Der Matarese-Bund
für mich jetzt wichtig ist, bin ich. Das Mädchen und ich, wir wollen nur entkommen.«
»Was…?« Wieder war der Mann unfähig, die Frage zu formulieren.
»Was ich will?« führte Scofield den Satz für ihn zu Ende. »Einen Beweis, daß sie lebt, daß sie noch gehen kann.«
»Ich verstehe nicht.«
»Sie verstehen auch nicht viel von einem solchen Austausch.
Ein Paket, das sich nicht bewegen kann, ist kein Paket; dann gibt es eben keinen Tausch. Ich will Beweise; ich habe ein sehr gutes Fernglas.«
»Fernglas?«
»Ihre Leute werden das verstehen. Ich will eine Telefonnummer und eine Sichtmöglichkeit. Ich halte mich natürlich in der Umgebung von Boston auf. Ich rufe Sie morgen früh an. Unter dieser Nummer.«
»Morgen ist eine Senatsdebatte, ein Quorum…«
»Die werden Sie eben verpassen«, sagte Bray und legte auf.
Der erste Zug war getan; die Nacht über würden die Telefonleitungen zwischen Washington und Boston heißlaufen. Zug und Gegenzug, Stoß und Abwehr; die Verhandlungen hatten begonnen. Er sah die Umschläge auf dem Tisch an. Zwischen den einzelnen Gesprächen hatte er sie verklebt, sie gewogen und frankiert; sie waren bereit, konnten verschickt werden.
Mit einer Ausnahme; es gab keinen Grund zu der Annahme, daß er ihn versenden würde. Die Tragödie lag im Verschwinden des Mannes und dem, was er vielleicht getan hatte. Es war Zeit, seine alte Freundin aus Paris wieder anzurufen. Er nahm den Hörer ab und wählte.
»Bray, Gott sei Dank! Wir warten seit Stunden!«
»Wir?«
»Botschafter Winthrop.«
»Er ist dort?«
»Es ist schon gut. Es ist außergewöhnlich gut gelaufen. Sein Mitarbeiter, Stanley, hat mir versichert, daß ihnen unmöglich jemand gefolgt sein kann, und daß alle der Ansicht sind, der Botschafter wäre in Alexandria.«
»Stanley ist gut!« Scofield war nahe daran, vor tiefster Erleichterung, schierer Freude, aufzuschreien. Winthrop lebte!
Seine Flanken waren gesichert, die Matarese vernichtet. Er war frei und konnte verhandeln, wie er noch nie zuvor in seinem Leben verhandelt hatte. Er war der Beste, den es gab. »Laß mich mit Winthrop sprechen.«
»Brandon, ich bin am Apparat. Ich fürchte, ich habe Ihrer Bekannten das Telefon recht unsanft weggenommen. Entschuldigen Sie, meine Liebe.«
»Was ist passiert? Ich habe versucht, Sie anzurufen…«
»Ich war verwundet – nicht sehr –, aber genug, um mich in Behandlung begeben zu müssen. Ich ging zu einem Arzt in Fredricksburg, den ich kannte; er hat eine Privatklinik. Der älteste der sogenannten ›elder Statesmen‹ konnte ja nicht gut mit einer Kugel im Arm im Krankenhaus in Washington auftauchen. Ich meine, können Sie sich vorstellen, daß Harriman mit einer Schußwunde in einer Unfallstation in Harlem erscheint?… Und Sie konnte ich nicht weiter hineinziehen.«
»Jesus. Das hätte ich bedenken müssen«
»Sie hatten genug zu bedenken. Wo sind Sie?«
»In einem Vorort von Boston. Es gibt so viel zu sagen, aber nicht am Telefon. Es ist alles in einem Umschlag, zusammen mit vier Röntgenstreifen. Ich muß es schnellstens zu Ihnen schaffen; Sie müssen es dem Präsidenten bringen.«
»Die Matarese?«
»Mehr als wir beide uns hätten vorstellen können. Ich habe die Beweise.«
»Nehmen Sie die erste Maschine nach Washington. Ich werde sofort Verbindung mit dem Präsidenten aufnehmen und dafür sorgen, daß Sie Schutz bekommen, eine Militäreskorte, wenn nötig. Die Suche nach Ihnen wird abgebrochen.«
»Das kann ich nicht, Sir.«
»Warum nicht?« Die Stimme des Botschafters klang ungläubig.
»Es… es geht um Geiseln. Ich brauche Zeit. Man wird sie töten, wenn ich nicht verhandle.«
»Verhandeln? Sie brauchen nicht zu verhandeln. Wenn Sie das haben, was Sie behaupten, können Sie das der Regierung überlassen.«
»Man braucht nur eine Fünftelsekunde Zeit und kaum Kraft, um einen Abzug zu betätigen«, sagte Scofield. »Ich muß verhandeln… aber sehen Sie, das kann ich jetzt. Ich bleibe mit Ihnen in Verbindung und informiere Sie über den Austausch. Sie können mir dort Deckung geben.«
»Wieder diese Worte«, sagte Winthrop. »Die gehören zu Ihrem festen Vokabular, nicht wahr?«
»Ich bin noch nie so dankbar für diese Worte gewesen wie jetzt.«
»Wieviel Zeit brauchen Sie?«
»Das kommt darauf an; das ist ein wenig schwierig. Vierundzwanzig, möglicherweise dreißig Stunden. Jedenfalls weniger als achtundvierzig; das ist der Termin.«
»Schicken Sie mir die Beweise, Brandon. Es gibt da
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