Der Matarese-Bund
Matarese vor den falschen Leuten – der falschen Person – in Washington erwähnt.
Er nahm den Hörer ab und wählte; es klingelte dreimal, bis die Vermittlung sich meldete und seine Zimmernummer verlangte. Er gab sie an und dann klingelte es in der Ferne weiter.
»Hello?«
»Hör' zu! Keine Zeit. Verstehst du?«
»Ja. Sprich.«
Sie kannte ihn, sie begriff. Er sprach ganz schnell in französischer Sprache, die Augen am Sekundenzeiger seiner Uhr. »Botschafter Robert Winthrop. Georgetown. Nimm zwei Männer von der Firma mit, keine Erklärungen. Wenn Winthrop da ist, verlangst du ihn alleine zu sprechen, aber du darfst nichts laut sagen. Gib ihm einen Zettel mit den Worten: ›Beowulf will Sie erreichen.‹ Er soll schriftlich antworten. Der Kontakt muß steril sein. Ich rufe wieder an.«
Siebzehn Sekunden.
»Wir müssen sprechen«, antwortete sie schnell. »Ruf wieder an.«
Er legte auf; ihr würde nichts passieren. Es war unwahrscheinlich, daß die Matarese sie gefunden und ihre Leitung angezapft hatten. Aber selbst wenn sie das getan hatten, würden sie sie nicht töten. Es brachte viele Vorteile, wenn man den Zwischenträger leben ließ. Es war viel zu auffällig, die Männer von der Firma zu töten, die sich in ihrer Gesellschaft befanden. Außerdem hatte seine Verantwortung unter den vorliegenden Umständen Grenzen; es tat ihm leid, aber so standen die Dinge.
Die Zeit für Lissabon war gekommen. Er hatte seit Rom gewußt, daß er Lissabon benutzen würde, wenn der richtige Augenblick gekommen war. Er konnte nur ein einziges Mal eine Reihe von Telefongesprächen über Lissabon leiten. Sobald nämlich diese Gespräche einmal in den Datenspeichern registriert waren, würden Computer rote Karten in Alarmschlitze auswerfen und andere Computer in Langley würden feststellen, wo die Quelle war. Dann würden von diesem Punkt keine Anrufe mehr ausgehen dürfen, würden alle Sendungen eingestellt werden. Der Zugang zu Lissabon beschränkte sich auf jene, die ausschließlich mit Überläufern höchsten Ranges zu tun hatten. Männer, die in Notfällen direkten Zugang zu ihren Vorgesetzten in Washington brauchten, die ihrerseits befugt waren, sofortige Entscheidungen zu treffen. Höchstens zwanzig Abwehrbeamte im Lande besaßen die Codes für Lissabon. Niemand in Washington lehnte je einen Anruf aus Lissabon ab. Man wußte nie, ob nicht ein General oder ein Kernphysiker oder ein hohes Mitglied des Präsidiums oder des KGB der Preis war.
Ebenso herrschte Einigkeit darüber, daß jeder Mißbrauch von Lissabon zu ernsten Folgen für den Schuldigen führen würde. Bray amüsierte das Konzept; der Mißbrauch, den er zu verüben im Begriffe war, ging über alles hinaus, was die Männer, die die Regeln aufgestellt hatten, sich dabei gedacht hatten. Er sah die fünf Namen und die Titel an, die er gleich anrufen würde. Die Namen selbst waren nicht so ungewöhnlich; vermutlich fand man sie in jedem Telefonbuch. Ihre Stellungen freilich standen in keinem Telefonbuch.
Der Außenminister.
Der Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates.
Der Direktor des CIA.
Der Chefberater des Präsidenten für Außenpolitik.
Der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs.
Die Wahrscheinlichkeit, daß einer, möglicherweise auch zwei dieser Männer Consiglieri der Matarese waren, hatte Bray dazu bewogen, seinen Schriftsatz nicht unmittelbar an den Präsidenten zu senden. Taleniekov und er hatten angenommen, daß sie, sobald sie die Beweise in Händen hielten, die beiden Führer ihrer jeweiligen Länder erreichen und überzeugen konnten. Doch das stimmte nicht; Präsidenten und Premierminister wurden zu scharf bewacht, zu gut geschützt; Nachrichten wurden filtriert, Worte interpretiert. Andere mußten die Präsidenten und Premierminister erreichen. Männer, deren in Vertrauen und Verantwortung begründeten Positionen ohne Fehl und Tadel waren; solche Männer mußten ihnen die Nachricht überbringen, nicht ›Verräter‹.
Die Mehrzahl derer, die er anrufen wollte, wenn nicht alle, waren dem Wohl der Nation verpflichtet; jeder von ihnen hatte Zugang zum Präsidenten. Das war alles, was er verlangte. Keiner würde einen Anruf aus Lissabon ablehnen. Er nahm den Hörer ab und wählte die Überseevermittlung.
Zwanzig Minuten später rief die Vermittlung zurück. Lissabon hatte, wie stets, die Verbindung nach Washington schnell hergestellt; der Außenminister war an der Leitung.
»Hier ist State One«, sagte der Minister. »Ihre Codes sind
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