Der Matarese-Bund
bestätigt, Lissabon. Was ist?«
»Mr. Secretary, binnen achtundvierzig Stunden werden Sie mit der Post einen Umschlag erhalten; in der linken oberen Ecke wird der Name Agate stehen…«
»Agate? Beowulf Agate?«
»Bitte, hören Sie mir zu, Sir. Lassen Sie sich den Umschlag direkt und ungeöffnet bringen. Er enthält einen detaillierten Bericht, der eine Reihe von Ereignissen beschreibt, die stattgefunden haben – und in diesem Augenblick stattfinden – welche auf eine Verschwörung hinauslaufen, die Kontrolle über die Regierung zu übernehmen…«
»Verschwörung? Bitte werden Sie deutlich. Eine kommunistische Verschwörung?«
»Das glaube ich nicht.«
»Sie müssen deutlicher werden, Mr. Scofield! Sie werden gesucht und mißbrauchen die Lissabon-Verbindung! Alarmrufe im eigenen Interesse nützen Ihnen nichts. Sie nützen auch dem Lande nichts.«
»Sie werden alle Einzelheiten, die Sie brauchen, in meinem Bericht finden. Darunter auch Beweise – - ich wiederhole, Beweise, Mr. Secretary –, daß im Senat ein Betrug vorliegt, der über zwanzig Jahre zurückgeht. Dieser Betrug ist so ungeheuer, daß ich keineswegs sicher bin, daß das Land den Schock ertragen kann. Es liegt vielleicht nicht einmal in seinem Interesse, den Betrug aufzudecken.«
»Erklären Sie sich!«
»Die Erklärung befindet sich in dem Umschlag. Aber keine Empfehlung; ich habe keine Empfehlungen. Das ist Ihre Angelegenheit und die des Präsidenten. Leiten Sie ihm die Information zu, sobald sie in Ihren Händen ist.«
»Ich befehle Ihnen, sich sofort bei mir zu melden!«
»Ich tauche in achtundvierzig Stunden auf, wenn ich dann noch lebe. In dem Fall will ich zwei Dinge; eine Rechtfertigung für mich und Asyl für einen sowjetischen Abwehrbeamten – wenn er noch lebt.«
»Scofield, wo sind Sie?«
Bray legte auf.
Er wartete zehn Minuten und tätigte den zweiten Anruf nach Lissabon. Fünfunddreißig Minuten später war der Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates an der Leitung.
»Mr. Chairman, binnen achtundvierzig Stunden erhalten Sie mit der Post einen Umschlag; in der linken oberen Ecke wird der Name Agate…«
Genau vierzehn Minuten nach Mitternacht hatte er den letzten Anruf beendet. Unter den Männern, die er erreicht hatte, waren ehrenhafte Männer. Der Präsident würde ihre Stimmen hören.
Er hatte achtundvierzig Stunden. Ein Leben lang. Es war Zeit für einen Drink. Zweimal während er telefonierte, hatte er zu der Flasche Scotch hinübergesehen und war nahe daran gewesen, sich einzureden, daß er seine Ängste beruhigen mußte, hatte aber beide Male darauf verzichtet. Solange er unter Druck stand, war er der kaltblütigste Mann, den er kannte; vielleicht war ihm nicht immer so zumute, aber so funktionierte er. Jetzt hatte er sich einen Drink verdient; das war der richtige Salut für den Anruf, den er jetzt plante, den Anruf bei Senator Joshua Appleton IV., geboren als Julian Guiderone, Sohn des Hirtenjungen.
Das Telefon klingelte. Das Geräusch erschreckte Bray so, daß er die Flasche in seiner Hand umkrampfte, ohne auf den Whisky zu achten, den er ausschenkte. Er floß über den Glasrand auf den Tisch. Es war unmöglich! Es gab keine Möglichkeit, die Gespräche mit Lissabon so schnell an ihren Ausgangspunkt zurückzuverfolgen. Die Leitungen schwankten jede Stunde, stellten sicher, daß es keine Ortungsmöglichkeit gab; man würde das ganze System auf mindestens acht Stunden abschalten müssen, um auch nur einen einzigen Anruf zu orten.
Lissabon war sicher; wenn man einen Anruf über Lissabon legte, war der Mann sicher, war sein Aufenthaltsort unbekannt, so lange zumindest, als es für ihn wichtig war.
Wieder klingelte das Telefon. Nicht abheben hieß nicht wissen, und Unwissen war unendlich gefährlicher als alles andere. Ganz gleich, was auch geschah, er hatte noch Karten auszuspielen, oder war zumindest davon überzeugt. Diese Überzeugung würde er dem anderen vermitteln. Er nahm den Hörer ab. »Ja?«
»Zimmer zwei-zwölf?«
»Was ist denn?«
»Hier spricht der Manager, Sir. Es ist eigentlich nichts, aber die Vermittlung hat – und das ist durchaus üblich – unsere Zentrale von Ihren Überseegesprächen informiert. Wir haben festgestellt, daß Sie keine Kreditkarte benutzt haben, sondern die Gespräche auf Ihr Zimmer berechnen lassen. Wir dachten, Sie würden vielleicht gerne wissen, daß die Gebühren im Augenblick über dreihundert Dollar betragen.«
Scofield blickte zu der fast leeren Flasche
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