hatte Harry ihn wieder eingeholt und packte ihn am Mantel. »Allmächtiger Gott! Sie haben ihn entkommen lassen!«
    »Nehmen Sie die Hände weg.«
    »Nein, verdammt! Sie können doch nicht…«
    Weiter kam Harry nicht. Brays rechte Hand schoß vor, seine Finger packten den Daumen des jungen Mannes und rissen ihn herum.
    Harry schrie auf; sein Daumen war gebrochen.
    »Gehen Sie zum Teufel«, wiederholte Scofield. Er verließ die Brücke.
    ***
    Der Treffpunkt lag in der Nähe der Rosengracht, das Zusammentreffen sollte im ersten Stock stattfinden. Das Wohnzimmer wurde von einem Feuer erwärmt, das gleichzeitig auch dazu diente, sämtliche Notizen zu vernichten, die vielleicht gemacht wurden. Ein Beamter des State Department war von Washington herübergeflogen; er wollte Scofield sozusagen an Ort und Stelle befragen, für den Fall, daß es Umstände gab, die man nur hier feststellen konnte. Es war wichtig, zu verstehen, was vorgefallen war, besonders bei jemandem wie Brandon Scofield. Er war der Beste von allen, der Kälteste, den sie hatten; er war für die amerikanische Abwehr von außergewöhnlichem Wert, ein Veteran mit zweiundzwanzigjähriger Erfahrung in den kompliziertesten »Verhandlungen«, die man sich vorstellen konnte. Man mußte ihn sehr vorsichtig anpacken… an Ort und Stelle. Nicht einfach infolge einer Beschwerde zurückbeordern, die ein Untergebener auf dem Dienstweg eingereicht hatte. Er war ein Spezialist, und etwas war passiert.
    Bray begriff das. Die Vorkehrungen, die man getroffen hatte, amüsierten ihn. Harry wurde am nächsten Morgen aus Amsterdam entfernt. Es bestand keine Möglichkeit, daß Scofield ihn sah. Von den wenigen Botschaftsangehörigen, die von dem Zwischenfall wissen mußten, wurde Bray so behandelt, als wäre überhaupt nichts gewesen. Man sagte ihm, er solle sich ein paar Tage frei nehmen; ein Mann käme von Washington herüber, um ein Problem in Prag zu diskutieren. So stand es in der CodeNachricht. War Prag nicht einer seiner alten Jagdgründe?
    Tarnung natürlich. Keine besonders gute übrigens. Scofield wußte, daß jetzt jede seiner Bewegungen in Amsterdam überwacht wurde, wahrscheinlich sogar von Teams der Firma. Und wenn er zu der Diamantenbörse an der Tolstraat gegangen wäre, hätte man ihn ohne Zweifel erschossen.
    Ein unauffälliges Mädchen unbestimmten Alters ließ ihn eintreten; eine Angestellte, die überzeugt war, daß das alte Haus dem pensionierten Ehepaar gehörte, das dort wohnte und sie bezahlte. Er sagte, er sei mit dem Besitzer und seinem Anwalt verabredet. Das Mädchen nickte und führte ihn die Treppe hinauf in das Wohnzimmer im ersten Stock.
    Der alte Herr war da, nicht aber der Mann vom State Department. Als das Mädchen die Türe schloß, sprach der Besitzer.
    »Ich warte ein paar Minuten und gehe dann in mein Appartement hinauf. Wenn Sie etwas brauchen, drücken Sie bitte den Knopf am Telefon. Es klingelt dann oben.«
    »Danke«, sagte Scofield und sah den Holländer an. Er mußte dabei an einen anderen alten Mann auf einer Brücke denken. »Mein Kollege sollte auch gleich kommen. Wir werden nichts brauchen.«
    Der Mann nickte und ging hinaus. Bray ging im Zimmer auf und ab und betastete geistesabwesend die Bücher auf den Regalen. Es kam ihm in den Sinn, daß er nicht einmal den Versuch machte, die Titel zu lesen; tatsächlich sah er sie nicht. Und dann wurde ihm bewußt, daß er überhaupt nichts empfand, weder Kälte noch Hitze, nicht einmal Ärger oder Resignation. Nichts empfand er. Er befand sich irgendwo in einer Wolke aus Dampf, benommen, all seine Sinne betäubt. Er fragte sich, was er zu dem Mann sagen würde, der fünftausend Kilometer weit geflogen war, um ihn zu sehen.
    Es war ihm gleichgültig.
    Er hörte Schritte auf der Treppe. Das Mädchen war offenbar von einem Mann weggeschickt worden, der sich in dem Haus

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