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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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war ganz spezifisch, selbst in den Punkten, wo die Motive das nicht waren. Er sammelte seine Waffen, bereitete seine Munition vor; mehr hatte er nicht. Er fiel auf das durchgelegene Bett zurück und schloß die Augen. Zwei oder drei Stunden Schlaf würden genügen.
    Er hörte, wie sein eigenes Flüstern zu der zersprungenen Decke emporschwebte.
    »Taleniekov… atme weiter. Toni, meine Liebe, meine Allerliebste. Bleib am Leben… Behalte deinen Verstand.«
    Die stattliche Frau in der Verwaltung des Krankenhauses schien verblüfft, würde aber Brays Wunsch nicht abschlagen. Schließlich waren die ärztlichen Informationen in ihrer Registratur nicht so vertraulich. Einem Mann, der sich als Regierungsbeamter identifizierte, mußte man schließlich helfen.
    »Nur um das klarzustellen«., sagte sie mit einem ausgeprägten Boston-Akzent und las die Etiketten auf den Aktenschubladen. »Der Senator will also die Namen der Ärzte und der Schwestern, die ihn während seines Aufenthalts hier in den Jahren dreiundfünfzig und vierundfünfzig gepflegt haben. Etwa von November bis März?«
    »Richtig. Wie ich schon sagte, das nächste Jahr ist eine Art Jubiläum für ihn. Dann sind es fünfundzwanzig Jahre, seit er seine ›Begnadigung‹ erhielt, wie er das nennt. Im Vertrauen gesagt, er will jedem von ihnen ein kleines Medaillon mit dem Namen des Betreffenden und seinen Dank schicken.«
    Die Frau hielt in ihrer Arbeit inne. »Ist das nicht wieder typisch für ihn? Sich zu erinnern, meine ich? Die meisten Leute erleben so etwas und wollen dann das Ganze vergessen. Sie stellen sich einfach vor, sie wären dem Tod noch einmal entwischt und zum Teufel damit. Bis zum nächstenmal natürlich. Aber nicht er, er ist so… besorgt, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Die Wähler wissen es auch, das kann ich Ihnen sagen. Massachusetts wird seinen ersten Präsidenten seit J. F. K. haben. Und diesmal wird keiner sagen, daß der Papst und die Kardinale das Weiße Haus kassiert haben.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, gab Bray ihr recht. »Ich möchte noch »mal auf den vertraulichen Charakter meines Besuches hinweisen. Der Senator möchte nicht, daß seine kleine Geste in die Öffentlichkeit dringt…« Scofield hielt inne und lächelte der Frau zu. »Im Augenblick sind Sie der einzige Mensch in Boston, der davon weiß.«
    »Oh, machen Sie sich da gar keine Sorgen. Ich kann schweigen. Für einen kleinen Brief von Senator Appleton, mit seiner Unterschrift und all dem, wäre ich wirklich sehr dankbar. Ich meine…« Die Frau hielt inne und tippte mit dem Finger gegen einen Aktenschrank. »Da sind wir«, sagte sie und öffnete die Schublade. »So, das sind die Namen der Ärzte – der Chirurgen, Anästhesieärzte, Berater – nach Stockwerken und Stationen; dann die Oberschwestern und eine Liste der eingesetzten Geräte. Die psychiatrischen Auswertungen und die Informationen bezüglich der Therapie finden Sie hier nicht; die können Sie nur unmittelbar durch den Arzt beschaffen. Aber das interessiert Sie ja nicht; man könnte meinen, ich rede hier mit einem dieser verdammten Versicherungsschnüffler.« Sie gab ihm die Akte. »Dort hinten ist ein Tisch. Wenn Sie fertig sind, legen Sie die Akte einfach auf meinen Schreibtisch.«
    »Geht in Ordnung«, sagte Bray, der es besser wußte. »Ich werde die Akte zurückstellen, da brauche ich Sie nicht zu stören. Nochmals vielen Dank.«
    »Ich danke Ihnen.«.
    Scofield überflog die Seiten schnell, um sich einen allgemeinen Eindruck zu verschaffen. Medizinisch überstieg das meiste, was er las, sein Verständnis, aber der Schluß, den er aus dem Ganzen zog, lag auf der Hand. Joshua Appleton war eher tot als lebendig gewesen, als ihn die Ambulanz nach dem Unfall auf der Turnpike ins Krankenhaus gebracht hatte. Fleischwunden, Quetschungen, Brüche sowie schwere Kopf-und Halswunden zeichneten das blutige Bild eines zerrissenen, menschlichen Gesichts und Körpers. Es gab Listen von Drogen und Seren, die man eingesetzt hatte, um das Leben zu verlängern, das am Ausklingen war, detaillierte Beschreibungen der komplizierten Geräte, die man eingesetzt hatte, um den Zerfall aufzuhalten. Ganz am Ende, Wochen später, begann der Prozeß sich umzukehren. Die um ein Vielfaches kompliziertere Maschine des menschlichen Körpers fing an, sich selbst zu heilen.
    Bray schrieb sich die Namen der Ärzte und der Schwestern auf, die er in den Listen fand. Zwei Chirurgen, einer davon ein Spezialist

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