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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Scotch hinüber. Die Skepsis eines echten Yankee würde sich nicht ändern, bis der ganze Planet in Stücke ging, und dann würden die Buchhalter von New-England das Universum auf Zahlung verklagen.
    »Warum kommen Sie nicht herauf? Ich gebe Ihnen das Geld für die Gespräche. In bar.«
    »Oh, das ist nicht nötig, gar nicht nötig, Sir. Ich bin auch gar nicht im Hotel, ich bin zu Hause.« Eine kurze, etwas peinlich wirkende Pause. »In Beverly. Wir werden einfach…«
    »Vielen Dank«, unterbrach ihn Bray und legte auf. Er ging zu der kleinen Anrichte und der Flasche Scotch zurück.
    Fünf Minuten später war er bereit. Eisige Ruhe hatte sich in ihm ausgebreitet, als er neben dem Telefon Platz nahm. Die Worte würden sich einstellen, weil die Wut da war; er brauchte sie sich nicht zurechtzulegen. Was er sich überlegt hatte, war ihre Folge. Erpressung, Kompromiß, Schwäche, Austausch. Irgend jemand im Matarese-Bund wollte mit ihm sprechen, ihn aus den logischsten Gründen der ganzen Welt für die Matarese gewinnen; er würde diesem Mann – wer auch immer er sein mochte – Gelegenheit geben, beides zu tun. Das war ein Teil des Austausches, das Vorspiel zur Flucht. Aber Beowulf Agate würde nicht den ersten Schritt auf dem Hochseil tun; der Schritt kam dem Sohn des Hirtenjungen zu.
    Er nahm den Hörer auf, dreißig Sekunden später hörte er die berühmte Stimme mit dem ausgeprägten Bostoner Akzent, die so viele an einen jungen Präsidenten erinnerte, den in Dallas die Kugel seines Mörders getroffen hatte.
    »Hello? Hello?« Der Senator war aus dem Schlaf geweckt worden; das hörte man an seinem Räuspern. »Wer spricht denn?«
    »Es gibt einen Grabstein in der Schweiz, in Col du Pillon. Wenn in dem Sarg darunter eine Leiche liegt, dann ist es nicht die des Mannes, dessen Name auf dem Stein steht.«
    Das Stöhnen am anderen Ende der Leitung wirkte elektrisierend, das Schweigen, das ihm folgte, war wie ein Schrei, den die Angst erstickt. »Wer…?« Der Mann war unfähig, die Frage auszusprechen.
    »Sie brauchen nichts zu sagen, Julian…«
    »Hören Sie auf!« Das war der Schrei.
    »Also gut, keinen Namen. Sie wissen, wer ich bin; wenn nicht, hat der Hirtenjunge seinen Sohn nicht informiert.«
    »Ich höre nicht mehr zu!«
    »Doch, das werden Sie, Senator. Im Augenblick ist der Telefonhörer Teil Ihrer Hand; Sie werden ihn nicht loslassen. Das können Sie nicht. Also hören Sie einfach zu. Am 11. November 1943 gingen Sie und ein guter Freund von Ihnen zu demselben Zahnarzt an der Main Street in Andover, Massachusetts. An jenem Tag ließen Sie Röntgenaufnahmen machen.« Scofield hielt genau eine Sekunde inne. »Ich habe diese Aufnahmen, Senator. Ihr Büro kann Ihnen das morgen früh bestätigen. Ihr Büro kann Ihnen auch bestätigen, daß gestern ein Bote der Administration von Ihrem augenblicklichen Zahnarzt in Washington einen Satz jüngerer Röntgenaufnahmen abgeholt hat. Schließlich könnte Ihr Büro, wenn Sie das wünschen, die Röntgenregistratur des Massachusetts General Hospital in Boston überprüfen lassen. Man wird dort feststellen, daß aus der Akte Appleton eine einzelne Platte fehlt; eine Frontalröntgenaufnahme, die vor fünfundzwanzig Jahren angefertigt wurde. Seit einer Stunde befinden sich sämtliche Unterlagen in meinem Besitz.«
    Ein leises, klagendes Geräusch kam vom anderen Ende der Leitung, ein Stöhnen ohne Worte.
    »Hören Sie weiter zu, Senator«, fuhr Bray fort. »Sie haben eine Chance. Wenn das Mädchen noch lebt, haben Sie eine Chance, wenn nicht, haben Sie keine. Was den Russen angeht, wenn er sterben muß, dann werde ich derjenige sein, der ihn tötet. Ich denke, Sie wissen, weshalb. Sehen Sie, man könnte sich arrangieren. Was ich weiß, will ich nicht wissen. Was Sie tun, interessiert mich nicht, nicht mehr. Was Sie wollen, haben Sie bereits gewonnen. Männer wie ich arbeiten am Ende immer für Leute wie Sie. Am Ende gibt es keinen großen Unterschied zwischen Ihresgleichen. Nirgends gibt es den.« Wieder hielt Scofield inne, der Köder lockte; würde er ihn nehmen?
    Er tat es, sein Flüstern klang heiser, das, was er sagte, tastend, suchend. »Es gibt… Leute, die mit Ihnen sprechen wollen.«
    »Ich höre. Aber erst, wenn das Mädchen frei ist und man mir den Russen übergeben hat.«
    »Die Röntgenaufnahmen…?« Das klang atemlos; ein Mann war am Ertrinken.
    »Das ist der Tausch.«
    »Wie?«
    »Darüber werden wir verhandeln. Sie müssen verstehen, Senator, das einzige, was

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